Krach im deutschen Schwimmteam

SID
Franziska Hentke konnte in ihrem Silberrennen überzeugen
© getty

Das Silberrennen von Franziska Hentke hat die deutschen Schwimmer im WM-Becken beflügelt, die zum Teil tiefen Risse im Team konnte die erste und wohl auch einzige Medaille von Budapest aber nicht kitten. Der WM-Siebte Philip Heintz lieferte sich einen öffentlichen Schlagabtausch mit Bundestrainer Henning Lambertz, und Hentke kritisierte nach ihrem größten Triumph die Nicht-Nominierung ihres Heimtrainers.

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Aufgrund der hohen Wellen abseits des Beckens gingen die positiven Nachrichten für den Deutschen Schwimm-Verband am drittletzten Wettkampftag fast unter. Schmetterling-Schwimmerin Aliena Schmidtke sorgte im Vorlauf und Halbfinale (25,68) über die nichtolympischen 50 m für die ersten beiden deutschen Rekorde und das Final-Ticket als Sechste.

"Das ist traumhaft", sagte die 24-Jährige. Damian Wierling war trotz Halbfinal-Aus in persönlicher Saisonbestzeit als Zwölfter über 50 m Freistil mehr als zufrieden. Lisa Graf verpasste auf Rang elf über 200 m Rücken den anvisierten Endlauf.

Klippenspringerin Anna Bader führt derweil bei der spektakulären Flugshow am Budapester Donauufer nach dem ersten von insgesamt vier Durchgängen. Das beherrschende Thema war aus deutscher Sicht aber der lange schwelende und nun öffentlich gemachte Konflikt zwischen Heintz und Lambertz, dem das gar nicht gefiel: "Es wird über alles nur negativ gesprochen. Das kann doch nicht sein! Das ist total ermüdend."

Ob Lambertz will oder nicht: Der Druck auf seine Person nimmt durch die neue Kritik zu, zumal auch Rekordschwimmerin Schmidtke, die in dne USA lebt und trainiert, mit Blick auf Lambertz' Maßnahmen sagte: "Nach den reformen nach Rio war es riskant, nach Deutschland zurückzukommen."

Heintz vermisst Vertrauen

Der große Rundumschlag kam aber von Heintz. Er verspüre "Wut" und "Aggressionen", sagte Heintz, seinen enttäuschenden siebten Platz über 200 m Lagen erklärte der Kurzbahn-Vizeweltmeister mit der missglückten Terminierung seitens des Bundestrainers. Außerdem vermisse er Vertrauen.

"Im Leistungssport darf es auch mal krachen, und es muss krachen", sagte der 26-Jährige. Eine Aussprache mit dem Bundestrainer wollte er eigentlich erst danach: "Wenn beide jetzt direkt aufeinanderkrachen, dann wird es einfach nur ein sinnloses Anschreien auf gut Deutsch."

Allerdings kündigte Lambertz eine Aussprache noch während der WM an. Die öffentliche Kritik sei "ein kleiner Fehltritt", sagte der 46-Jährige: "Das ist nicht nötig. Wir müssen die Kultur hinbekommen, nicht übereinander, sondern miteinander zu reden."

Fünf Wochen zwischen Quali und WM

Hintergrund von Heintz' Ärger sind die kurze Pause zwischen der WM-Qualifikation vor fünf Wochen in Berlin und der WM in Budapest sowie die harten Normen. Deswegen hatte Heintz das Höhentrainingslager zeitlich so gelegt, dass er bei der DM in Topform ist, was ihm mit dem deutschen Rekord (1:55,76) auch gelang. Im WM-Finale schwamm er anderthalb Sekunden langsamer und damit klar an einer Medaille vorbei. Lambertz riet Heintz, "Ruhe zu bewahren" und "vor der eigenen Tür zu schauen".

Hentke, die am Donnerstag mit Silber über 200 m Schmetterling eine historische Nullnummer für den DSV verhindert hatte, kritisierte Lambertz dafür, dass ihr Magdeburger Heimcoach Bernd Berkhahn sie nicht am Beckenrand betreuen durfte. "Ich war schon enttäuscht", sagte die 28-Jährige: "Für einen Trainer ist es auch ein Ansporn, bei einem Großereignis am Beckenrand zu stehen und das mitzuerleben."

Lambertz hat in sein festes Trainerteam bis Olympia 2020 keine Trainer berufen, die seinen Maßnahmen kritisch gegenüberstehen.

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