Skisprung-Pechvogel Michael Uhrmann ist im Auftaktwettbewerb der Olympischen Winterspiele als Fünfter erneut nur knapp an einer Medaille vorbeigesprungen. Auf der Normalschanze in Whistler gewann der Schweizer Simon Ammann sein drittes Olympiagold vor Adam Malysz (Polen) und Gregor Schlierenzauer (Österreich).
Martin Schmitt und Michael Neumayer belegten die Ränge 10 und 16. Michael Uhrmann schüttelte betrübt den Kopf, als er im Finale bei zu kurzen 102 Metern gelandet war und damit noch vom zwischenzeitlichen Silberrang aus den Medaillen rutschte.
"Ich habe einen guten Wettkampf gemacht, aber vier andere waren halt besser", sagte er: "Wer hätte aber vor ein paar Wochen daran gedacht, dass ich überhaupt um die Medaillen mitspringen kann?" Letztlich könne er sich allerdings für einen fünften Platz "nix kaufen. Medaillen gibts halt nur drei."
Uhrmann: "Die da oben stehen, sind halt einen Tick besser"
Pechvogel Michael Uhrmann
Bundestrainer Werner Schuster baute seinen Schützling aber auf. "Das Leben ist ohnehin nicht gerecht, deshalb sollte er sich über einen fünften Platz nicht ärgern", sagte er: "Michael hat einmal mehr nachgewiesen, was für eine Klasse er hat. Wir können hier erhobenen Hauptes rausgehen."
Vier Jahre zuvor hatte Uhrmann bereits bitter enttäuscht die Turiner Anlage verlassen, weil er Bronze als Vierter um minimale 25 Zentimeter verpasst hatte. Bei der WM 2007 in Sapporo erlitt er beim letzten Training einen Mittelfußbruch. Letzter deutscher Solo-Medaillist auf der olympischen Bühne bleibt damit vorerst Sven Hannawald, der in Salt Lake City 2002 Zweiter auf der Normalschanze war.
Damals hatte Simon Ammann bereits zweimal Gold erobert. Die Grundlage für den dennoch starken fünften Platz (TV-Kommentator Dieter Thoma: "Gut, aber bei Olympia nicht gut genug") legte Michael Uhrmann mit einem blitzsauberen Sprung auf 103,5 Meter im ersten Durchgang, als er auch von leichtem Aufwind profitierte und auf den zweiten Rang nur 2,5 Punkte hinter Weltcup-Spitzenreiter Simon Ammann (105 Meter) segelte.
Schmitt dennoch optimistisch
"Das war gut, damit kann ich zufrieden sein", sagte der 31 Jahre alte Bayer, schränkte aber bereits leicht zweifelnd ein: "Auf der kleinen Schanze geht es so eng zu. Da entscheidet ein Windhauch oder eine gute Haltungsnote. Schaun wir mal, wozu es reicht."
Nicht ganz mit dem bereits in der gewonnenen Qualifikation überzeugenden Uhrmann konnten die anderen deutschen Springer mithalten. "Wenn wir alle Kräfte bündeln, können wir etwas Außergewöhnliches schaffen, und eine Medaille wäre etwas Außergewöhnliches", hatte Martin Schmitt vor dem Auftakt gesagt.
Der viermalige Weltmeister hatte dann aber mit 99,5 Metern keinen außergewöhnlichen ersten Versuch in der Wertung. Er monierte einen technischen Fehler, lag bei Halbzeit nur auf Rang 16, sprang aber durch einen blitzsauberen Finalsatz auf 103,5 Meter noch in die Top Ten und kündigte danach selbstbewusst den Angriff auf die Konkurrenz an: "Dieses Ergebnis gibt mir die Gewissheit, dass ich mit den Besten mithalten kann. Jetzt greifen wir auf der Großschanze richtig an."
Bodmer kämpft mit Anzug
Großes Pech hatte bei seinem Olympia-Debüt Pascal Bodmer. Bei dem 19-Jährigen riss der Reißverschluss des Sprunganzuges auf. Co-Trainer Chrisian Winkler musste das Malheur mit einer Notreparatur und Sicherheitsnadeln beheben.
Bodmer durfte zwar nachspringen, verpasste dann aber nach schwachem Versuch als 31. das Finale der besten 30. "Das ist bitter, wenn du 500 Sprünge in einem Winter machst, und ausgerechnet beim wichtigsten passiert dir so etwas", sagte der arg enttäuschte Youngster.
Zu früher Stunde hatte sich ein Teil der gut 8000 Zuschauer offenbar ausgesprochen hungrig in das verwinkelte Hochtal Callaghan Valley aufgemacht, denn während des Wettbewerbes bildeten sich lange Menschenschlangen an den Hot-Dog-Ständen.
Die Skispringer ziehen nun von der kleinen auf die Großschanze um. Am kommenden Samstag (20. Februar) findet dort die zweite olympische Einzelkonkurrenz statt.