Auftaktspringen der Tournee abgesagt

SID
Starker Schneefall und heftiger Wind auf der Schanze haben zur Absage des Auftaktspringens geführt
© getty

Starker Wind hat erstmals in der Geschichte der Vierschanzentournee zu einer Absage des Auftaktspringens in Oberstdorf geführt. Böen von bis zu 50 Kilometer pro Stunde ließen in Kombination mit starkem Schneefall keinen Sprung zu, mehr als 20.000 Zuschauer warteten und froren vergeblich.

Cookie-Einstellungen

"Ich bin schon erleichtert über die Entscheidung. Es hat am Ende keinen Sinn gemacht, da hätte man auch Würfeln können. Für den Sport war es die richtig Entscheidung", sagte Bundestrainer Werner Schuster. Das Springen soll nun am Montag um 17.30 Uhr an gleicher Stelle nachgeholt werden.

Viel Glück hatte Marinus Kraus: Der Team-Olympiasieger verhinderte nur mit Mühe einen Sturz und musste eine Notlandung setzen. "Ich habe über eine Stunde oben gewartet. Die Jury hat immer um 15 Minuten verschoben, das ist für uns der Horror pur. Jetzt gehe ich ins Bett, heute springe ich auf keinen Fall mehr", sagte der 23-Jährige aus Oberaudorf.

Entsprechend froh war auch Bundestrainer Werner Schuster: "Zum Glück ist Marinus auf den Beinen gelandet ist. Das war schon sehr, sehr knapp", sagte der Österreicher. Der Abbruch sei die einzig richtige Folge gewesen.

Schneemänner und Schokolade

Zuvor waren die Nerven von Athleten und Fans über mehrere Stunden strapaziert worden. Der für 16.30 Uhr geplante Start des Wettkampfs wurde immer wieder verschoben, Severin Freund und Co. vertrieben sich die Zeit mit Kickern, Schokolade essen und Musik hören. Um 18.00 ging dann endlich der Japaner Junshiro Kobayashi vom Bakken, doch nach elf Athleten warf die Jury das Handtuch.

"Es ist die alte Geschichte: Wenn Wind und Schnee zusammen kommen, ist es schwierig. Für uns geht es darum, alle Fakten und Daten zu beachten. Es geht darum, uns nach den Bedürfnissen des Athleten zu richten. Und das tun wir", sagte Hofer.

Andere Athleten hatten während des Wartens immerhin Spaß im Winterwunderland Oberstdorf: Gregor Schlierenzauer warf Schneebälle auf TV-Kommentatoren, Simon Ammann baute mit Kindern Schneemänner, Andreas Kofler und Kraus futterten fleißig Schokolade. "Jeder von uns wäre gerne gesprungen. Dass es so windig ist, ist eine ziemlich blöde Situation", sagte Titelverteidiger Thomas Diethart (Österreich).

Windnetz in Oberstdorf gefordert

Die komplette Absage eines Springens hatte es zuvor in der Tournee-Geschichte erst dreimal gegeben: 1956 wurde der Wettbewerb in Bischofshofen wegen Schneemangels gestrichen und ins nahe Hallein verlegt, 1979 musste das Neujahrsspringen auf den 2. Januar verschoben werden.

Im Winter 2007/2008 gab es schließlich die erste "Dreischanzentournee": Ein Föhnsturm in Innsbruck hielt die Athleten am Boden, in Bischofshofen fanden daraufhin zwei Wettbewerbe statt.

Aber auch Oberstdorf ist eigentlich ein gebranntes Kind. Erst 2011 hatte die Jury den ersten Durchgang nach 35 Sprüngen abbrechen müssen und einen Neustart angeordnet, was zu hitzigen Diskussionen führte.

Seither stehen auch die Forderungen nach einem Windnetz im Raum, in Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck gibt es einen solchen Schutz bereits. FIS-Renndirektor Walter Hofer hatte erst im Sommer auch für Oberstdorf ein Netz gefordert.

Artikel und Videos zum Thema