"Wenn Serena will, wird sie wieder Nummer 1"

Von SPOX
Angelique Kerber (r.) hat sich in New York zur Nummer eins der Welt gekrönt
© getty

Die US Open sind Geschichte. Angelique Kerber triumphierte bei den Damen, Stan Wawrinka bei den Herren. Bleibt Angie für lange Zeit die Nummer eins der Welt? Ist Stan der mental stärkste Spieler der Tour? Was ist nur im deutschen Herren-Tennis los? Und: Fehlt den Youngs Guns die nötige Mentalität zum Durchbruch? Die SPOX-Redakteure Felix Götz und Jannik Schneider diskutieren mit dem früheren Profi Alexander Antonitsch und Jens Huiber von Sportradio360.

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1. Kerber bleibt lange die Nummer eins

Alex Antonitsch: Kurzfristig gilt: Serena Williams hat vergangene Saison nach den US Open verletzungsbedingt gar nicht gespielt und hat daher keine Punkte zu verteidigen. Spielt sie erfolgreich noch einige Turniere, könnte es eng werden. Aber das Alter spricht ganz klar für Kerber. So wie sie spielt, kann sie definitiv lange vorne bleiben. Diese überragende Saison spricht doch schon für sich. Kerber hat sich diesen Status sowas von verdient - auch dank des Teams um sie herum. Vom Selbstvertrauen her kann ihr außer einer fitten Serena Williams eigentlich keine Spielerin gefährlich werden.

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Jens Huiber: Dieser These kann ich mich nicht einfach so anschließen. Angie ist im Augenblick die beste Spielerin, aber sie hat mit Muguruza beispielsweise eine Kontrahentin, die ebenfalls das Zeug zur Nummer eins hat. Muguruza ist eigentlich sogar die bessere Spielerin, ob sie es aber alles zusammenbekommt, bleibt abzuwarten. Ähnlich sieht es bei Pliskova aus. Sie hat das Finale zu gleichen Teilen verloren, wie es Kerber gewonnen hat. Und Serena muss man natürlich weiterhin auf dem Zettel haben. Sie hat wie von Alex angesprochen Ende des Jahres keine Punkte zu verteidigen. Wenn Serena wirklich will, wird sie wieder die Nummer eins. Außerdem muss man abwarten, wie Kerber mental mit der neuen Situation umgeht. Machen wir es kurz: Ich traue es ihr zu, länger die Nummer eins zu bleiben, habe aber meine Zweifel.

Jannik Schneider: Sie wird mindestens noch eine weitere Saison von ganz oben grüßen. Den Spielertyp, der ein breites Schlagrepertoire bei gleichzeitig geringer Fehlerquote auf die Plätze dieser Welt zaubert, wie das vor ein paar Jahren etwa Justin Henin-Hardenne gemacht hat, gibt es zurzeit nicht. Diese Qualität benötigen aber Spielerinnen, die eine fitte Kerber besiegen wollen. Mit ihrer Lauf- und Konterstärke hat sie die perfekte Zeit erwischt, um der Szene ihren Stempel aufzudrücken. Kleinere Rückschläge werden kommen, aber sie hat gezeigt, dass sie schnell lernt. Serena Williams und Victoria Azarenka können sie jederzeit schlagen, sind mittlerweile aber zu verletzungsanfällig für den Nummer-Eins-Status. Langfristig sehe ich Belinda Bencic an ihrem Thron rütteln.

Felix Götz: Ich sehe neben Bencic und Serena auch noch Madison Keys und Pliskova, die Angie gefährlich werden können - zumindest vom vorhandenen Potential her. Aktuell fehlt so mancher Konkurrentin aber eben das, was Kerber auszeichnet. Nämlich diese mentale Stärke. Man muss trotzdem mal abwarten, wie sie nun mit der Tatsache umgeht, die Nummer eins zu sein. Nach oben zu kommen ist bekanntermaßen leichter, als oben zu bleiben. Vielleicht ist auch Angie irgendwann mal satt. Immerhin ist sie nach ihrem Sieg in Melbourne auch in ein beachtliches Loch gefallen. Wobei sie bisher unter dem Strich natürlich ein Monster war und ist, was die Mentalität angeht. Man muss Kerber alles zutrauen. Auch, dass sie wirklich eine ganze Zeit lang oben bleibt.