Skicrosser wollen Olympia-Medaille

SID
Waghalsige Rennen: Beim Skicross geht es um jeden Meter
© getty

Am Freitag beginnt im kanadischen Nakiska der Weltcup der Skicrosser. Die deutschen Teilnehmer rechnen sich gute Chancen aus - vor allem auch für die Olympischen Spiele.

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Wer noch keine Krankenakte hat, der, so scheint es, ist einfach kein richtiger Skicrosser. Gebrochene Halswirbel, Gehirnerschütterung, Kreuzbandriss, Knöchelbruch: Es ist nur ein kleiner Auszug aus der langen Liste der Verletzungen, die sich nur die Deutschen mal zugezogen haben.

Meniskusschäden sind kaum mehr der Rede wert, hat beinahe jeder. Und so liegt die Vermutung nahe: Skicross, diese Rennen über Wellen, Sprünge und durch Steilkurven im Schnee, das ist eine Abkürzung ins Krankenhaus. Mindestens.

Die deutschen Skicrosser sehen das selbstverständlich ganz anders. Klar, sie wissen, dass im März 2012 in Grindelwald auch schon einer gestorben ist aus ihrem Kreis, Nick Zoric aus Kanada. Doch sie sagen: "Welche Sportart ist nicht gefährlich?" Es ist die Standardantwort, sie klingt einstudiert.

Sport am Limit

Anna Wörner, Heidi Zacher, Daniel Bohnacker und Simon Stickl, die besten Deutschen bei diesem wilden Vierkampf im Schnee, legen Wert auf die Feststellung, dass sich "ein Leistungssportler immer am Limit bewegt".

Das Debüt der Sportart bei Olympia 2010 in Vancover war so eine Art Erweckungserlebnis, seitdem boomt das spektakuläre Skicross: Vier Frauen oder Männer gehen gleichzeitig auf die Piste, die ersten zwei eines jeden Laufes kommen weiter. Es wird auch geschoben und geschubst, oft gibt es spektakuläre Stürze mit Verletzungsfolge. "Jedem von uns ist bewusst, dass Stürze und Verletzungen passieren können", sagt Anna Wörner, erfolgreichste Deutsche mit drei Siegen im Weltcup - und gerade genesen von einem Leistenbruch.

Im Deutschen Skiverband sei Skicross mittlerweile das "Flaggschiff" all jener Sportarten, die unter der Rubrik Freestyle laufen, betont Alpindirektor Wolfgang Maier. Er spricht von einer "stabilen und starken Mannschaft". Freestyle-Chef Heli Herdt hat ein "klares Ziel": Das erlaubte Maximum von vier Frauen und vier Männern soll sich für Olympia in Sotschi qualifizieren, "eine Medaille" dort herausspringen. "Wir müssen liefern", sagt er - sonst würden die nach Vancouver aufgestockten Mittel wohl gekürzt werden.

Weltcup-Start in Kanada

Am Freitag findet in Nakiska/Kanada der erste Weltcup-Wettbewerb statt. Acht Rennen inklusive der beiden auf deutschem Boden am 17./18. Januar in Bischofswiesen bleiben den Athleten, um sich zu qualifizieren. Bei den Männern dürfte es ein Hauen und Stechen geben, neben Bohnacker und Stickl (jeweils ein Weltcupsieg) gibt es fünf weitere Anwärter. Bei den Frauen werden Zacher (ein Weltcupsieg) und Wörner wohl auf jeden Fall zu Olympia fahren - wenn sie sich nicht verletzen. So wie die Kollegin Sabrina Weilharter, der Ende September im Training das Kreuzband riss.

Sportdirektor Maier hält es "für gerechtfertigt zu sagen, dass wir an beiden Medaillen dran sind". In Vancouver war Rang 17 von Wörner das beste Ergebnis. Die Vorbereitung auf die Saison war jedenfalls umfangreich. Die Skicrosser haben sich sogar Videos von Riesenslalom-Weltmeister Ted Ligety (USA) angeschaut: Es kann auch im Skicross nicht schaden, dem besten Schwung nahe zu kommen. Stickl hat sich von Bruder Korbinian ein Start-Tor bauen lassen, es in den Garten gestellt und die wichtige Start-Phase geübt.

Stickl, zugleich erster deutscher Sieger eines Weltcup-Rennens (Januar 2010), hat mit Olympia eine Rechnung offen: Er war 2010 in Vancouver der erste Olympia-Starter überhaupt im Skicross, ging mit Startnummer eins in das "Einzelzeitfahren" vor der K.o.-Runde, aber im Achtelfinale war Schluss, weil ein Konkurrent vor ihm stürzte und ihn beinahe mitriss. "Unser Sport ist unberechenbar. Das macht ihn aber auch aus", sagt Stickl. Seine Bänder sind übrigens noch heil. Nur der Rücken zwickt. Bandscheibenvorfall.

Das deutsche Aufgebot für Nakiska:

Frauen: Julia Eichinger (Neureichenau), Christina Manhard (Pfronten), Anna Wörner (Partenkirchen), Heidi Zacher (Lenggries)

Herren: Daniel Bohnacker (Gehrhausen), Paul Eckert (Samerberg), Florian Eigler (Pfronten), Thomas Fischer (Ruhpolding), Rupert Nagl (Kiefersfelden), Andreas Schauer (Lenggries), Simon Stickl (Bad Wiessee)

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