Philippe Gilbert hielt mit seinem kleinen Sohn auf dem Arm längst als "König der Ardennen" Hof, da rollte Tony Martin schwer geschlagen über die Ziellinie.
Als erst zweiter Profi der Radsport-Geschichte machte Lokalmatador Gilbert nach Erfolgen beim Amstel Gold Race und dem Fleche Wallone durch seinen Erfolg auch bei Lüttich-Bastogne-Lüttich den Klassiker-Grand-Slam perfekt. Vor Gilbert war dieses Triple nur dem später als Dopingsünder überführten Spanier Davide Rebellin vor sieben Jahren gelungen.
Gilbert: "Ein perfektes Rennen"
"Das ist der schönste Tag meines Sportlerlebens, ich sollte jeden Moment davon genießen. Es war es ein perfektes Rennen", sagte der kaum 30 km vom Ziel entfernten Verviers geborene Gilbert, der erneut nach schweren 255,5 km und 6:13:18 Stunden der versammelten Klassiker-Elite keine Chance ließ und sich vor den Luxemburgern Andy und Fränk Schleck durchsetzte. Der zweitplatzierte Andy Schleck verpasste seinen zweiten Sieg nach 2009.
Für die Radsportnation Belgien war der Erfolg des Omega-Pharma-Fahrers zudem ein ganz besonderes Ereignis: Seit dem 2009 im Senegal verstorbenenen Frank Vandenbroucke 1999 hatte kein Belgier bei "La Doyenne" (der Ältesten) triumphiert. Insgesamt war es der 58. belgische Sieg.
Tony Martin ohne Chance
Die deutschen Radsportler müssen indes weiter auf den zweiten Sieg nach Dietrich Thuraus Erfolg 1979 beim seit 1892 ausgetragenen Traditionsrennen hoffen.
Der Erfurter Martin, der nach seinem Sieg bei Paris-Nizza als Mitfavorit ins Rennen gegangen war, kam mit über sieben Minuten Rückstand auf Platz 52 ins Ziel. Bester Deutscher war der Rostocker Paul Martens vom Team Rabobank auf Rang 13 (43 Sekunden zurück).
Gilbert hatte die lange ansteigende Zielgeraden in Ans im Norden Lüttichs in einer Dreiergruppe mit den Schleck-Brüdern erreicht, doch das Duo vom Team Leopard-Trek fand nicht die richtige Taktik, um mit vereinten Kräften Gilberts entscheidenden Antritt zu verhindern.
Wino nur auf Platz 32
Die Favoriten hatte sich zuvor lange bedeckt gehalten, die berüchtigten Côte de la Redoute 35 Kilometer vor dem Ziel überrollte noch eine große Gruppe gemeinsam.
Erst beim vorletzten Anstieg, der Côte de la Roche aux Faucons, fiel die Spitzengruppe auseinander, am Schlussanstieg zur Côte de Saint-Nicolas konnten nur die beiden Schlecks dem Belgier noch folgen.
Vorjahressieger Alexander Winokurow (Kasachstan/Astana) fuhr ein glückloses Rennen und landete nach einem Defekt in der Schlussphase auf Platz 32.
Der Radsportkalender 2011 in der Übersicht