Andreas Wellinger bibberte in der Eiseskälte von Lillehammer, er musste wieder vom Balken, doch der zweimalige Skisprung-Olympiasieger behielt die Nerven: Als Zweiter hinter dem erneut überragenden Österreicher Stefan Kraft hat Wellinger in Norwegen seinen schon zweiten Podestplatz des Winters gefeiert. "Das waren heute wieder extrem gute Sprünge, so macht das Spaß", sagte der 28-Jährige im ZDF.
Eine Woche nach Rang drei in Kuusamo flog Wellinger auf der kleinen Olympiaschanze von 1994 zunächst auf 99,0 und dann bei schwierigen Windverhältnissen auf 92,0 m - das reichte. Dritter bei zweistelligen Minusgraden wurde der Österreicher Daniel Tschofenig. Nicht zu schlagen war aber Kraft mit Flügen auf 104,0 und 92,5. Als erster Springer seit seinem ehemaligen Teamkollegen Andreas Kofler im Jahr 2011 gewann der Routinier somit die ersten drei Springen eines Winters.
"Zweiter hinter Stefan, mehr ist momentan nicht möglich. Er springt überragend", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher, der sich erneut über ein erstklassiges Teamergebnis freuen durfte. Der fünfmalige Weltmeister Karl Geiger (Oberstdorf) verpasste als Vierter das Podest knapp. Im ersten von nur drei Normalschanzen-Wettkämpfen der Saison landeten auch Pius Paschke (Kiefersfelden) als Sechster und Stephan Leyhe (Willingen) als Neunter in den Top Ten.
"Wir haben ein extrem starkes Team. Es macht Spaß, wir pushen uns gegenseitig", sagte Wellinger. Der Bayer, Leyhe und Paschke waren bereits beim glänzenden Saisonstart in Kuusamo auf das Treppchen geflogen. Nach drei Wettkämpfen haben die DSV-Adler somit schon vier Podestplätze gesammelt - im gesamten vergangenen Winter waren es nur acht gewesen.
Philipp Raimund (Oberstdorf) musste sich diesmal mit Rang 20 begnügen, der deutsche Meister Martin Hamann (Aue) folgte auf Position 26.
Einen Tag zum Vergessen erlebten erneut die erfolgsverwöhnten Polen, Pawel Wasek sorgte als 23. noch für das beste Ergebnis. Am Sonntag (17.00/ZDF und Eurosport) geht es auf der benachbarten großen Schanze weiter. Kraft kann dann seinen vierten Streich in Folge feiern - das hatte es zuletzt 2007 gegeben.
Bei den Frauen war wenige Stunden zuvor Weltmeisterin Katharina Schmid zum Saisonstart klar am Podest vorbeigeflogen. Im ersten Weltcup unter ihrem neuen Namen landete die Oberstdorferin auf ihrer Lieblingsschanze mit Flügen auf 89,5 und 91,0 m auf Rang acht. Die Japanerin Yuki Ito feierte den achten Sieg der Karriere.
"Mein zweiter Sprung war besser, wenn auch nicht optimal. Ich bin auf jeden Fall besser gestartet als letztes Jahr", sagte Schmid, die im Frühjahr in Planica noch unter ihrem Mädchennamen Althaus dreimal WM-Gold geholt hatte. Im vergangenen Winter war die Rekordweltmeisterin in Wisla zum Auftakt nur auf Platz 21 gelandet. Auch für die Frauen geht es am Sonntag auf dem großen Bakken weiter.