Fabian Hambüchen kämpft für Olympia

SID
Fabian Hambüchen will sich best möglich auf die olympischen Spiele vorbereiten
© Getty

Facebook, Youtube, "irgendwie werde ich das schon sehen können", sagt Fabian Hambüchen schmunzelnd. Wenn die deutschen Turner bei den Europameisterschaften im französischen Montpellier am Samstag im Teamfinale um die Titelverteidigung kämpfen, wird der Reck-Weltmeister von 2007 im 848 Kilometer entfernten Wetzlar ganz genau hinschauen. Auf die EM verzichtete der Reck-Dritte von Peking - aus plausiblen Gründen.

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"Ich muss nach all den Verletzungen das Training für mich persönlich ökonomischer gestalten. Olympia hat höchste Priorität und da passt die EM leider nicht rein", sagt er.

Im deutschen Lager, besonders bei den Teamkollegen hat die frühe Absage des einstigen Vorturners für den üblichen Reflex gesorgt. Hambüchen steht als Einzelgänger da, als nicht teamfähig - ein Vorurteil, das ihn seine gesamte Karriere verfolgt.

Das Gerede um einen Hahnenkampf ist "Quatsch"

"Die Aussagen finde ich traurig. Letztes Jahr bei der Quali hätte ich auch sagen können: Ich mache kein Sprung und keinen Boden. Auch vor zwei Jahren bei der EM in Birmingham war ich nicht in so guter Form. Ich wollte eigentlich abreisen aus dem Trainingslager, aber ich habe das durchgezogen", sagt er.

Der Hahnenkampf, der ihm mit seinem Dauer-Konkurrenten Philipp Boy nachgesagt wird, findet hauptsächlich medial statt - das bestätigte auch der Vize-Weltmeister aus Cottbus zuletzt.

Hambüchen bezeichnet das Gerede um Eifersüchteleien und Rivalität als "Quatsch". "Jeder will ganz oben stehen. Philipp und ich werden mit vielen anderen um die Medaillen kämpfen müssen", erklärt er. Die neue Stärke von Boy, der im Mehrkampf in London hinter dem Japaner Kohei Uchimura als Favorit gilt, freut aber auch Hambüchen: "Wir haben ein starkes Team" - und das will in London höher hinaus als auf Platz sechs bei der vergangenen WM.

Motivierter als je zuvor

Rund zwei Monate vor dem "Unternehmen Medaille" in London wirkt Hambüchen in der Vorbereitung auf seine dritten Olympischen Spielen fitter, motivierter und besser als je zuvor. "Ich will am Reck einen Schwierigkeitswert von 7,7 turnen - den höchsten, den ich je hatte. Und ich bin auf einem sehr guten Weg", sagt der 24-Jährige im Exklusivinterview mit der Nachrichtenagentur dapd.

Der Stärkste im Team, das will wieder Hambüchen werden. Bei der Olympia-Qualifkation im Rahmen der deutschen Meisterschaften Mitte Juni kommt es zum ersten Aufeinandertreffen mit Boy und Barren-Europameister Marcel Nguyen: "Danach werden wir sehen, wie die Reihenfolge ist." 91 Punkte kann Hambüchen wohl wieder turnen - für Boy reichte das zuletzt zweimal zu WM-Silber.

"Ich bin nicht mehr der Dauerbrenner"

An Edelmetall will Hambüchen zumindest offiziell noch nicht denken, auch wenn man ihm anmerkt, dass er seine Sammlung an Welt- und Europameisterschaftsmedaillen so gerne noch um diese eine Medaille erweitern würde. Bevor er aber von Gold in London sprechen kann, muss er erstmal sicher dabei sein.

2004 überraschte Hambüchen als "Turn-Professor", 2008 holte er am Reck "nur" Bronze, in diesem Jahr muss der Wetzlarer sogar kämpfen, um überhaupt dabei zu sein. "Früher war ich der Dauerbrenner. Heute kann ich nicht locker sagen: Ich bin dabei. Wenn ich gesund und fit bin, sollte alles klappen. Aber einen Freifahrtsschein habe ich nicht", sagt der 27-malige deutsche Meister.

Die unzähligen Stunden in der heimischen Turnhalle und zum Kraftaufbau in der Klinik Bad Nauheim will Hambüchen aber nicht umsonst geackert haben: "Wenn ich gesund bin, sollte es klappen."

"Rio 2016 ist nicht ausgeschlossen"

Nach der schweren Achillessehnenverletzung vor rund eineinhalb Jahren hat Hambüchen mit einem konkreten Ziel vor Augen den Spaß an seiner "großen Liebe" wiedergefunden - auch über 2012 hinaus. "Ich mache auf jeden Fall weiter, aber ich möchte dann nebenher studieren", kündigt er an. Auch Rio de Janeiro 2016 "ist nicht ausgeschlossen" - und bis dahin gibt es ja auch noch die ein oder andere EM zu turnen. Für den Teamgeist.

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