Das Nationale Olympische Komitee Jamaikas bestätigte auf "SID"-Anfrage, dass Jamaika für den Zweier-Wettbewerb einen Quotenplatz vom Weltverband FIBT zugesprochen bekommen hat.
Damit dürfen Pilot Winston Watt und sein Anschieber Marvin Dixon an den Start gehen. "Jamaika dominiert die Sommersportarten wie Leichtathletik, und nun haben wir uns für die Olympischen Winterspiele qualifiziert. Das bedeutet für unser Land sehr viel", sagte Watt dem Nachrichtensender "BBC".
Für "Jambob" ist es die insgesamt fünfte Teilnahme bei Winterspielen. Die aufsehenerregende Olympia-Premiere der Karibik-Kombo 1988 in Calgary diente als Vorlage für den Hollywood-Klassiker "Cool Runnings", der auch das jamaikanische Bob-Team von heute stark beeinflusst hat. "Dieser Film ist eine große Inspiration", sagte der 46 Jahre alte Pilot Watts.
Cool Runnings in der SPOX-Serie Olympic Moments
Erste Teilnahme seit 2002
Möglich wurde die erste Olympia-Teilnahme seit 2002 auch durch deutsche Hilfe. Den Carbon-Schlitten stellt eine Firma aus Traunstein, den Kontakt stellte der deutsche Bundestrainer Christoph Langen her.
Auch die Helme sind "Made in Germany". Zudem kümmert sich ein deutsches Logistik-Unternehmen kostenlos um den Transport der Geräte.
Gemanagt wird das Team vom Düsseldorfer Filmemacher David Vehreschild, der zur Finanzierung der rund 60.000 Euro teuren Olympia-Abenteuers noch auf Sponsorensuche ist.
"Jamaika und Bob - das hören die Menschen gern. Egal, mit wem man redet, man hat sofort einen totalen Sympathie-Bonus. Aber wir gehen finanziell immer noch auf dem Zahnfleisch", sagte Vehreschild.
Spendenaufrufe im Internet
Auch der jamaikanische Verband ruft via Facebook und Twitter zu Spenden auf, damit der Start in Sotschi nicht am Geld scheitert.
Die sonnenverwöhnten Athleten würden auf jeden Fall für reichlich Aufsehen sorgen. Seit dem Film "Cool Runnings", in dem die vier Exoten erst belächelt, dann gemobbt und am Ende gefeiert werden, ist das Bobteam der Karibikinsel den Sportfans ans Herz gewachsen.
Im großen Schlitten hat es zwar nicht zur Qualifikation gereicht, aber im Zweier darf Pilot Watt zeigen, was er kann. Der Oldie, der die jamaikanischen Farben schon bei den Winterspielen 1994, 1998 und 2002 vertrat, wurde extra aus dem Bob-Ruhestand geholt.
Der 46-Jährige sagte: "Du hörst überall: 'Hey, wo ist eigentlich das Bobteam aus Jamaika?' Wir wollen da rausgehen und der Welt zeigen, dass es uns noch gibt und dass wir es auch können."
Team-Kapitän-Sitzung verpasst
Die Muskelpakete trainieren ihre Athletik zu Hause am Strand unter Palmen, im amerikanischen Park City dürfen sie im Eiskanal üben. Manchmal schlägt aber doch die karibische Mentalität durch.
Kürzlich blieb bei der obligatorischen Teamkapitäns-Sitzung vor einem wichtigen Rennen der Sitz der Jamaika-Mannschaft unbesetzt.
Eine Disqualifikation drohte, Manager Vehreschild musste seinen Kapitän eiligst vom Zimmer holen: "Der schlurfte dann mit Badelatschen und einer Tüte Popcorn in die mondäne Sitzung."
Unkonventionelle Haltung kommt an
Aber es ist genau diese unkonventionelle Haltung, die die Jamaikaner in der Bob-Szene so beliebt macht.
Im Film "Cool Runnings" endet das Olympia-Abenteuer allerdings dramatisch. Im entscheidenden Lauf löst sich eine Schraube, der Schlitten stürzt.
Die vier Athleten nehmen den Bob auf ihre Schultern und tragen ihn unter dem Applaus der Zuschauer und Konkurrenten ins Ziel. Der Jubel der Fans ist dem heutigen Bob-Team aus Jamaika auch ohne Sturz gewiss.