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UFC-Präsident Dana White im Interview über seinen verrückten Aufstieg, Conor McGregor und "Maschine" Francis Ngannou

Von Carl Neidhart
Dana White ist sich nicht sicher, ob Conor McGregor noch einmal Champion werden kann.
© getty

Seit 2001 leitet Dana White die Ultimate Fighting Championship. Im Interview mit DAZN und SPOX spricht der 51-Jährige über seine Anfänge als Page in einem Bostoner Hotel und verrät, warum er in der Vergangenheit oft in Deutschland war.

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Außerdem erklärt er, warum es UFC-Star Conor McGregor in Zukunft schwer haben wird und weshalb die UFC bald ein großes Event in London austragen könnte.

Dana White, Sie sind der Inbegriff des American Dreams. Sie haben als Page in einem Bostoner Hotel angefangen und nun die UFC zu einer der größten Sportorganisationen der Welt geführt. Müssen Sie sich manchmal kneifen, ob das alles wahr ist?

Dana White: Ohne Zweifel, mein Leben könnte nicht besser sein. Ich kann alles machen, was ich machen will. Ich bin froh, dass es in meinem Leben nicht schlagartig nach oben ging, sondern dass es eine stetige Entwicklung war. Mein Erfolg kam nicht über Nacht, sodass ich hätte verrückt werden können. Daher musste ich mich bislang auch nicht kneifen. (lacht) Es ist perfekt, wie es gelaufen ist. Ich bin nun seit 20 Jahren im Geschäft und in jedem Jahr haben wir Rekorde gebrochen.

In der Vergangenheit haben Sie nicht oft mit deutschen Medien gesprochen. Wie sehen generell Ihre Erfahrungen mit Deutschland aus?

White: In der Vorbereitung habe ich mir schon einige Gedanken dazu gemacht. Ich glaube, wir waren anfangs mal in Köln, aber das ist schon einige Jahre her. In der Vergangenheit war ich oft in Düsseldorf, um mich an meinen Ohren behandeln zu lassen.

Sie sprechen das Event in Deutschland an. Am 13. Juni 2009 fand UFC 99 in Köln statt. Damals jubelten 13.000 Fans den MMA-Legenden Rich Franklin und Wanderlei Silva zu.

White: Es war überwältigend! Rund um das Hotel und die Arena waren tausende Fans, das war schon ziemlich cool und hat echt Spaß gemacht.

Immer mehr Fans gehen hierzulande in die Gyms, um MMA zu trainieren. Nehmen Sie so eine Entwicklung wahr?

White: Das höre ich natürlich gerne. Lorenzo Feritta (ehemaliger Investor der UFC, d. Red.) und ich haben immer davon geträumt, dass wir nicht nur Events veranstalten, sondern dass langfristig mehr Leute MMA trainieren als beispielsweise Karate. Mittlerweile haben wir Kämpfer aus so vielen Ländern, das ist echt verrückt.

"Unsere Kämpfer hatten immer eine verrückte Geschichte"

Stellenweise hat die UFC bereits das Boxen überholt. Wie sehen Sie das?

White: Das stimmt, das sehe ich auch so. Als wir in der UFC mit unseren Events angefangen haben, fanden die immer freitags statt, da Samstag der große Box-Tag war. In den letzten Jahren sind wir auf den Samstag gewandert und nun ist es sogar so, dass sich Box-Veranstaltungen nach uns richten.

Für das Videospiel UFC 4 haben Sie Anthony Joshua und Tyson Fury mit aufgenommen. Nun treffen die beiden bekanntermaßen demnächst aufeinander. Wen sehen Sie vorne?

White: Es ist schon eine Weile her, seitdem beide gekämpft haben. Nichtsdestotrotz wird es ein großartiger Kampf werden. Direkt nach dem Fury-Wilder-Fight dachte ich, dass Fury gewinnen wird. Mittlerweile bin ich mir nicht mehr so sicher.

Vom Schwergewicht im Boxen kommen wir mal zum Schwergewicht in der UFC. Francis Ngannou hat sich bei UFC 260 gegen Stipe Miocic zum Champion gekürt. Aus marketingtechnischer Sicht war der Sieg für Sie sicherlich hilfreich. Ngannous Weg in die UFC begann in einer Sandmine in Kamerun.

White: Das sind die Dinge, die wir natürlich lieben. Unsere Kämpfer hatten eigentlich immer eine verrückte, außergewöhnliche Geschichte. Solche Geschichten erzeugen immer einen größeren Hype rund um den Kampf, das ist klar.

Wie planen Sie mit ihm? Einem möglichen Superfight mit Jon Jones schoben Sie bislang aus finanziellen Gründen den Riegel vor.

White: Realistisch gesehen wird Francis als Nächstes auf Derrick Lewis treffen. Wenn jemand kämpfen will, kämpft er. Wenn nicht, dann eben nicht. Francis will weitermachen, Derrick ist ebenfalls bereit. Das ist der Kampf, den wir anstreben werden. Es wird nicht Jon Jones werden.

Dana White ist sich nicht sicher, ob Conor McGregor noch einmal Champion werden kann.
© getty
Dana White ist sich nicht sicher, ob Conor McGregor noch einmal Champion werden kann.

"Schauen Sie sich das bloß nicht noch einmal an"

Das Duell Ngannou-Lewis gab es bereits schon einmal. Der Kampf wurde auch sehr gehypt und war am Ende mit der schlechteste der UFC-Geschichte.

White: Das stimmt, es war wirklich einer der schlechtesten Kämpfe überhaupt. (lacht) Schauen Sie sich das bloß nicht noch einmal an, Sie werden enttäuscht sein. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass es dieses Mal ein komplett anderer Kampf werden wird.

Ngannou wird aufgrund seiner Power immer wieder mit Mike Tyson verglichen. Haben Sie nun wieder einen "richtigen" Schwergewichtschampion, der Highlights produziert?

White: Stipe Miocic ist vielleicht der beste Schwergewichtler der Geschichte. Nun wurde er von dieser Maschine besiegt, die Leute einfach zerstört. Ich bin gespannt, wie sich das Ganze entwickelt.

Mit Aleksandar Rakic, Jiri Prochazka, Marvin Vettori und Darren Till gibt es viele interessante europäische Kämpfer, die in die Weltspitze vorgedrungen sind. Gibt es jemanden, der Ihnen besonders imponiert hat?

White: Im letzten Jahr haben mich einige der Genannten beeindruckt. Kämpfer sind anders als alle anderen Sportler. Deshalb wusste ich, dass wir 2020 schaffen werden. Manche von ihnen haben sogar fünfmal gekämpft - und das in leeren Hallen!

Und wenn Sie einen auswählen müssten?

White: Kamaru Usman! Er beeindruckt mich immer, wenn er kämpft. Bei ihm ist es sogar der Fall, dass er von Kampf zu Kampf immer noch stärker wird. Aus europäischer Sicht muss ich sagen, dass Vettori in seinen letzten Kämpfen herausragend war.

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