Biathlon-Legende Ole Einar Björndalen nicht für Winterspiele nominiert

SID
Ole Einar Björndalen bekam kein Ticket für die Olympischen Spiele 2018 in Pyeongchang
© getty

Keine Gnade für den "Kannibalen": Norwegens olympisches Komitee hat die bald 44 Jahre alte Biathlon-Legende Ole Einar Björndalen nach schwachen Saisonleistungen nicht für die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) nominiert. Die Karriere des erfolgreichsten Winter-Olympioniken der Geschichte dürfte sich damit dem Ende zuneigen.

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"Die Ergebnisse, die Ole Einar Björndalen während der laufenden Weltcup-Saison erzielt hat, sind nicht gut genug. Er hat leider nicht die Auswahlkriterien erfüllt", erklärte Tore Övrebö, Chef von Norwegens Olympischem Komitee, am Montag. Laut norwegischen Medien hat Björndalen die Entscheidung mit Verständnis aufgenommen, bei Aftenposten kündigte der achtmalige Olmypiasieger eine Erklärung für den späteren Montag an.

Mit Platz 42 im Einzelrennen beim Weltcup in Ruhpolding hatte Björndalen am Wochenende auch im letzten Anlauf die sportlichen Kriterien für eine Pyeongchang-Nominierung nicht erfüllt. Der Gnadenakt durch die Spitze des norwegische Sports blieb aus. Für Pyeongchang wurden die Brüder Johannes Thingnes und Tarjei Bö, Emil Hegle Svendsen, Lars Helge Birkeland, Henrik L'Abee-Lund und Erlend Bjoentegaard als Vertreter Norwegens ausgewählt.

Obwohl die Entscheidung unter rein sportlichen Gesichtspunkten wenig Angriffsfläche bietet, brodelte in Norwegen sogleich die Gerüchteküche. Laut dem Fernsehsender TV2 hatte sich der Biathlonverband gegen Björndalens Nominierung ausgesprochen, das nationale olympische Komitee aber noch einmal die Richtigkeit der Entscheidung infrage gestellt - zumindest eine Nominierung für die Staffel soll im Raum gestanden haben. Die Unsicherheit darüber habe bis zuletzt angehalten, das NOK den Verband aber nicht überstimmen wollen.

"Da kommt Wehmut auf, ich finde das traurig"

Für die frühere Weltmeisterin Tora Berger ist Olympia ohne den erfolgreichsten Skijäger "eine seltsame Vorstellung. Er war ja so lange dabei und ein so außergewöhnlicher Athlet." Olympiasiegerin Liv Grete Skjelbreid erklärte bei Verdens Gang: "Da kommt Wehmut auf, ich finde das traurig. Es ist seltsam, wenn man daran denkt, dass er nicht dabei ist."

Der in Drammen geborene Björndalen feierte bereits 1994 beim Heimspiel in Lillehammer als 20-Jähriger sein Olympia-Debüt. Sechsmal war er seither bei den Spielen dabei, mit achtmal Gold, viermal Silber und einmal Bronze ist er der erfolgreichste Winter-Olympionike überhaupt. Höhepunkt von Bjöndalens Karriere waren die "perfekten" Spiele von Salt Lake City 2002, als er bei allen vier Starts Gold abräumte.

Ole Einar Björndalen: Der erfolgreichste Biathlet aller Zeiten

Doch auch seine 94 Siege in 575 Weltcuprennen und 45 WM-Medaillen suchen ihresgleichen. Selbst mit 43 Jahren hat Björndalen, der läuferisch fast zwei Jahrzehnte in seiner eigenen Dimension unterwegs war, noch einen Ruf wie Donnerhall, sein Hunger nach Siegen schien ihn fast alterslos zu machen - doch ausgerechnet im Olympia-Winter blieben die Top-Resultate aus.

Durch das Verpassen seiner siebten Winterspiele stellt sich nun auch unweigerlich die Frage nach dem baldigen Karriereende des Altmeisters. "Notnagel oder Ersatzmann, das war nie seine Sache", sagte Männer-Bundestrainer Mark Kirchner dem SID: "Ole hatte sensationelle Erfolge. Aber irgendwann ist es normal, dass man mit über 40 nicht mehr mit Mittzwanzigern mithalten kann", sagte der 47-Jährige weiter, der selbst noch gegen Björndalen gelaufen war. Fast schon mitleidig fügte Kirchner an: "Er hatte bis zuletzt noch seine Erfolge. Wenn man die Chance nicht nutzt, seine Karriere zu beenden, muss es so kommen."

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