"Der zweite Sprung war echt gut. Dass es für den Sieg reicht, hätte ich bis zum Schluss nicht gedacht", sagte Wellinger, der nach 139,0 m im ersten Durchgang noch auf Rang sieben gelegen hatten. Ein Traumflug auf 149,0 m katapultierte ihn aber noch nach ganz vorne.
Der Rest war Jubel. "Danke an jeden, der bei diesem Scheißwetter so lange gewartet und uns angefeuert hat", sagte Wellinger, der auch schon das Heimspiel in Oberstdorf gewonnen hatte. Der Lokalmatador verwies Tournee-Gewinner Ryoyu Kobayashi aus Japan auf Rang zwei. Dritter wurde der Schweizer Gregor Deschwanden. Der nach dem ersten Durchgang überraschend führende Pole Aleksander Zniszczol fiel noch auf den achten Rang zurück.
Zweitbester Deutscher war am Sonntag Stephan Leyhe (Willingen) als Elfter. Am Samstag hatte der Lokalmatador, der 2020 in seiner Heimat seinen bislang einzigen Weltcupsieg gefeiert hatte, auf Rang 15 noch für das beste Ergebnis der enttäuschenden DSV-Adler gesorgt - zwei Positionen vor Wellinger. Zuvor war in jedem Wettkampf der Saison mindestens ein DSV-Adler in den Top 5 gelandet.
Am Sonntag lief es dann etwas besser, auch wenn die Bedingungen widrig blieben: Stark wechselnder Wind sorgte immer wieder für Unterbrechungen, zudem setzte der ständige Regen der Eisspur zu. "Man kann aber trotzdem einschätzen, ob die Sprünge gut oder schlecht waren", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher.
Am Samstag hatten die 23.500 Fans eine verkehrte Skisprung-Welt erlebt. Der neue Skiflug-Weltmeister Stefan Kraft verpasste ebenso den zweiten Durchgang wie Karl Geiger, Kamil Stoch und Piotr Zyla. Und nicht nur das: Nach dem ersten Durchgang führte Antti Aalto und durfte eine Stunde lang vom ersten finnischen Sieg seit zehn Jahren träumen. Am Ende landete Aalto aber nur auf Rang 14.
In die Geschichtsbücher flog Johann Andre Forfang - weil er vor Kobayashi für den ersten norwegischen Sieg des Winters sorgte, vor allem aber mit seinem Schanzenrekord von 155,0 m. Und als wäre das noch nicht genug, sorgte Zniszczol als Achter für das erste polnische Top-Ten-Ergebnis der Saison.
Gut lief es in Willingen auch für die deutschen Frauen, vor allem Weltmeisterin Katharina Schmid überzeugte mit zwei Top-Platzierungen. Nach Rang drei am Samstag bewies die Vorjahressiegerin 24 Stunden später als Sechste erneut aufsteigende Form.
"Ich bin mehr als zufrieden. Ich glaube, das war mein bestes Wochenende im Weltcup, so darf es gerne weitergehen", sagte Schmid. Ihren jeweils ersten Saisonsieg feierten Jacqueline Seifriedsberger (Österreich) und Silje Opseth. Der Norwegerin gelang dabei am Sonntag mit einem Traumflug auf 150,0 m die größte Weite der gesamten Frauen-Konkurrenz.