"Ein Traum": Boxer Nelvie Raman Tiafack hat Bronze sicher

SID
nelvie-tiafack-olympia-1200
© getty

Der Kölner Boxer Nelvie Tiafack hat sein großes Ziel erreicht und darf sich bei den Olympischen Spielen in Paris über eine Medaille freuen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Mama Josephine riss bereits vor dem Urteil des Ringrichters die Arme in die Luft und tanzte auf der Tribüne, auch Sohn Nelvie war sich seiner Sache sicher. Mit einer beeindruckend souveränen Viertelfinal-Vorstellung boxte sich Tiafack zur Medaille, Bronze ist ihm nicht mehr zu nehmen, doch der Kölner Superschwergewichtler hat das Potenzial für mehr. Auf der Tennisanlage von Roland Garros kämpft er um die Amateurkrone.

"Es ist ein Traum", sagte Tiafack nach dem 5:0 über den Italiener Diego Lenzi. "Ich traue mir einiges zu. Ich setze mir relativ große Ziele. Aber ich bin auch realistisch. Es gibt da Leute, die machen das schon ihr Leben lang. Aber wer mich kennt, weiß: Wenn ich in den Ring steige, will ich gewinnen."

Tiafack ist der erste deutsche Medaillengewinner im Boxen seit Artem Harutiunian 2016 in Rio (Bronze). Doch er will eine "noch schönere Medaille", das hatte er schon vor dem Viertelfinale im Gespräch mit dem SID angekündigt. Dazu erhält er in der Klasse bis 92 kg am späten Mittwochabend die Chance. Im Halbfinale geht es für den Sportsoldaten, der nach Olympia zu den Profis wechseln wird, am Mittwoch (22.02 Uhr) gegen Tokio-Olympiasieger Bachodir Jalolow (Usbekistan), der als Top-Favorit gilt.

Gegen Lenzi zeigte Tiafack, was ihn auszeichnet: Vom ersten Gong an marschierte er in der Paris North Arena auf dem Messegelände von Villepinte los. Das beeindruckte die Punktrichter, vier von fünf sahen ihn nach der ersten von drei Runden vorne. Dennoch warnte Trainer Lukas Wilaschek: "Du darfst ihn nicht kommen lassen. Egal. Du bist da."

Die deutschen Fans in der Arena skandierten "Nelvie! Nelvie!" - und Tiafack lieferte. Erneut vier von fünf Punktrichtern sahen in ihm in der zweiten Runde den besseren Boxer. In der dritten Runde brachte Tiafack den Sieg über die Zeit.

Für das Viertelfinale qualifiziert hatte sich Tiafack am Montag, gegen Mahammad Abdullayev aus Aserbaidschan siegte er deutlich mit 5:0. Danach war für den Europameister von 2022 Warten angesagt. "Was mich nervt, ist diese lange Pause", berichtete er. Schließlich ginge es im Viertelfinale "um so viel".

Den Gewinn einer Medaille hatte sich Tiafack, der im Alter von acht Jahren mit seiner Mutter aus Kamerun nach Deutschland gekommen war, im Vorfeld der Spiele als Ziel gesteckt. "Ich will auf jeden Fall auf dem Podest stehen", sagte er dem SID.

Als Tiafack am Freitag in den Ring stieg, war er bereits der einzige verbliebene deutsche Boxer in Paris: Sowohl die Chemnitzerin Maxi Klötzer (bis 50 kg) als auch der Münchner Magomed Schachidov (bis 71 kg) waren jeweils schon in ihren Auftaktkämpfen gescheitert.

Artikel und Videos zum Thema