Biedermann als Europameister zu Olympia

SID
Paul Biedermann verwies die Italiener Gergo Kis und Samuel Pizzetti auf die Plätze zwei und drei
© Getty

Deutschlands Schwimm-Traumpaar im trauten Gold-Glück: Paul Biedermann und Britta Steffen fahren als Europameister zu den Olympischen Spielen nach London. Biedermann sicherte sich gleich zum EM-Auftakt im ungarischen Debrecen den Titel über 400 Meter Freistil, Steffen legte nur eine Stunde später mit der 4x100 Meter Freistilstaffel nach. Das Männer-Quartett enttäuschte dagegen als Siebter.

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Biedermann konnte sich über seinen Erfolg nicht richtig freuen und musste sich bei der Siegerehrung zu einem Lächeln quälen. "Die Gefühlslage ist gemischt. Auf der einen Seite bin ich erstmals Europameister über 400 Meter, auf der anderen Seite bin ich über der Olympia-Norm geblieben und muss auf mein Freilos zurückgreifen", sagte der 25-Jährige aus Halle/Saale und ging mit sich hart ins Gericht: "Ich bin blöd. Ich bin viel zu verhalten angegangen. Da muss ich einfach mehr aus der Hüfte kommen."

In 3:47,84 Minuten war Biedermann zwar 14 Hundertstelsekunden schneller als vor einer Woche bei den deutschen Meisterschaften in Berlin, blieb aber 58 Hundertstel über der Olympia-Norm. Als WM-Dritter des Vorjahres ist Biedermann aber für London gesetzt. Gleich doppelt sauer war Biedermanns Heimtrainer Frank Embacher, der das Rennen wegen eines übergenauen Ordners nicht in der Halle verfolgen konnte und sich zudem über die lahme erste Rennhälfte seines Schützlings ärgerte: "Da muss von Beginn an mehr kommen."

Zugute kam Biedermann, dass Titelverteidiger Yannick Agnel aus Frankreich auf die EM-Teilnahme verzichtet hatte. Am Mittwoch könnte Biedermann seinen persönlichen Doppel-Triumph perfekt machen. Über die halbe Distanz geht er als Titelverteidiger an den Start.

Steffen aus der Puste

Auch die Freude von Steffen war etwas getrübt. Zusammen mit Silke Lippok, Lisa Vitting und Daniela Schreiber triumphierte die Doppel-Olympiasiegerin zwar in der Staffel. In 3:37,98 Minuten blieben die Golden Girls vor Schweden und Italien - doch Steffen musste kräftig durchpusten. Denn als Startschwimmerin tat sich die 28 Jahre alte Berlinerin, die am Tag zuvor noch eine harte Trainingseinheit absolviert hatte, schwer und blieb über der 54-Sekunden-Grenze.

"Die EM wegen der Olympia-Vorbereitung aus dem vollen Training zu bestreiten ist eine große Herausforderung. Das verlangt mir alles ab", sagte Steffen und baute schon einmal vor: "Bei meinen Einzelstarts über 50 und 100 Meter Freistil werde ich keine Chance haben." Die 4x100 Meter Freistilstaffel der Männer mit Christoph Fildebrandt, Markus Deibler, Dimitri Colupaev und Marco Di Carli kam beim Sieg der Franzosen nur auf Platz sieben (3:17,55).

Aufatmen konnte Helge Meeuw. Der Vize-Weltmeister von 2009 löste über 100 Meter Rücken das Olympia-Ticket. In 53,80 Sekunden blieb der Magdeburger als Halbfinal-Schnellster sieben Hundertstel unter der geforderten Normzeit. "Das war mein Ziel, dass ich es gleich am ersten Tag schaffe", sagte Meeuw.

Medaillenhoffnungen darf sich auch die deutsche Rekordhalterin Jenny Mensing machen. Die Wiesbadenerin zog über 200 Meter Rücken in 2:09,49 Minuten als Zweite in den Endlauf am Dienstag ein. Ebenfalls den Sprung ins Finale schaffte der Darmstädter Marco Koch als Fünfter (1:01,19) über 100 Meter Brust. Dagegen scheiterte der Hamburger Steffen Deibler über 50 Meter Schmetterling auf Rang 13 (23,96) im Halbfinale.

Schweigeminute für Dale Oen

Die EM hatte mit der Würdigung des verstorbenen norwegischen Weltmeisters Alexander Dale Oen begonnen, der am Montag 27 Jahre alt geworden wäre. "Er war ein großartiger Mensch und Sportler", sagte Nory Kruchten, Präsident des Europäischen Schwimm-Verbandes (LEN), mit brüchiger Stimme.

Dale Oen war am 30. April im Höhentrainingslager in Flagstaff im US-Staat Arizona an einem Herzstillstand gestorben. Vor dem Sieg von Biedermann wurde ein Video über Dale Oen eingespielt und eine Schweigeminute eingelegt.

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