Der deutsche Super Sunday

Von Florian Bogner / Florian Regelmann
Die Bobfahrer sorgten für die deutschen Medaillen Nummer 17 und 18
© Getty

Zwei Medaillen im Biathlon inklusive Gold durch Magdalena Neuner, zwei Medaillen im Bob inklusive Gold durch Andre Lange: Der zehnte Tag der Olympischen Spiele in Vancouver und Whistler war der bislang beste für das deutsche Team - im Medaillenspiegel ist man den USA wieder dicht auf den Fersen. Es gab aber noch sehr viel mehr Wissenswertes und Kurioses. Tag 10 der Olympischen Winterspiele im Überblick.

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Während die deutschen Biathlon-Herren auch ihre letzte Chance auf eine Einzelmedaille vergaben, war auf die Mädels mal wieder Verlass. Allen voran natürlich auf Magdalena Neuner, die sich mit Gold im Massenstart zur Doppel-Olympiasiegerin krönte. Diesmal war Neuner sogar nicht die einzige Deutsche auf dem Siegerpodest - Teamkollegin Simone Hauswald feierte mit der Bronzemedaille den größten Erfolg ihrer Karriere.

Im Zweierbob demonstrierte Andre Lange einmal mehr, dass er der größte Bob-Pilot aller Zeiten ist. Mit einem praktisch ungefährdeten Sieg holte sich der 36-Jährige im Whistler Sliding Centre mit Anschieber Kevin Kuske seinen vierten Olympiasieg nach den Erfolgen im Vierer (2002 und 2006) und Zweier (2006). Das war vor ihm noch keinem gelungen. Vize-Weltmeister Thomas Florschütz machte mit Anschieber Richard Adjei den ersten deutschen olympischen Bob-Doppelsieg seit 26 Jahren perfekt.

Während Deutschland also Grund zum Feiern hatte, ist Kanada zum ersten Mal bei den Winterspielen so richtig am Boden. Der Grund: Man hat im Eishockey den Super-Clash gegen die USA mit 3:5 verloren und muss nun völlig überraschend durch die Viertelfinal-Quali. Dort heißt der Gegner Deutschland.

Die Entscheidungen des Tages:

 

WettbewerbMeldung

Biathlon, Massenstart der HerrenDeutsche enttäuschen bei Ustjugow-Sieg

Biathlon, Massenstart der DamenNeuner holt ihr zweites Gold

Ski alpin, Super-Kombi der HerrenMiller hat endlich Olympia-Gold

Eisschnelllauf, 1500m der DamenWüst siegt - Friesinger enttäuscht erneut

Freestyle, Skicross der HerrenStickl im Pech - Gold für die Schweiz

Bob, Zweierbob der HerrenLange wird zur Legende

 

Was sonst noch wichtig war:

Curling: Die Halbfinalteilnahme und damit eine mögliche Medaille ist für beide deutschen Teams in ganz weite Ferne gerückt. Die Herren-Mannschaft um Skip Andy Kapp verlor nach zwei Siegen in Serie nach einer enttäuschenden Vorstellung mit 5:9 gegen Dänemark und hält nun bei einer 3-4-Bilanz. Die Dänen hatten zuvor im Turnierverlauf erst ein Spiel gewonnen. Die deutschen Damen um Andrea Schöpp zogen mit 5:6 ebenfalls gegen Dänemark den Kürzeren, besiegten dann aber wenigstens Japan mit 7:6 und verbesserten ihre Bilanz auf 3-4. Ein Fünkchen Hoffnung ist bei beiden Teams also noch da. (mehr)

Eishockey: Kanada befindet sich im Schockzustand. Nach dem erzitterten Shootout-Sieg gegen die Schweiz verlor die Superstar-Truppe um Sidney Crosby nun in einem irren Spiel gegen die USA mit 3:5 und verpasste damit die vorzeitige Qualifikation für das Viertelfinale. In den Playoffs trifft Kanada nun ausgerechnet auf Deutschland. Viel schlimmer: Danach würde es Kanada schon im Viertelfinale mit Russland zu tun bekommen. Ein Hammer. Es gibt viel Gesprächsbedarf im Eishockey-Mutterland. Russland setzte sich derweil mit 4:2 gegen Tschechien durch, Schweden gewann die Neuauflage des Olympia-Finals von 2006 gegen Finnland mit 3:0. Neben den Gruppensiegern USA, Schweden und Russland stehen auch die Finnen als bester Gruppenzweiter im Viertelfinale. Die Playoff-Begegnungen lauten: Tschechien-Lettland (Sieger gegen Finnland), Kanada-Deutschland (Sieger gegen Russland), Slowakei-Norwegen (Sieger gegen Schweden), Schweiz-Weißrussland (Sieger gegen die USA).

Skispringen: Andreas Wank hat sich den letzten Startplatz im deutschen Quartett für die Medaillenjagd im Teamspringen am Montag gesichert. Der Oberhofer flog im letzten Training in Whistler auf 136,5 Meter und setzte sich gegen Pascal Bodmer durch. Vize-Weltmeister Martin Schmitt, Michael Nemayer und Michael Uhrmann waren gesetzt. Von diesem Trio trainierte nur Uhrmann, der mit ebenfalls 136,5 Metern die Bestweite im zweiten Durchgang sprang.

Mann des Tages: Pete Lavin aka "Baby Huey"

Mit seinem Olympiasieg in der Super-Kombi hat Bode Miller in Whistler den kompletten Medaillensatz vervollständigt. Nach Bronze in der Abfahrt und Silber im Super-G hat er jetzt endlich auch das ersehnte Olympia-Gold. Der Mann, der einen entscheidenden Anteil an Millers Erfolg hat, heißt Pete Lavin. Ein Kalifornier, der in seinem eigentlichen Beruf ein völlig unspektakulärer Landschaftsgärtner und Bio-Bauer ist. Für Miller und das US-Ski-Team ist er aber viel mehr: Fahrer, Bodyguard, Fotograf, Masseur, Maskottchen und vor allem unfassbarer Motivator (Video). "Baby Huey", wie er von allen genannt wird, ist der 125-Kilo-Koloss, der immer im Starthäuschen steht und Miller in den letzten Sekunden vor dem Start so richtig heiß macht: "Come on, Bode!"  Oder auch gut: "Crush this thing!" Des Öfteren kommt auch die f-Bombe aus seinem Mund. Und Bode Miller hat "The Voice" damit jetzt zu Gold gebrüllt! Sehr sehr lässiger Typ.

Frau des Tages: Magdalena Neuner

Unsere Gold-Lena muss man einfach lieben. Nicht nur wir Deutschen tun das, in der ganzen Welt ist Lena Neuner beliebt. So finden sich auf ihrer Homepage auch Gästebuch-Einträge aus Russland. "Deine Biathlon ist schön! DU musst in Olympiaden alles gewinnen! Erfolg dir!!!!! Auf wieder sehen!", steht dort geschrieben. Alles hat sie bei den Winterspielen nicht gewonnen, aber sie ist nahe herangekommen. Seit ihrem Olympiasieg im Massenstart sind es endgültig die Lena-Spiele geworden. Zweimal Gold, einmal Silber - Sonnenschein Neuner hat mit ihren Leistungen und mit ihrer Ausstrahlung ganz Kanada verzaubert. Der Trubel kann noch so groß sein, Neuner absolviert alles mit einer bewundernswerten Professionalität, Fröhlichkeit und Entspanntheit. Einen Kritikpunkt haben wir aber dann doch: Dass sie auf die Staffel und ein fast sicheres drittes Gold einfach so verzichtet, ist schwer nachzuvollziehen. Vielleicht könnte "Baby Huey" sie ja noch umstimmen: "Come on, Lena!"

Sprüche des Tages:

"Wenn Niki Lauda behauptet, beim Formel-1-Rennen von Monaco fliege man mit dem Hubschrauber durch das Wohnzimmer - dann fliegen wir mit dem Kampfjet durch die Besenkammer." (Skicrosser Martin Fiala erklärt die Faszination seiner Sportart, die am Sonntag Olympia-Premiere feierte)

"Ich brauche nicht mal eine Kurve, um in Schwierigkeiten zu kommen." (Der australische Bobfahrer Christopher Spring, der gleich nach dem Start die Wand des Eiskanals streifte)

"Jeder denkt, ich bin ein Witz. Bin ich aber nicht. Ich kann skifahren." (Errol Kerr, Skicrosser und einziges Mitglied der jamaikanischen Olympia-Mannschaft, der Neunter wurde)

"Man wird von denen nach dem Zieleinlauf noch schlimmer behandelt als Schweine, die zur Schlachtbank gehen. Da wird richtig an einem gezerrt und Gewalt angewendet. Das verdirbt einem so richtig die Laune. (Magdalena Neuner über die in blau gekleideten Helfer, die sich nach dem Zieleinlauf um das Material der Biathleten kümmern und darauf achten darauf, dass sie nicht sofort die Klamotten wechseln und sie anschließend zur Dopingkontrolle führen)

"Ich wünschte, dass ich eine Gehirnerschütterung hätte und einfach vergessen könnte, was passiert ist. Aber ich erinnere mich daran." (Tschechiens Eishockey-Star Jaromir Jagr über Alexander Owetschkin, der ihn im Spiel gegen Russland mit einem krachenden Open-Ice-Hit über den Haufen fuhr)

Zahlen des Tages:

4 Tore hat US-Boy Brian Rafalski bereits im Eishockey-Turnier erzielt. Damit hat er zwei mehr auf dem Konto als Alexander Owetschkin oder Sidney Crosby. Rafalski ist übrigens von Beruf Verteidiger und hat in 57 Saisonspielen für die Detroit Red Wings erst vier Tore erzielt.

1511 von geplanten 2000 Kontrollen bei den Winterspielen sind erfolgt, aber es gibt immer noch keinen Dopingfall. Bisher gab es nur eine öffentliche Verwarnung für die russische Eishockeyspielerin Swetlana Terentewa, die vor den Spielen eine Stimulans eingenommen hatte und trotz dieses leichten Vergehens am Turnier teilnehmen darf.

30. und damit Letzte war die russische Biathletin Anna Boulygina beim Massenstart-Rennen nach dem ersten Schießen. 30. war sie auch nach dem zweiten Schießen, 30. war sie auch nach dem dritten Schießen, 30. war sie auch nach dem vierten Schießen, 30. war sie auch im Ziel. Die pure Konstanz.

33 Teilnehmer gingen in der Skicross-Qualifikation an den Start. 32 kamen weiter, nur einer flog raus. Und der hieß Zdenek Safar. Der Tscheche stürzte und schon war sein Olympia-Abenteuer beendet. Dumm gelaufen.

Vorschau auf Tag 11: Das letzte Skisprung-Highlight