Beckenbauer: Neugierig und gelassen

SID
Der Kaiser (l.) gibt sich die Ehre und reist nach Sotschi
© getty

Franz Beckenbauer wird in Sotschi erstmals Olympische Winterspiele besuchen - als Edelfan von Maria Höfl-Riesch. Die Sicherheitslage vor Ort beunruhigt ihn nicht.

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Franz Beckenbauer zeigt sein majestätisch-souveränes Lächeln und strahlt eine Ruhe aus, wie er es einst als Libero auf dem Platz selbst in heikelster Situation tat. Nein, von der ungewissen Sicherheitslage in Sotschi lässt sich der "Kaiser" nicht aus dieser Ruhe bringen. Beckenbauer reist in der kommenden Woche als Tourist und Edel-Fan von Ski-Rennläuferin Maria Höfl-Riesch zu den Winterspielen - mit einer fast kindlichen Vorfreude.

"Ich bin neugierig, weil ich noch nie bei Winterspielen war", sagt Beckenbauer im Gespräch mit dem SID. 1972 in München und 1988 in Seoul hat er Sommerspiele vor Ort erlebt, jetzt ist er erstmals im Winter dabei. Eine längst überfällige Reise, meint Beckenbauer, der seit über 30 Jahren in der Ski-Nation Österreich Steuern zahlt. "Ich bin ja selbst Wintersportler", sagt er, und dass er als guter Bekannter von Höfl-Riesch den Wintersport verfolge. Beckenbauer will wissen: "Wie sieht Sotschi aus?"

Die Maria anfeuern

Der 68-Jährige fliegt zur Eröffnungsfeier, die am 7. Februar stattfindet, nach Russland. Am 10. Februar will er "die Maria" bei ihrem ersten Wettbewerb, der Super-Kombination, in Rosa Chutor anfeuern. Danach geht es wieder zurück. "Ich freue mich, dass er kommt - und dass er Glück bringt, hoffe ich", sagt Höfl-Riesch im Gespräch mit dem "SID".

Beckenbauer habe ihr bereits bei der WM im vergangenen Jahr in Schladming Glück gebracht, als er sie zu Abfahrts-Bronze fahren sah. Zwei Jahre zuvor, als er bei der WM-Kombi in Garmisch-Partenkirchen zuschaute, "war ich so krank, da hat selbst der Kaiser nichts ausrichten können". Höfl-Riesch, die mit Beckenbauers langjährigem Manager Marcus Höfl verheiratet ist, belegte damals völlig entkräftet Rang elf.

Diesmal soll es mit des "Kaisers" Unterstüzung wieder klappen mit Gold, es wäre bereits das dritte für Höfl-Riesch bei Olympia nach den beiden Triumphen 2010 in Whistler. Beckenbauers Olympia-"Teilnahme" hat jedoch noch einen anderen Hintergrund: Der Ehrenpräsident des Fußball-Rekordmeisters Bayern München hat seit Mai 2012 einen Vertrag mit dem von Gazprom geführten Verband russischer Gasproduzenten als Sportbotschafter für Großereignisse in Russland - wie Olympia in Sotschi oder die Fußball-WM 2018.

Keine kritischen Töne

Kritische Töne zu Themen wie Sicherheit oder Menschenrechten sind von ihm wohl auch deshalb nicht zu erwarten. In Sotschi, sagt er gewohnt lässig, "entsteht ein neues Ski-Paradies, damit die Russen nicht mehr allzu oft nach Österreich fliegen müssen, sondern in ihrem eigenen Land bleiben können. Es hat also eine gewisse Nachhaltigkeit, auch von den Bauten her." Gespannt sei er auf all das Neue am Schwarzen Meer und im Kaukasus, meint er.

Das Unbehagen, das viele Menschen mit Blick auf die Sicherheitslage empfinden, teilt Beckenbauer nicht. "Das hat es immer gegeben", sagt er: "Denken wir an die WM 2010 in Südafrika. Da hieß es: Überall liegen die Toten rum. Vorsicht! Nicht aus dem Haus gehen! Undsoweiter. Passiert ist nichts, außer ein paar Taschendiebstählen, aber das passiert bei jedem Spiel, wenn man nicht aufpasst." Die Russen, ergänzt er gelassen, verstünden etwas von diesem Thema: "Ich denke, man kann davon ausgehen, dass die Spiele einigermaßen sicher laufen werden."

Höfl-Riesch und den anderen Athleten rät er indes, sich nicht allzu viele Gedanken über ihre Wettkämpfe hinaus zu machen. "Sie fahren hin, um sich voll auf den Sport zu konzentrieren. Das müssen sie auch, wenn sie gewinnen wollen", meint Beckenbauer.