NBA

Der Doppel-Johnson-Effekt

Von Haruka Gruber
Die Nets rund um Jerry Stackhouse (l.) beendeten ihre Negativ-Serie
© Getty

Das nennt man wohl Trotzreaktion: Brooklyns Krise setzte sich gegen Philadelphia nahtlos fort - doch nach einer Auszeit des unter Beschuss stehenden Avery Johnson verändete sich alles zum Guten. Die Nets besiegten die 76ers 95:92.

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Damit beendeten sie die Negativserie von Saison übergreifenden 6 Heimniederlagen in Folge gegen Philadelphia. Wichtiger noch war der Erfolg angesichts des Tiefs zuletzt: Brooklyn hatte 8 der vergangenen 10 Spiele verloren.

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Für die 76ers hingegen, ebenfalls ein Aspirant auf die Playoffs, setzt sich die Misere fort: Es war die 6. Niederlage aus den letzten 7 Spielen.

Der beste Werfer bei Brooklyn war passenderweise der Namensvetter des Coaches. Joe Johnson erzielte 22 Punkte.

Das mit Spannung erwartete Point-Guard-Duell zwischen Brooklyns Superstar Deron Williams und dem aufstrebenden Jrue Holiday endete mit leichten Vorteilen für die Entdeckung der Sixers. Williams steigerte sich im Verlauf und beendete die Partie mit 16 Punkten, 6 Rebounds und 5 Assists. Für Holiday, Topscorer des Abends, wurden 24 Punkte, 6 Rebounds sowie 9 Assists notiert.

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Reaktionen:

Deron Williams (Brooklyn Nets): "Wir brauchten den Sieg unbedingt. Wir mussten wieder in die Erfolgsspur zurückkehren, vor allem in einem Heimspiel. Wir haben Spielsystems eingebaut, die wir in den letzten Jahren schon genutzt hatten. So gab es mehr Kontinuität. Wir haben die Systeme zu Ende gespielt und einige offene Würfe bekommen."

Joe Johnson (Brooklyn Nets): "Wir haben mit viel mehr Intensität gespielt. Wir hatten viel mehr Spaß. Wir haben darüber im Training am Tag davor gesprochen. Wir hatten eine tolle Trainingseinheit und das hat man im Spiel auich gesehen."

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Vor dem Tipoff: New Jersey mit einer Überraschung: Kris Humphries (letzten 4 Spiele: 3,5 PKT, 27,7 FG) muss auf die Bank, für ihn beginnt Keith Bogans. Gerald Wallace rückt auf die Power-Forward-Position und überlässt Bogans die Small-Forward-Position. Der in dieser Saison so überraschend starke Veteran Jerry Stackhouse kehrt nach Knieverletzung zurück.

Die erste Fünf der Sixers wie erwartet. Noch auf unbestimmte Zeit fällt Philadelphias Top-Zugang Andrew Bynum aus, wie in den vergangenen Spielen vertritt ihn Lavoy Allen.

7.: Philly beginnt stark, vor allem Allen auffällig: schon 5 Rebounds und 4 Punkte. Sein zweiter Treffer bringt die Sixers mit 12:4 in Front. Brooklyn-Coach Johnson nimmt das Timeout.

10.: Der Beweis, warum aktuell Johnson und nicht D-Will der MVP der Nets ist: Mit einem spektakulären Off-Balance-Jumper leitet er Brooklyns 18:0-Run (!) ein. 22:12 Nets.

17.: Nach schwachem Start schenkt Turner den Nets 8 Punkte in 3:07 Minuten ein. 28:25 Nets.

23.: Das kommt auch nicht alle Tage vor: Erst jetzt nimmt Philadelphia die ersten Freiwürfe des gesamten Spiels. Young 2/2. 43:41 Nets.

30.: Mit seinm Allround-Game war Wallace schon in der ersten Halbzeit der vielleicht beste Nets-Spieler. Jetzt fängt er sogar an zu scoren: schon 9 Punkte in den letzten 4:51 Minuten. 57:51 Nets.

36.: Wer noch daran zweifelt, dass Young mehr ein Power Forward als ein Small Forward ist: Thad wühlt sich durch die Nets-Zone und liefert alleine im dritten Viertel 12 Punkte. Aber: Johnson kontert mit 2 Dreiern in Serie, der letzte mit dem Buzzer. 69:64 Nets.

45.: Wo kommt der denn her? Bogans, sonst nur für die Drecksaufgaben zuständig, plötzlich mit 8 Punkten in 3:36 Minuten. 86:78 Nets.

48.: Brooklyn verpasst es, frühzeitig die Partie zu entscheiden, daher findet zum Ende hin ein unnötiger Freiwurf-Marathon statt, was nichts am Ausgang ändert. Die Nets gewinnen 95:92.

Den Monster-Run der Nets noch mal sehen: Das gesamte Spiel im RE-LIVE!

Der Star des Spiels: Gerald Wallace. Die interessantesten Nets-Fragen vor dem Spiel: Befreit sich D-Will aus der Mittelmäßigkeit (Antwort: jein)? Bleibt Johnson die erste Offensiv-Option (Antwort: ungewiss)? Untermauert Lopez seine All-Star-Ambitionen (Antwort: jein)? Stattdessen wurde der sonst weniger beachtete Wallace zum wichtigsten Mann des Abends. Der Swingman wurde diesmal als Power Forward eingesetzt und brachte auch von der ungewohnten Position seine Vielseitigkeit ein. Er reboundete (9), gab Assists (6), klaute Bälle (2) - und punktete sogar regelmäßig (14). Kurzum: Er machte immer genau das, was die Mannschaft benötigte.

Der Flop des Spiels: Jason Richardson. Wenn 4 Spieler aus der Starting Five zumindest phasenweise überzeugen, fällt es umso mehr auf, wenn der Fünfte schwächelt. Richardson traf nur 2/10 aus dem Feld und erzielte leidliche 5 Punkte. Außerdem wusste er sich in der Defense gegen Nets-Topscorer Johnson häufig nur mit einem Foul zu behelfen (4). Nicht verwunderlich, dass er mit -14 die schlechteste Plus/Minus-Bilanz aller Spieler aufwies.

Analyse: Seltsamer Beginn mit Up-and-Downs beider Teams: New Jersey liegt früh 4:12 zurück, nur um nach einem Timeout von Avery Johnson ein 18:0-Lauf zu starten. Der von Williams kritisierte Coach wird den Run mit Genugtuung verfolgt haben. Insgsamt spielte Brooklyn nicht gut, aber immerhin als Team.

Auffällig das Bemühen in der Offensive, den Ball zu bewegen statt Isolation Plays zu laufen, worüber sich Williams beschwert hatte. Der renitente Superstar hielt sich zum Wohle des Kollektivs zurück und überließ Johnson und Lopez die meisten Würfe.

Dennoch wird abzuwarten sein, wie es bei den Nets weitergeht: Mit der Degradierung von Humphries könnte erneut Unruhe einkehren. Die Double-Double-Maschine der letzten beiden Saisons wurde aus der Starting Five genommen und rutschte in der Rotation gegen die Sixers sogar hinter Rookie Tornike Shengelia und kassierte ein DNP.

Bei Philadelphia ist die Lage eine andere: Zwischenmenschlich sind keine Probleme mit Coach Doug Collins bekannt. Umso bitterer die Erkenntnis, dass die Sixers ohne Bynum nur bedingt Playoff-tauglich sind - unabhängig davon, wie gut der Rest der Mannschaft spielt. Von Richardson abgesehen zeigten alle Starter eine ordentliche bis gute Leistung, selbst Bynums wenig profilierter Backup Allen (12 Punkte, 9 Rebounds) hielt sich gut gegen den wesentlich talentierteren Lopez.

Was bleibt ist die Hoffnung, dass Bynum in dieser Saison doch noch einsatzfähig ist - und die Reservisten endlich mehr Konstanz zeigen. Nach teils starken Leistungen in den Spielen davor wurden für die Top-3-Bankspieler Wright, Hawes und Young addiert nur 18 Punkte bei katastrophaler Quote (6/21) verzeichnet.

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