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MLB - Yankees-Legende Lou Gehrig: Das Iron Horse der Murderer's Row

Lou Gehrig, "The Iron Horse" spielte in 2130 Spielen in Serie ohne Unterbrechung.
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Lou Gehrig: Monströse Power als Teenager

Schon zu High-School-Zeiten konnte Gehrig kaum ein Ballpark halten. Bei einem Auswahlspiel im Cubs Park - das heutige Wrigley Field - in Chicago hämmerte Gehrig mal einen Ball gänzlich aus dem Stadion und auf die Straße - als 17-Jähriger. Völlig unvorstellbar zur damaligen Zeit.

Gehrig machte sich schnell einen Namen im Baseball. Ein Name, der weit über seine Lebzeiten hinausgehen sollte. 1969 wurde er etwa zum größten First Baseman aller Zeiten von der Baseball Writers' Association gewählt. 1999 wählten ihn Fans als Spieler mit den meisten Stimmen ins MLB All-Century Team. Und natürlich ist er im berühmten Monument Park des Yankee Stadiums verewigt.

In seinen finalen Jahren als Yankee wurde er zum Captain des Teams ernannt. Eine Ehre, die nur elf Spielern insgesamt seit 1913 zu Teil wurde. Nach Gehrig, der das Amt für vier Jahre bekleidete, hatten die Yankees bis 1976 (Thurman Munson) keinen offiziellen Team Captain mehr.

New York Yankees: Team Captains seit 1913

NamePositionAmtszeit
Frank ChanceFirst Baseman1913
Roger PeckinpaughShortstop1914-1921
Babe RuthOutfielder1922
Everett ScottShortstop1922-1925
Lou GehrigFirst Baseman1935-1939
Thurman MunsonCatcher1976-1979
Craig NettlesThird Baseman1982-1984
Willie RandolphSecond Baseman1986-1988
Ron GuidryPitcher1986-1988
Don MattinglyFirst Baseman1991-1995
Derek JeterShortstop2003-2014

1936 bezeichnete ihn das Magazin Time als den "Nummer 1 Schlagmann des Spiels". In der Coverstory hieß es, Gehrig verkörpere "jungenhaften Stolz darin, einen Baseball so weit wie möglich zu schlagen und die Bases so schnell wie möglich zu umrunden".

Im selben Jahr machte er auch einen Abstecher in die Showbiz-Welt. Auf Anraten seiner Frau engagierte Gehrig den Agenten von Babe Ruth. Mit dessen Hilfe durfte Gehrig für die Rolle des Tarzan vorsprechen, nachdem Johnny Weissmuller die begehrte Filmrolle aufgegeben hatte. Es ging so weit, dass Gehrig gar in einem Leoparden-Kostüm abgelichtet wurde. Das Bild machte durch alle Medien die Runde, wirkte jedoch eher lächerlich als anmutig.

Die Rolle bekam er letztlich nicht, dafür jedoch ein vielsagendes Telegramm vom Erfinder Tarzans, Edgar Rice Burroughs: "Ich möchte Sie dazu beglückwünschen, ein bombiger First Baseman zu sein."

Über die 2.130 Spiele hinweg lief für Gehrig nicht immer alles rund. Wie später herauskam, hatte Gehrig in seiner Karriere zahlreiche Frakturen erlitten, von denen außer ihm seinerzeit wohl keiner wusste. Bei einer Röntgenuntersuchung gegen Ende seiner Karriere entdeckten Ärzte gar 17 mehr oder minder verheilte Frakturen in seinen Händen.

Bei einer den Yankees bekannten Verletzung griff auch mal General Manager Ed Barrow ein, der prompt ein Heimspiel wegen Regens absagte - nur blieb der Regen letztlich aus. Die Serie ging weiter.

Gehrig nimmt sich selbst aus dem Lineup der Yankees

Bis zu einem verhängnisvollen Tag 1939, an dem Gehrig zu seinem Manager Joe McCarthy ins Hotelzimmer in Detroit kam und ihm eröffnete, dass er sich selbst aus dem Lineup nehme - "zum Wohle des Teams", wie er erklärte. Er hatte sich zu schwach gefühlt, um seinen Kollegen zu helfen. Zu diesem Zeitpunkt waren acht Spiele gespielt, Gehrig schlug .143 und hatte nichts mehr im Tank.

Im Tiger Stadium waren Fans wie Gegner und Schiedsrichter allesamt verwundert, als diese sensationelle Nachricht die Runde machte. "Meine Damen und Herren, dies ist das erste Mal seit 2.130 Spielen, das Lou Gehrigs Name nicht im Lineup der Yankees stehen wird", verkündete der Stadionsprecher. Das Publikum quittierte die Nachricht mit stehenden Ovationen, während Gehrig mit Tränen in den Augen im Dugout saß.

Der Grund für sein Schwächegefühl wurde nach eingehenden Untersuchungen gefunden: Amyotrophe Lateralsklerose. Auch wenn es seinerzeit nur wenige Erkenntnisse über die teuflische und immer noch unheilbare Krankheit gab, erklärten die Ärzte, dass Gehrig nach und nach seine motorischen Fähigkeiten verlieren, Probleme mit dem Sprechen, Schlucken und Atmen bekommen werde und nicht mehr lange zu leben habe.

Gehrig beendete daraufhin prompt seine Karriere. Die Öffentlichkeit wiederum war erschüttert, ihren Helden so zu sehen. Derweil machten sich Medien- und Ligavertreter Gedanken, wie Gehrig geehrt und gefeiert werden könnte.

Eine besondere Zeremonie vor dem All-Star Game 1939 wurde angedacht, doch Yankees-Besitzer Jacob Ruppert, der später im Jahr verstarb, hielt davon nichts. Er fürchtete, Gehrig hätte dann das Rampenlicht mit den übrigen All-Stars teilen müssen, wenn er doch wenigstens bei seinem Abschied allein im Mittelpunkt stehen sollte.

Lou Gehrig Appreciation Day am 4. Juli

Also wurde der "Lou Gehrig Appreciation Day" terminiert. Am 4. Juli, in der Mitte des Independence Day Doubleheaders gegen die Washington Senators, wurden die Feierlichkeiten abgehalten. Gehrig erhielt Geschenke und hielt seine berühmte Rede vor einem mit 61.808 Zuschauern vollgepackten Yankee Stadium, das seinen Helden ein letztes Mal hochleben ließ.

Unter den Gästen: Babe Ruth, der sein Schweigen gegenüber dem alten Kameraden aufgab und ihm zur Seite stand. Mehr noch: Unmittelbar nach Gehrigs Tod besuchten Ruth und seine Frau Gehrigs Witwe, um ihr in der schweren Stunde beizustehen.

Die Yankees zogen Nummer 4 für immer aus dem Verkehr und somit wurde Gehrigs Nummer die erste, die je in der MLB "retired" wurde.

Ende 1939 hielt die Baseball Writers' Association dann eine besondere Wahl ab und entschied, Gehrig sofort und nicht erst nach der üblichen fünfjährigen Wartezeit in die Hall of Fame aufzunehmen. Eine offizielle Zeremonie gab es jedoch nie.

Nach seinem Karriereende ernannte ihn New Yorks Bürgermeister Fiorello La Guardia - nach dem später der Flughafen benannt wurde - zum Bewährungskommissar von New York City. Gehrig nahm die Aufgabe an, um im öffentlichen Dienst der Gesellschaft zurückzugeben. Er musste den Posten jedoch mit fortschreitender Krankheit 1941 aufgeben - ungefähr einen Monat vor seinem Tod.

Gehrig und Ruth: Freundschaft für die Ewigkeit

Lou Gehrig verstarb im Alter von nur 38 Jahren am 2. Juni 1941 in seinem Haus in Riverdale (Bronx/NY). Die Nachricht von Gehrigs Tod verbreitete sich schnell und sorgte für große Trauer, die weit über seine Weggefährten, Freunde und Familie hinausging. La Guardia ordnete an, die Flaggen in New York auf Halbmast zu hängen, Ballparks in der gesamten MLB taten es ebenso.

Gehrig hinterließ seine Frau Eleanor, die danach nicht mehr heiratete. Stattdessen sagte sie Jahre später: "Ich hatte das Beste. Ich würde nicht mal zwei Minuten mit diesem Mann für 40 Jahre mit einem anderen eintauschen." Bis zu ihrem Tod 1984 widmete sie ihr Leben der ALS-Forschung.

Gehrig wurde eingeäschert und seine Überreste auf dem Friedhof Kensico in Valhalla/New York begraben, dort wo auch Barrow seine letzte Ruhe fand. Nebenan im Gate of Heaven Friedhof befindet sich derweil das Grab von Babe Ruth.

Ruth und Gehrig - es war eine komplizierte Partnerschaft zu Lebzeiten. Doch es wurde eine nie endende Freundschaft für die Ewigkeit.

Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.

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