Ovtcharov erlebt "schwarzen Freitag"

SID
Dimitrij Ovtcharov hat bei der EM für eine Negativ-Überraschung gesorgt
© getty

Ein "schwarzer Freitag" für Titelverteidiger Dimitrij Ovtcharov hat bei der Tischtennis-EM in Budapest im deutschen Lager die Freude über einen bislang imponierenden Siegeszug des Damen-Quintetts überschattet. Unter einem aus ungeklärten Gründen tropfenden Hallendach kam der Weltranglistensechste in der zweiten Runde gegen den 39 Plätze tiefer geführten Polen Jakub Dyjas schwer ins Schwimmen und verpasste durch eine völlig unerwartete 2:4-Pleite das Achtelfinale. Der Schock seines frühesten EM-K.o. bedeutete für den 28-Jährigen auch das Ende der Hoffnungen auf sein drittes EM-Einzelgold in Serie.

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Für Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf war Ovtcharovs Aus der Tiefpunkt eines ernüchternden Tages: Von seinen vier noch verbliebenen Spielern erreichte einzig der trotz vorheriger Verletzungspause überraschend spielfreudige EM-Rekordchampion Timo Boll (4:0 gegen den Schweden Pär Gerell) die Runde der besten 16 - es ist das schwächste EM-Resultat der DTTB-Herren seit 2008, als ebenfalls nur Boll im Achtelfinale stand.

"Auch wenn die Welt nicht untergeht, bin ich enttäuscht", sagte Ovtcharov niedergeschlagen und mit leerem Blick. "Ich habe nicht in meinen Rhythmus und ins Spiel finden können. Es ist schon schade, denn ich hatte mir schon mehr ausgerechnet", meinte der Olympia-Dritte von 2012 weiter.

Für Ovtcharov, der nur 2009 in Stuttgart schon einmal bei einer EM in Runde zwei rausgeflogen war, setzte sich eine Misserfolgsserie bei Großereignissen fort: Im Olympia-Turnier in Rio hatte der Aufschlag-Virtuose die angestrebte Einzel-Medaille im Viertelfinale verpasst, beim Heim-Weltcup zu Monatsbeginn in Saarbrücken war die deutsche Nummer eins schon zum Auftakt im Achtelfinale gescheitert.

"Muss mich auf neue Ziele fokussieren"

"Ich muss mich nach diesen anstrengenden Wochen neu sammeln und auf neue Ziele fokussieren. Nächstes Jahr bei der WM in Düsseldorf soll es besser werden", sagte Ovtcharov.

Doch nicht nur durch Ovtcharovs geplatzten Titeltraum haben sich die Reihen der DTTB-Herren frühzeitig gelichtet. Eine besondere Enttäuschung bedeutete das klare Zweitrunden-Aus des Saarbrückers Patrick Franziska, der seinen Anspruch als kommender Mann hinter Ovtcharov und Boll trotz des Sprungs ins Doppel-Viertelfinale (mit dem Dänen Jonathan Groth) wieder einmal nicht rechtfertigen konnte. Da auch Hoffnungsträger Benedikt Duda gegen den EM-Zweiten Marcos Freitas trotz großen Kampfes (3:4) erwartungsgemäß ausschied, ist plötzlich Altmeister Boll am Samstag trotz seiner schon 35 Jahre Roßkopfs letzter Trumpf.

Für das Kontrastprogramm zur Tristesse bei den Herren des DTTB sorgten die Damen mit ihrem besten EM-Zwischenergebnis im Einzel seit 16 Jahren. Das Quintett von Bundestrainerin Jie Schöpp ist in Ungarns Hauptstadt weiterhin ohne Niederlage und steht am Samstag geschlossen im Achtelfinale. Zuletzt standen 2000 bei der EM in Bremen ebenso viele DTTB-Spielerinnen in der Runde der besten 16.

Für das herausragende Ergebnis des Tages sorgte Ex-Meisterin Kristin Silbereisen durch einen 4:1-Coup gegen die über 40 Plätze höher eingestufte Top-25-Spielerin und Ex-Titelgewinnerin Liu Jia. Vor den Einzel-Achtelfinals spielen außerdem beide Damen-Doppel im Viertelfinale sogar schon um Medaillen.

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