Am Ziel ihrer Träume fiel Coco Gauff unter Freudentränen ihrer Familie in die Arme und ließ sich von den frenetischen Fans in New York feiern. Der erst 19 Jahre alte Publikumsliebling hat sich vor einer spektakulären Kulisse im Arthur Ashe Stadium seinen ersten Grand-Slam-Titel geschnappt. Im Finale der US Open drehte Gauff eine umkämpfte Partie und schlug die kommende Weltranglistenerste Aryna Sabalenka aus Belarus mit 2:6, 6:3, 6:2.
"Es bedeutet mir so viel und ich stehe ein bisschen unter Schock. Ich bin einfach nur dankbar für diesen Moment und habe keine Worte", sagte Gauff bei der Siegerehrung, bevor sie den Silberpokal küsste und in den Himmel reckte. "Du hast unglaublich gespielt", lobte auch Sabalenka, die schwer mit ihren Emotionen zu kämpfen hatte.
Nach 2:08 Stunden verwandelte Gauff in ihrem zweiten Major-Finale ihren ersten Matchball und sorgte für den ersten US-amerikanischen New-York-Titel seit 2017, als Sloane Stephens triumphiert hatte. Sie sicherte sich drei Millionen Dollar Preisgeld und wird durch den Erfolg am Montag zur Weltranglistendritten aufsteigen.
Australian-Open-Siegerin Sabalenka muss dagegen weiter auf ihren zweiten Grand-Slam-Titel warten, löst aber dennoch am Montag Iga Swiatek als Führende des WTA-Rankings ab. Swiatek, die Gauff bei den French Open 2022 im Endspiel besiegt hatte, war bereits im Achtelfinale überraschend an Jelena Ostapenko gescheitert.
US Open: Gauff besiegte auch die Nervosität
"Es bedeutet mir viel, aber der Job ist noch nicht erledigt" hatte Gauff nach ihrem souveränen 6:4, 7:5 über die tschechische French-Open-Finalistin Karolina Muchova gesagt. Im Anschluss an die Seitenwahl mit Frauentennis-Pionierin Billie Jean King bestimmte zunächst Sabalenka das Geschehen auf dem blauen Hartplatz und krallte sich das Break zum 1:0.
In den folgenden Minuten sahen die Zuschauer um Basketball-Superstar Kevin Durant auf der gewohnt prominent besetzten Tribüne ein Match auf mäßigem Niveau, das Sabalenka trotz zahlreicher Fehler weiter dominierte. Die Nervosität schien besonders Gauff, der ersten Teenagerin im US-Open-Finale seit Serena Williams 2001, in den Knochen zu stecken - die Hoffnungen der Nation wogen schwer auf ihren Schultern.
"Gauff läuft nur von Ecke zu Ecke - sie hat keine Sicherheit in ihren Grundschlägen", stellte Boris Becker am Sportdeutschland-Mikrofon fest. Sabalenka dagegen fand gegen Ende des ersten Satzes zu ihrem Powertennis und spazierte nach nur 39 Minuten zum Satzgewinn.
Gauff mit dem Ziel vor Augen, ihrem großen Idol, der sechsmaligen New-York-Gewinnerin Serena Williams, erstmals nachzueifern, nahm sich im Anschluss eine kurze Pause - und hatte damit Erfolg. Als sie gegen die nun fehlerhafte Sabalenka erstmals mit einem Break vorne lag, bebte das größte Tennisstadion der Welt ebenso wie nach Gauffs Satzgewinn wenig später.
Im entscheidenden Durchgang übernahm die 19-Jährige dann endgültig die Kontrolle. Sabalenka, die sich kurz vor Schluss am Oberschenkel behandeln ließ, hatte Gauff in der anschließenden Nervenschlacht nichts mehr entgegen zu setzen.