"Wir sehen im Radsport wieder eine Kultur des sauberen Sports", führte Tygart aus. Die Möglichkeiten der Dopingjäger seien in der heutigen Zeit viel besser.
Zudem lobte der USADA-Chef die Arbeit der Führungsriege im Radsport-Weltverband (UCI): "Präsident David Lappartient hat erkannt, dass der saubere Sport von korrupten Praktiken überrannt wird, wenn man ihn nicht entsprechend schützt."
Während der Ermittlungen gegen Armstrong Anfang der 2010er Jahre hatte die UCI eine unrühmliche Rolle gespielt. "Sie haben zunächst aktiv versucht, Zeugen davon abzuhalten, mit uns zu kooperieren, und uns wichtige Dokumente vorenthalten", erinnert sich Tygart. "Wir hielten es deshalb für notwendig, unsere Beweise zu veröffentlichen". Das wiederum sorgte dafür, dass sich der Weltverband im Oktober 2012 dem USADA-Urteil anschloss und Armstrong lebenslang sperrte.
Mit der Rehabilitierung ehemaliger Dopingsünder hat Tygart kein grundsätzliches Problem: "Viele der Fahrer damals waren Opfer des Systems, und es ist richtig, dass sie mit der Zeit zurückkommen konnten - auch in anderer Funktion. Und auch Lance Armstrong sollten wir nach seinem Geständnis vergeben."
Der Anwalt spielte als USADA-Chef bei Armstrongs Überführung eine entscheidende Rolle. Seine Ermittlungen, die 2010 durch Aussagen des Whistleblowers Floyd Landis ins Rollen gekommen waren, sorgten gut zwei Jahre später für die lebenslange Sperre des berühmtesten Betrügers der Radsportgeschichte. Armstrong wurden zahlreiche Erfolge aberkannt, unter anderem seine sieben Tour-de-France-Titel von 1999 bis 2005.