Alexander Zverevs Bilanz bei Grand Slams: Verletzungen und Enttäuschungen - aber er kommt immer näher

Von Stefan Petri
Alexander Zverev, Tennis
© getty

Alexander Zverev hat das Finale der French Open 2024 auf ganz bittere Art und Weise gegen Carlos Alcaraz verloren - der 27-Jährige wartet damit weiter auf seinen ersten Grand-Slam-Titel. Seit über zehn Jahren ist der Deutsche nun schon auf der Tour unterwegs, seine Bilanz bei den vier Major-Turnieren weist Höhen und Tiefen auf. Eine ganz bittere Niederlage gab es - und eine Horrorverletzung.

Cookie-Einstellungen

22 Titel hat Alexander Zverev auf der ATP-Tour schon gewonnen, dazu Olympia-Gold bei den Olympischen Spielen in Tokio. Fast 42 Millionen US-Dollar an Preisgeld hat er erspielt, stand sogar schon auf Platz zwei der Weltrangliste. Bei den vier Majors blieb ihm der ganz große Wurf allerdings noch verwehrt.

So liefen seine Grand-Slam-Auftritte bisher (Stand: 9. Juni 2024):

zverev-junior
© getty

Junioren

Der jüngere Bruder von Mischa Zverev feierte als Junior mehrere große Erfolge: 2013 erreichte er im Alter von 15 das Finale der French Open, ein Jahr später gewann er den Juniorentitel bei den Australian Open. Im gleichen Jahr wagte er den Sprung zum Profi.

US Open 2014

Zunächst musste Zverev in der Qualifikation der Grand Slams ran. Als 17 Jahre alter Jungspund besiegte er in Flushing Meadows den Japaner Yasutaka Uchiyama in der ersten Qualifikationsrunde. In Q2 war dann aber schon Schluss. Gegen den Türken Marsel Ilhan verlor Zverev trotz Satzführung mit 6:4, 5:7 und 6:7.

Australian Open 2015

Auch beim nächsten Grand-Slam-Anlauf reichte es nicht bis zum Hauptturnier. John-Patrick Smith besiegte Zverev bereits in der ersten Quali-Runde in zwei Sätzen.

French Open 2015

Wieder war in der Qualifikation Schluss. Obwohl in der Quali an zwei gesetzt, verlor Zverev in Q2 gegen den Underdog Igor Sijsling. Zverev und Grand-Slam, das passte in seinen noch jüngeren Jahren nicht wirklich zusammen.

Alexander Zverev, Wimbledon, French Open, US Open, Australian Open
© getty

Wimbledon 2015

Endlich! Die erste Teilnahme an einem Grand-Slam-Turnier. Nach einem Fünfsatz-Krimi gegen den Russen Teimuras Gabaschwili in Runde eins schied Zverev in der zweiten Runde in vier Sätzen gegen US-Boy Denis Kudla aus.

US Open 2015

Erstmals schaffte Zverev auch bei den US Open den Sprung von der Qualifikation bis ins Hauptfeld - und direkt nach der ersten Runde war das Abenteuer schon wieder vorbei: Ausgerechnet gegen Kohlschreiber musste der 18-Jährige den Schläger einpacken, wenngleich er sich gut verkaufte (7:6, 2:6, 0:6, 6:2, 4:6).

Alexander Zverev, Wimbledon, French Open, US Open, Australian Open
© getty

Australian Open 2016

Lospech für Zverev. Ausgerechnet mit Andy Murray bekam es Sascha in der ersten Runde zu tun. Der Brite hatte damals noch gesunde Hüften und war eine Nummer zu groß: 1:6, 2:6, 3:6.

French Open 2016

Zverevs erster Auftritt in Roland Garros konnte sich eigentlich sehen lassen - bis zur dritten Runde. Dort wartete Dominic Thiem. Der vier Jahre ältere Österreicher schlug Zverev mit einer starken Vorstellung in vier Sätzen.

Wimbledon 2016

Selbes Spiel in London. Zwei ordentliche Auftritte, in der dritten Runde dann aber mit zu vielen Fehlern. Tomas Berdych war der Nutznießer gegen den erstmals gesetzten Zverev.

US Open 2016

Zverev traf auf zwei US-Amerikaner. Gegen Taylor Fritz gewann er ohne Probleme. In Runde zwei musste er sich aber Jack Sock geschlagen geben, der eine Position vor ihm an 26 gesetzt war. Wenig später gewann er in St. Petersburg seinen ersten ATP-Titel.

Alexander Zverev, Wimbledon, French Open, US Open, Australian Open
© getty

Australian Open 2017

Gutes Turnier von Zverev: Gegen Großmeister Rafael Nadal aus Spanien war in Runde drei aber kein Kraut gewachsen. Immerhin verlangte Zverev Nadal in fünf Sätzen alles ab. Der verlor später das Finale gegen Roger Federer.

French Open 2017

Bereits ein Jahr zuvor schien Zverev bereit für die eine oder andere Überraschung. In Frankreich gelang ihm das - nur eben negativ. Der an neun gesetzte Deutsche schied in Runde eins gegen den Spanier Fernando Verdasco aus.

Wimbledon 2017

Erstmals schaffte es Zverev ins Achtelfinale von London. Dort wartete dann mit Milos Raonic der erste ernstzunehmende Gegner. Der aufschlagstarke Kanadier rettete sich in den fünften Satz. Dort dominierte er - 6:1!

US Open 2017

Als Nummer vier startete Zverev - immer noch erst 20 Jahre alt! - ins Turnier. Ernüchterung nach der zweiten Runde: Gegen Borna Coric ließ Zverev in einem intensiven Match zu viele Chancen liegen (6:3, 5:7, 6:7, 6:7).

Alexander Zverev, Wimbledon, French Open, US Open, Australian Open
© getty

Australian Open 2018

In dieser Saison sollte endlich der Durchbruch bei den Majors her. Zverev schied jedoch in der dritten Runde gegen den Südkoreaner Chung Hyeon aus. Seine Analyse danach: "Diese Turniere bedeuten mir noch zu viel."

French Open 2018

Zurück in Roland Garros lief es für Zverev eigentlich richtig gut. Wäre da im Viertelfinale nur nicht dieser Thiem gewesen (4:6, 2:6, 1:6). Der Österreicher schaffte es bis ins Finale, für Zverev war es dennoch das bisher beste Grand-Slam-Ergebnis.

Alexander Zverev, Tennis
© getty

Wimbledon 2018

Der Fluch ging weiter. Mit Ach und Krach rettete sich Zverev gegen Taylor Fritz in die dritte Runde, litt jedoch merklich unter einem Magen-Darm-Infekt. Im fünften Satz gegen den Letten Ernests Gulbis brach er ein (6:7, 6:4, 7:5, 3:6, 0:6).

US Open 2018

Erstmals schaffte es Zverev in Flushing Meadows immerhin in die dritte Runde. Doch dort schied er als Nummer 4 und klarer Favorit gegen Kohlschreiber aus. "Vielleicht habe ich Sascha gezeigt, wo er noch nicht weltklasse ist", sagte der anschließend.

Australian Open 2019

Erstmals Achtelfinale, dann das krachende Aus gegen Raonic in drei Sätzen. "Ich war einfach schlecht. Es war schon ein Wunder, dass ich im 3. Satz überhaupt den Tie Break erreicht habe", sagte Zverev im Anschluss an das 1:6, 1:6 und 6:7.

Alexander Zverev, Tennis
© getty

French Open 2019

Zwei Fünfsatz-Krimis vor dem Achtelfinale kosteten Zverev Kraft. Im Viertelfinale wartete Novak Djokovic, Zverev war chancenlos. Sein ohnehin holpriges Turnier war zu Ende, nachdem er den ersten Satz mit 5:7 knapp hergab. Die folgenden Sätze gingen locker 2:6 und 2:6 weg.

Wimbledon 2019

Erstrunden-Aus! "Mein Selbstvertrauen ist gerade weniger als Null", sagte Zverev nach seiner Pleite gegen den Tschechen Jiri Vesely und machte anschließend seinem Manager Patricio Apey Vorwürfe. Die beiden sollten sich später einen erbitterten Rechtsstreit liefern.

french-open-2020
© getty

US Open 2019

Kampf vor Gericht mit Apey, Rosenkrieg-Trennung von Trainer Ivan Lendl - es war nicht Zverevs Jahr. Auch bei den US Open zeigte er Licht und Schatten. Nach 14 Sätzen in den ersten drei Runden war im Achtelfinale gegen den Argentinier Diego Schwartzman Schluss (6:3, 2:6, 4:6, 3:6).

Australian Open 2020

Ein guter Start von Zverev in die neue Saison. Sein erster Halbfinaleinzug bei einem Grand Slam, dort verlor er gegen seinen guten Freund Thiem in vier Sätzen. Bitter: Beim Stand von 1:1 vergab Zverev im dritten Durchgang zwei Satzbälle.

French Open 2020

In Paris folgte die erste größere Enttäuschung der Saison. Im Achtelfinale musste Zverev die Segel gegen den damals noch 19-jährigen Jannik Sinner streichen. Dabei war er weitestgehend chancenlos (3:6, 3:6, 6:4, 3:6).

Wimbledon 2020

Zverev durfte sich in diesem Jahr nicht auf dem heiligen Rasen beweisen, allerdings auch kein anderer Spieler. Das Turnier fiel aufgrund der Corona-Pandemie aus.

us-open-2020
© getty

US Open 2020

Zum Abschluss der Grand-Slam-Saison durfte Zverev endlich sein erstes Finale bestreiten. Ein verrücktes Turnier: Titelverteidiger Nadal war aufgrund der Pandemie nicht am Start, Djokovic wurde im Achtelfinale disqualifiziert, weil er er mit einem Ball eine Linienrichterin abschoss.

Beste Chancen also für Zverev, der auf dem Weg ins Endspiel im Viertelfinale Borna Coric und im Halbfinale Pablo Carreno Busta besiegte. Doch wieder scheiterte er an Thiem. Zverev vergab dabei eine 2:0-Satzführung, der fünfte Durchgang geriet für beide zum absoluten Nervenkrimi. Dennoch: Zverev war zum ersten Mal ganz nah dran.

wimbledon-2021
© getty

Australian Open 2021

Zverev trennte sich von Trainer David Ferrer, sein Vater übernahm wieder. Das änderte aber nichts am Aus im Viertelfinale: Nach hartem Kampf war gegen Seriensieger Djokovic Schluss.

French Open 2021

Nach seinem zweiten ATP-Sieg in Madrid ging er mit breiter Brust ins Turnier. Es ging bis zum Halbfinale, ehe Stefanos Tsitsipas den Traum vom Titel beendete.

Wimbledon 2021

Auf dramatische Weise verpasste Zverev seinen ersten Viertelfinal-Einzug auf dem heiligen Rasen. Er unterlag dem Kanadier Felix Auger-Aliassime nach fünf Sätzen, nachdem er sich im dritten Satz das Knie bei einem Sturz überstreckt hatte.

us-open-2021
© getty

US Open 2021

Kurz nach Wimbledon hatte Zverev als erster deutscher Mann sensationell Gold bei den Olympischen Spielen in Tokio geholt. Das Halbfinal-Aus in New York gegen Djokovic war deshalb zu verkraften. Auch weil er später zum zweiten Mal die ATP Finals gewann.

Australian Open 2022

Zverev legte einen sehr holprigen Saisonstart hin. In Down Under war im Achtelfinale gegen Denis Shapovalov Schluss. Schon während des Matches gab er sich geschlagen und schlurfte nur noch über den Platz. Auch ein Schläger ging kaputt.

french-open-2022
© getty

French Open 2022

Nach dem Skandal in Acapulcowar Zverev mit Sergi Bruguera als neuem Trainer auf Wiedergutmachung aus. Nach guten Leistungen stand er verdient im Halbfinale - und durfte sich mit Nadal messen. Zverev spielte auf Augenhöhe mit, doch das Match sollte ganz bitter enden.

Beim Stand von 6:7 (8:10) und 6:6 gegen Nadal knickte Zverev mit dem rechten Fuß um, stürzte schwer und schrie vor Schmerzen. Anschließend wurde er im Rollstuhl vom Platz geschoben und musste schließlich aufgeben.

Die Diagnose zeigte unter anderem drei gerissene Außenbänder: Zverev, erstmals die Nummer zwei der Welt, musste operiert werden und fiel für Wimbledon und die US Open aus.

french-open-2023
© getty

Australian Open 2023

An Nummer zwölf gesetzt, war Zverev nach einer monatelangen Pause weit von seiner Topform entfernt. In der ersten Runde brauchte er fünf Sätze, anschließend schied er in vier Sätzen gegen Lucky Loser Michael Mmoh aus den USA aus. "Ich hatte keine Erwartungen oder Ziele. Es war ein guter Test für mich", erklärte Zverev: "Jetzt weiß ich, wo ich körperlich stehe. Es ist noch ein weiter Weg zurück dahin, wo ich war."

French Open 2023

Sehr viel besser lief es bei Zverevs Rückkehr nach Roland Garros: Nach Siegen über Frances Tiafoe, Grigor Dimitrov und Tomás Martin Etcheverry zog er zum dritten Mal in Folge ins Halbfinale ein. Dort wurde er aber von Casper Ruud weggeputzt (3:6, 4:6, 0:6). Der enttäuschte Zverev: "Du kannst verlieren, aber ich war überhaupt nicht da. Das ist der große Unterschied zu den vorherigen Matches, ich war weit unter meinem Durchschnitt."

wimbledon-2023
© getty

Wimbledon 2023

Zwei Siege, dann war gegen den früheren Finalisten Matteo Berrettini in drei umkämpften Sätzen Endstation. Den Erfolg des überlegenen Gegners musste Zverev neidlos anerkennen: "Ich habe ihm gesagt, dass er das Turnier gewinnen kann, wenn er so spielt." Allerdings verlor Berrettini schon im Achtelfinale in vier Sätzen gegen den späteren Sieger Alcaraz.

US Open 2023

Die Formkurve zeigte weiter nach oben: Zverev bezwang im Achtelfinale den aufstrebenden Sinner in packenden fünf Sätzen. Danach war der Akku für das Duell gegen Alcaraz allerdings leer - 3:6, 2:6, 4:6. "Mein Körper lässt mich momentan ein bisschen im Stich", klagte er. "Das Traurige ist: Mein Tennis ist da. Wenn alles in Ordnung gewesen wäre, wäre es ein enges Match geworden."

Das durfte er dann einige Monate später in Australien beweisen.

australian-open-2024
© getty

Australian Open 2024

Nach dem Sieg im United Cup reiste Zverev mit Selbstvertrauen nach Melbourne, hatte auf dem Weg ins Viertelfinale aber viel Mühe (Fünfsatzmatches gegen Lukas Klein und Cameron Norrie). Im Viertelfinale gelang ihm dann trotz "Blutblasen" an den Füßen ein Meisterstück gegen Carlos Alcaraz, den er in vier Sätzen besiegte. Im Halbfinale verspielte er gegen Angstgegner Daniil Medvedev eine Zweisatzführung, die Durchgänge drei und vier verlor er im Tiebreak. Sein Fazit: "Ich bin mir sicher: Wenn ich die richtigen Sachen mache, werde ich nochmal so eine Chance bekommen."

French Open 2024

In seinem statistisch gesehen stärksten Major hatte Zverev in Runde 1 direkt die lebende Legende Rafael Nadal auf der Brust - der gleiche Gegner, gegen den er sich 2022 so schwer verletzt hatte. Zverev meisterte die Aufgabe aber souverän und zog wie schon in den Jahren zuvor schließlich ins Halbfinale an. Dort gab es die Revanche gegen Casper Ruud, der seinerseits vom Rückzug des verletzten Novak Djokovic profitiert hatte. Im Endspiel führte Zverev gegen Alcaraz zwischenzeitlich sogar mit 2:1 Sätzen, doch der Spanier durfte am Ende dennoch jubeln.

einfuehrung-1200
© getty

Alexander Zverev: Grand-Slam-Bilanz im Überblick

JahrAustralian OpenFrench OpenWimbleonUS Open
2014---2Q
20151Q2Q2R1R
20161R3R3R2R
20173R1RAF2R
20183RVF3R3R
2019AFVF1RAF
2020HFAFn.a.F
2021VFHFAFHF
2022AFHF--
20232RHF3RVF
2024HFF