Görges und Kohlschreiber im Achtelfinale

SID
Julia Görges ist 23. der WTA-Weltrangliste
© Getty

Julia Görges streckte den Zeigefinger Richtung Himmel, Philipp Kohlschreiber machte Luftsprünge - und beide ließen sich von siegestrunkenen Fans lautstark feiern. Deutscher Tag auf Show Court 3 im Melbourne Park: Nacheinander zogen die 23-Jährige aus Bad Oldesloe erstmals und der fünf Jahre ältere Augsburger zum dritten Mal ins Achtelfinale der Australian Open ein.

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Bei allen vier Grand-Slam-Turnieren war Julia Görges im vergangenen Jahr in der dritten Runde gescheitert. Beim fünften Anlauf warf sie das Handtuch diesmal nur im Wortsinn: Aus Freude über die erstmalige Qualifikation für die Runde der letzten 16 schenkte sie das Textil ihren Fans.

"Schön, dass ich endlich mal die zweite Woche erreicht habe und noch einmal zeigen darf, was ich kann", sagte die 23. der Weltrangliste erleichtert nach dem 3:6, 6:3, 6:1-Pflichtsieg gegen die auf Position 80 geführte Italienerin Romina Oprandi.

Probleme mit den Kontaktlinsen

Es waren einige Schwierigkeiten zu bewältigen, bis sie das Achtelfinale gegen die Weltranglistenachte Agnieszka Radwanska aus Polen gebucht hatte. Görges hatte aber weniger Probleme mit ihrer an beiden Oberschenkeln dick bandagiert Gegnerin, sondern vor allem mit ihren Kontaktlinsen.

Immer wieder griff sie zu Augentropfen. Die Maßnahme war erfolgreich. Julia Görges, laut eigener Aussage ohne Sehhilfe ein "Maulwurf", behielt nach Anfangsschwierigkeiten den Überblick und ließ sich auch nicht von den mehrfachen Behandlungspausen ihrer Gegnerin aus dem Rhythmus bringen. Der Sieg war nur eine Frage der Zeit. "Ich wusste, dass ich im dritten Satz mehr Energie haben werde", sagte Görges. Nach 1:58 Stunden stand sie als Siegerin fest.

Bessere Physis und druckvolleres Spiel gaben auch den Ausschlag für Philipp Kohlschreibers Erfolg gegen den Kolumbianer Alejandro Falla. "Ich habe zweieinhalb Sätze sehr, sehr gut gespielt, bis zum 3:1 im dritten hatte er wenig Chancen", resümierte der 41. der Weltrangliste. Falla, der sich wegen einer Blase am Fuß behandeln lassen musste, glückte das Rebreak. Im Tiebreak aber demonstrierte Kohlschreiber noch einmal seine spielerische Klasse und verwandelte nach 2:19 Stunden den ersten Matchball zum 6:3, 6:2, 7:6 (7:3).

Mit Selbstvertrauen gegen del Potro

Kohlschreiber hatte bei allen vier Grand-Slam-Turnieren 2011 nur ein Match gewonnen, entsprechend groß war seine Genugtuung. "Wenn man so früh in der Saison so einen tollen Erfolg feiert, darf man auch schon mal euphorisch sein", begründete er seinen ausgelassenen Jubel. Sein nächster Gegner ist der Weltranglistenelfte Juan-Martin del Potro aus Argentinien.

Gegen den nach langer Verletzungspause noch nicht wieder zu alter Klasse zurückgekehrten US-Open-Sieger von 2009 rechnet sich der Deutsche durchaus Chancen aus. "Ich muss mich nicht verstecken, keiner ist unschlagbar. Ich kriege bestimmt meine Chancen", gab sich Kohlschreiber optimistisch, es erstmals auch ins Viertelfinale schaffen zu können.

2005 und 2008 war er der Aufgabe noch nicht gewachsen. "Ich fühle mich jetzt reifer und bereiter für den nächsten Schritt", sagte Kohlschreiber jetzt. Seine neue Stärke führt er neben größerer Erfahrung auch auf die Rückkehr an die Tennis-Base Oberhaching zurück. "Ich fühle mich jetzt wieder richtig wohl auf dem Platz."

Barthel "super zufrieden"

Spaß hatte auch Mona Barthel, obwohl ihre Erfolgsserie endete. Nach zehn Siegen hintereinander erwies sich die Weltranglistendritte Victoria Azarenka für die 21 Jahre alte Neuentdeckung als eine Nummer zu groß.

Die auf Rang 44 in der Welt gekletterte Norddeutsche fand sich nach einem schlechten Start gegen die hohe Favoritin besser zurecht und brachte die Weißrussin nach dem schnell verlorenen ersten Satz im zweiten Durchgang immer wieder in Schwierigkeiten. Nur "ein bisschen" ärgerte sie sich, die Breakbälle zum 5:5 nicht genutzt zu haben. "Ich kann super zufrieden sein", sagte die Siegerin des Vorbereitungsturniers in Hobart nach ihrer 2:6, 4:6-Niederlage.

Am Sonntag fliegt Mona Barthel heim - mit in Australien insgesamt gewonnenen 135.000 Dollar Preisgeld, neuer Erfahrung und "viel Selbstvertrauen" im Gepäck. Sie sei "gespannt, was das Jahr noch so bringt." Görges und Kohlschreiber interessiert vorerst der Sonntag.

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