Ein weiteres Ja zu Olympia von den Delegierten, eine Zusicherung ans IOC von Nancy Faeser - und forsche Forderungen nach mehr Wertschätzung durch die Politik: Nach turbulenten Wochen hat sich der Deutsche Olympische Sportbund aus der Deckung gewagt. Während bei der Mitgliederversammlung am Samstag wie erwartet der nächste formale Schritt beim schleppenden Projekt Olympia-Bewerbung beschlossen wurde, versicherte Bundesinnenministerin Nancy Faeser dem Internationalen Olympischen Komitee, dass Spiele in Deutschland nicht an Einreisebeschränkungen russischer Sportler scheitern würden.
"Die Autonomie des Sports ist für Deutschland selbstverständlich", sagte Faeser bei ihrer Rede in Saarbrücken: "Es gab und gibt keinerlei Einreisesperren für Athleten in Deutschland." Er sei "sehr dankbar", sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert, dass Faeser dies "noch einmal deutlich klar gestellt hat".
IOC-Präsident Thomas Bach hatte zuletzt im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gewettert, der deutschen Politik fehle "derzeit der Respekt vor der politischen Neutralität der Olympischen Spiele". Der 70-Jährige, der im kommenden Juni die Herrschaft über die fünf Ringe weitergibt, verwies darauf, die Bundesregierung habe zuletzt neutralen Athleten mit russischem oder belarussischem Pass die Einreise zu Sportveranstaltungen verwehrt. Olympia könne aber nur in Ländern stattfinden, in denen es diesbezüglich keine Einschränkungen gibt.
Eine Olympia-Bewerbung sei "eine große Chance für Deutschland", unterstrich Faeser am Samstag: "Es braucht solche Sport-Großveranstaltungen als Leuchttürme. Wir wollen gemeinsam die Olympischen und Paralympischen Spiele nach Deutschland holen!" Nach dem Bruch der Ampel-Koalition und angesichts der Bundestags-Neuwahl am 23. Februar stehen hinter dem mittel- und langfristigen Einfluss von Faesers Partei SPD sowie der Grünen allerdings Fragezeichen.
DOSB will Sportminister in Deutschland
An diesem Punkt setzt der DOSB an - ungeachtet der Tatsache, dass der Verband nach der Demission von Torsten Burmester selbst dringend einen neuen Vorstandsvorsitzenden braucht. Doch DOSB-Präsident Thomas Weikert liegt auch eine weitere Personalie sehr am Herzen: "Wir brauchen jemanden, der sich am Kabinettstisch exklusiv für den Sport einsetzen kann", sagte der 63-Jährige. Traditionell fällt der Sport in den Verantwortungsbereich des Bundesinnenministeriums, das sich im Schwerpunkt um die Sicherheit kümmert. In der bestehenden Hierarchie sieht der organisierte Sport seine Interessen nicht ausreichend vertreten.
Eine Staatsministerin oder ein Staatsminister für Sport im Bundeskanzleramt soll dies ändern, so die Vorstellung des DOSB. Innenministerin Faeser selbst sieht das skeptisch: "Man muss auch realistisch sein, dass es oft nicht genügend Geld gibt, ausreichend in neue Ministerien zu investieren." Der Sport sei im BMI "immer gut aufgehoben" gewesen, merkte Faeser an.
Der Ruf nach einem Sportressort in Berlin ist eine von zehn "Forderungen an die kommende Bundesregierung", die in der Mehrzweckhalle des Sportcampus Saar per Dringlichkeitsantrag einstimmig unterstützt wurden. Zu den Forderungen zählt auch die Umsetzung einer Leistungssportreform und - natürlich - ein Bekenntnis des Kabinetts zur Olympia-Bewerbung.
Diese kann nach dem einstimmigen Votum (482 Ja-Stimmen) der DOSB-Delegierten vom Samstag nun endlich vorangetrieben werden: Deutschland wird nun mit dem IOC in den sogenannten kontinuierlichen Dialog eintreten. Bei der DOSB-Mitgliederversammlung Ende 2025 in Frankfurt soll dann über mindestens ein finales Bewerbungskonzept entschieden werden. Nach dem ursprünglichen Plan hätte dies schon am Samstag in Saarbrücken passieren sollen - wo zumindest bei einem weiteren Projekt ein "Meilenstein" (Weikert) gesetzt wurde: Ein Safe Sport Code wurde einstimmig beschlossen.