Olympia wird zum Horror-Trip: Die Angst vor Lukaschenko

© getty
Der Fall von Kristina Timanowskaja geht um die Welt: Eine Athletin verweigert aus Angst vor dem Gefängnis die Rückreise in ihr Heimatland. Damit ist sie leider nicht allein. Ein Rückblick.
© getty
Oktober 2020: Über 2000 SportlerInnen aus Belarus unterzeichnen einen Offenen Brief, in dem Neuwahlen der Regierung um Alexander Lukaschenko und die Freilassung von politischen Gefangenen gefordert werden.
© NEXTA
Tokio 2021: Kristina Timanowskaja (24, Leichtathletin, Belarus) will nicht mehr nach Hause. Sie veröffentlicht mithilfe des Oppositionsnetzwerks NEXTA ein Video, in dem sie das IOC um Hilfe bittet.
© getty
"Ich stehe unter Druck und sie versuchen, mich ohne meine Zustimmung aus dem Land zu bringen. Ich bitte das IOC darum, sich einschalten", sagt Timanowskaja in der Video-Botschaft.
© getty
Die oppositionelle "Belarusian Sport Solidarity Foundation" (BSSF) betitelt den Vorfall als "gewaltsame Ausreise". Timanowskaja soll gegen ihren Willen zurück nach Belarus entführt werden.
© getty
Die Ursache: Die Sprinterin monierte, Belarus habe zu wenige AthletInnen nach Tokio geschickt. Kritik, die ihr als Affront gegen den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko ausgelegt wird.
© getty
"Von Anfang an ging es mir nicht um Politik. Ich habe nur kritisiert, dass unsere Cheftrainer über das Staffellauf-Team entschieden haben, ohne sich mit den Sportlern zu beraten", sagt Timanowskaja über ihre Äußerungen.
© getty
Mithilfe des öffentlichen Drucks und der Polizei am Flughafen in Tokio entkommt Timanowskaja der Rückkehr nach Belarus. Stattdessen sucht sie Asyl in Polen. Die polnische Regierung kritisiert den Umgang mit der Sprinterin scharf.
© getty
Timanowskaja befürchtet eine Gefängnisstrafe, weil sie eine der 2000 SportlerInnen war, die den Offenen Brief unterzeichnet hatten. Viele von ihnen bekamen den Zorn Lukaschenkos schon zu spüren.
© getty
Basketball-Star Yelena Leuchanka zum Beispiel wurde für 15 Tage inhaftiert, weil sie an einer friedlichen Protestaktion teilgenommen hatte. Die BSSF hat sich zum Ziel gesetzt, diesen SportlerInnen zu helfen. Davon gibt es mehr …
© getty
Svetlana Kudelich etwa, die Vizeeuropameisterin von 2015 über 3000 Meter, wurde für ihre politische Haltung und ihre Unterschrift des Offenen Briefs aus dem Nationalteam ausgeschlossen und verlor ihren Job im Ministerium für Notstandssituationen.
© getty
Oder Andrey Kravchenko: Auch der Silbermedaillengewinner im Zehnkampf in Peking 2008 verlor seinen Job im belarussischen Geheimdienst. Auch er unterzeichnete den Brief und ist Mitglied der Belarus Athletes Free Union.
© getty
Der Fußballer Anton Saroka, Stürmer bei Neman Grodno, wurde zu sieben Tagen Haft verurteilt, nur weil er an friedlichen Protesten teilnahm.
© getty
Das ist nur ein Ausschnitt einer langen Liste. Es ist gut, dass es eine Organisation wie die BSSF gibt. Und gleichzeitig schade, dass es sie geben muss. 1116 AthletInnen entsandte Belarus nach Tokio. Sie alle stehen unter immensem Druck.
© getty
Lukaschenko hatte vor den Olympischen Spielen mit Konsequenzen gedroht, sollte Team Belarus nicht die gewünschten Ziele erreichen. Das belegt der Mitschnitt einer Rede, veröffentlicht von Oppositionellen.
© getty
Ein Auszug: "Wenn es in Tokio nicht die Resultate im Sport gibt, werden wir die Offiziellen und die Angestellten nicht behalten. Wenn Sie dorthin als Touristen gehen und ohne etwas zurückkommen, kommen Sie besser gar nicht ins Land zurück."
© imago images
Auch im Fall Timanowskaja wurde ein Telefonat mit drei Sportfunktionären geleakt, das verdeutlicht, unter welchem Druck Timanowskaja steht. Sie sei "wie eine Fliege in einem Spinnennetz, je mehr Du dich herumwindest, desto mehr verfängst Du dich".
© imago images
Wie es nun für Timanowskaja weitergeht, ist unklar. Polen bietet ihr und ihrem Ehemann ein humanitäres Visum an. "Ich hoffe sehr, dass ich in Polen in Sicherheit sein werde", sagt Timanowskaja.
© getty
Der Skandal könnte sofortige Konsequenzen für das Belarussische Olympische Komitee nach sich ziehen. Athletenverbände fordern den sofortigen Ausschluss noch während der Spiele in Tokio.
1 / 1