Colbrelli gewinnt denkwürdiges Paris-Roubaix: "Geschichten für die Enkel"

SID
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Stürze, Schlamm, Spektakel: Die 118. Auflage des Klassikers Paris-Roubaix wurde zum Kampf gegen die Elemente.

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John Degenkolbs Strapazen in der "Hölle des Nordens" waren nicht zu übersehen. Das Knie war nach einem Sturz lädiert, Gesicht und Körper waren mit Matsch bedeckt - und doch empfand der deutsche Radprofi nur Stolz und Freude. "Das ist etwas für Geschichten für die Enkel", sagte Degenkolb nach der denkwürdigen 118. Ausgabe des Klassikers Paris-Roubaix.

Degenkolb hatte beim Sieg des Italieners Sonny Colbrelli erwartungsgemäß nichts mit der Entscheidung zu tun gehabt. Nach einem schweren Sturz auf dem rutschigen Kopfsteinpflaster und einer komplizierten Vorbereitung war das Erreichen des berühmten Velodroms in Roubaix Erfolg genug.

"Ich bin mega happy. Darauf kann ich stolz sein", sagte der Roubaix-Sieger von 2015, der mit über zwölf Minuten Rückstand den 48. Platz belegte: "Man kann es nicht in Worte fassen. Das stellt alles in den Schatten, was ich im Radsport bisher erlebt habe. Es ist richtig krass."

Roubaix hatten den Fahrern alles abverlangt. Colbrelli siegte letztlich nach 257,7 km im Sprint vor Florian Vermeersch (Belgien/Lotto-Soudal) und Mitfavorit Mathieu van der Poel (Niederlande/Alpecin-Fenix). Bester Deutscher wurde Jonas Rutsch (EF Education-Nippo/+ 1:16 Minuten) als Elfter.

Ein Unwetter in der Nacht zu Sonntag hatte die holprigen Feldwege in Nordfrankreich in regelrechte Schlammpisten verwandelt. An den Rändern der insgesamt 55 km langen Paves bildeten sich teils tiefe Pfützen, der matschige und rutschige Untergrund verlangte hohe Aufmerksamkeit und fahrerische Höchstleistungen.

Paris-Roubaix: Degenkolb, Schachmann und Walscheid stürzen

Stürze blieben dennoch unvermeidlich. Zu den vielen betroffenen Fahrern zählten auch Degenkolb, der deutsche Meister Maximilian Schachmann, Max Walscheid und der dreimalige Weltmeister Peter Sagan aus der deutschen Bora-Mannschaft.

Regen und Windkanten hatten das Rennen allerdings schon weit vor dem ersten Pave-Sektor unglaublich erschwert. Dennoch gelang einer Gruppe die Flucht, zu der auch Walscheid zählte. Der deutsche Hoffnungsträger Nils Politt, bei der vorherigen Ausgabe im Frühjahr 2019 Zweiter, war schon vorher zurückgefallen.

An der Spitze verkleinerte sich die Gruppe der Ausreißer. Dahinter machten die Top-Favoriten Tempo. Im gefürchteten Wald von Arenberg bei Kilometer 162, in dem das Pflaster für besonders heftige Einschläge sorgt, drückte van der Poel aufs Tempo und riss erstmals eine Lücke zu seinem nominell schärfsten Rivalen Wout Van Aert.

Van der Poel zeigte sich auch in der Folge als einer der stärksten Fahrer im Feld. Im Finale führte der Cross-Weltmeister die Jagd auf Gianni Moscon an, der als Solist den Sieg vor Augen hatte. 30 Kilometer vor dem Ziel kostete den Italiener erst ein Reifenschaden wertvolle Zeit, dann stürzte Moscon.

16 km vor dem Ziel hatten die Verfolger aufgeschlossen. Die Entscheidung fiel im Sprint im Velodrom, Colbrelli wurde seiner Favoritenrolle gerecht.

Am Samstag hatte bei der Premiere des Frauenrennens die Britin Elizabeth Deignan nach 116,4 km als Solistin triumphiert. Bahn-Olympiasiegerin Lisa Brennauer verpasste das Podium als Vierte knapp.