Dodgers vs. Rays: Starting Pitching
- Dodgers: Walker Buehler (RH), Clayton Kershaw (LH), Julio Urias (LH), Tony Gonsolin (RH)
- Rays: Blake Snell (LH), Tyler Glasnow (RH), Charlie Morton (RH), Ryan Yarbrough (LH)
Wie wichtig ist Starting Pitching in der Postseason 2020? Es ist wichtig, aber vielleicht nicht entscheidend, da Bullpens und die progressive Nutzung der Relief Pitcher auf beiden Seiten eine große Rolle spielen.
Betrachtet man die Protagonisten aber im Einzelnen, dann verfügen die Dodgers freilich über die größeren Stars. Kershaw, ein dreimaliger Cy-Young-Gewinner und sogar MVP der National League, ist schon jetzt ein sicherer zukünftiger Hall-of-Famer und immer noch auf ganz hohem Niveau unterwegs, während Buehler das Ace dieses Teams ist. Dahinter wird die Rotation fragwürdig und Manager Dave Roberts zeigte sich wiederholt bereit, eher auf einen Opener zu setzen, anstatt einen Urias oder einen Gonsolin von Beginn an ran zu lassen.
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Bei den Rays wiederum stehen im Grunde zweieinhalb formidable Starter parat. Allerdings hat Snell zuletzt im Vorjahr sechs Innings in einem Start gepitcht, was nur zum Teil Absicht war. Charlie Morton zeigte bislang die stabilsten Vorstellungen in dieser Postseason und hat in Spiel 7 gegen die Astros bereits sein drittes Entscheidungsspiel in der Postseason gewonnen - ein Big-Game-Typ eben. Und Glasnow hat wohl den besten Stuff aller Pitcher dieses Staffs, doch wird auch er keine fünf - geschweige denn sechs volle - Innings pitchen. Er ist dann am effektivsten, wenn er "den Tank leert", also Vollgas gibt, dann aber nur maximal zweimal durchs gegnerische Lineup geht und schließlich früh rausgenommen wird.
Den Rest der Serie werden die Rays ziemlich sicher mit Opener wie John Curtiss oder Shane McClanahan bestreiten, woraufhin dann zum Beispiel Yarbrough als Longman parat stünde.
Fazit: Vorteil Dodgers.
Dodgers vs. Rays: Bullpen
- Dodgers: Kenley Jansen (RH), Blake Treinen (RH), Pedro Baez (RH), Brusdar Graterol (RH), Joe Kelly (RH), Dustin May (RH)
- Rays: Nick Anderson (RH), Diego Castillo (RH), Pete Fairbanks (RH), Ryan Thompson (RH), John Curtiss (RH), Jose Alvarado (LH), Shane McClanahan (LH)
Krise überwunden? Nachdem Closer Kenley Jansen zu Beginn der Postseson geschwächelt hatte, fing er sich und pitchte in den Spielen 5 und 6 gegen Atlanta sehr effektiv. Spiel 7 brachte indes Urias mit 3 Shutout-Innings zum Schluss zu Ende. Zudem vertraut Roberts in brenzligen Situationen auch sehr auf den nicht immer sattelfesten Treinen oder eben Baez und Graterol für die mittleren Innings. May wiederum ist eigentlich Starter, wird aber wohl höchstens den Opener geben, da sein 2-Seam-Fastball zwar abartig gut ist, aber auch aktuell sein einziger brauchbarer Pitch ist - zu berechenbar für längere Postseason-Auftritte.
Die Rays wiederum sind wohl der feuchte Traum eines jeden Bullpenning-Fanatikers. Wer es dem Gegner so richtig schwer machen will, der bringt einfach stets neue Pitcher, die allesamt um die 100 Meilen pro Stunde schnelle Fastballs werfen und dazu noch guten Off-Speed-Stuff einstreuen können. Das gilt für Anderson, Castillo, Fairbanks und Thompson. Und die Rays haben nachweislich keine Sorgen, die auch nahezu alle in einem Spiel zu bringen. Das einzige Problem könnte sein, dass diesen Elite-Armen so langsam die Puste ausgehen könnte - die zwei geplanten Off-Days nach den Spielen 2 und 5 sind da wohl Gold wert.
Fazit: Rays.
Dodgers vs. Rays: Manager
- Dave Roberts (Dodgers) vs. Kevin Cash (Rays)
Dave Roberts steht mit den Dodgers nun zum dritten Mal seit 2017 in der World Series. In den ersten beiden Anläufen setzte es gegen die Astros eine Pleite in sieben Spielen, gegen die Red Sox eine in nur fünf Spielen. Nun soll endlich der große Wurf gelingen, zumal die Dodgers trotz massiver Investitionen in den vergangenen Jahren - nicht zuletzt ist hier der Monstervertrag für Betts in diesem Jahr zu nennen - seit 1988 auf eine Meisterschaft warten. Roberts ist Analytics gegenüber durchaus aufgeschlossen, wie sein Bullpen-Management und auch seine variablen Lineups klar unterstreichen. Doch er neigt öfter dazu, sich mit seinem Bauchgefühl zuweilen selbst im Weg zu stehen, was zu teils abstrusen Entscheidungen führt, die auch ihren Anteil an den Misserfolgen in den vergangenen Jahren hatten.
Kevin Cash wiederum ist der ultimative Analytics-Manager. Er und sein Front Office haben offensichtlich einen klaren Plan für alle Situationen im Spiel. Kaum ein Team spielt mehr defensive Shifts, kaum ein Team hält sich so penibel an Game Plans wie die Rays. Cash lebt diesen neumodischen Ansatz vor und das war auch ein Hauptgrund für den Erfolg der vergangenen Jahre. Bauchgefühl versucht er dabei konsequent zu unterdrücken, was objektiv betrachtet vielleicht der bessere Weg ist, auch wenn der Faktor Mensch dem natürlich im Weg stehen kann.
Fazit: Vorteil Rays.
World Series 2020: Die SPOX-Prognose
Die einen warten seit 1988 auf einen Titel, es wäre der siebte in der Franchise-Geschichte. Die anderen wurden erst 1998 gegründet und stehen erst zum zweiten Mal überhaupt im Fall Classic. Während die Dodgers von ihren jüngsten Misserfolgen angetrieben sind, die zu allem Überfluss unter dubiosen Umständen zustande kamen - sowohl die Astros 2017 als auch die Red Sox 2018 waren in Sign-Stealing-Skandale verwickelt und wussten essenziell, welche Pitches kommen würden -, ist es bei den Rays schlicht der Durst nach Erfolg. Erfolg, den es so noch gar nicht gab in diesem Team. Beide sind sehr tief besetzt, haben gutes Pitching und potente Offensiven, doch nimmt man alles zusammen, könnte letztlich die Erfahrung der Dodgers den Ausschlag geben. Prognose: Dodgers in 7 Spielen.