Springreiter-Auftritt trübt WM-Bilanz

SID
Otto Becker konnte mit den Auftritten seiner Schützlinge nicht zufrieden sein
© getty

Das enttäuschende Abschneiden der Springreiter und das frühe WM-Aus einiger Reiter trübten die sonst gute Bilanz der deutschen Reiter bei der WM in Caen.

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Daniel Deußer lag längst zu Hause in Mechelen vor dem Fernseher, als die vier besten Reiter den neuen Weltmeister in Caen ausritten. "Es sind nur vier Stunden mit dem Auto nach Belgien. Außerdem geht es Montagmorgen sofort weiter zum Turnier nach Calgary", sagte der gebürtige Wiesbadener.

Deußer hatte als bester Deutscher nur denkbar knapp das Finale verpasst. Mit einem Fehler weniger hätte er sich als Vierter qualifiziert. Doch am Steilsprung vor der dreifachen Kombination ließ sein Schimmelwallach die Stange purzeln, es wurde Platz sechs. "Es ein bisschen wie mit der Mannschaft", sagte der deutsche Meister.

Mit der Equipe hatte es bereits wegen eines Abwurfs zu viel "Holz statt Gold" geheißen, nun wiederholte sich die Tragödie im Einzel. "Es ist bitter. Es lag wieder an einem Abwurf", sagte Bundestrainer Otto Becker. Ludger Beerbaum, der als 30. nicht mehr angetreten war, konnte dem Verlauf am Ende durchaus auch etwas Positives abgewinnen: "Man sieht, wie spannend und spektakulär unser Sport sein kann."

Wie bei Olympia 2012 keine Medaille

Unterm Strich blieb für die Springreiter eine unerfreuliche Bilanz. Während die Dressur- und Vielseitigkeitsteams Gold holten, gab es für Beckers Schützlinge wie schon bei Olympia 2012 keine Medaille. Becker hatte keine echte Erklärung. "Wir haben in 16 Runden nie mehr als einen Springfehler gehabt - das ist weltklasse. Doch manchmal läuft es einfach nicht."

In der deutschen Verbandsspitze sah man ebenfalls keinen Grund zur Kritik. "Die Mannschaft hatte ein Leben, wie wir es uns nur wünschen können", sagte Reiter-Präsident Breido Graf zu Rantzau. An der Arbeit des Trainerteams habe es nicht gelegen. "Da gibt es überhaupt nichts dran zu rütteln. Otto Becker und Heiner Engemann haben hier einen tollen Job gemacht."

Für schlechte Stimmung unter den deutschen Fans sorgte der frühzeitige WM-Ausstieg von Beerbaum und Christian Ahlmann. Auf einem Transparent im Stadion von Caen stand "Beerbaum und Ahlmann, wo seid ihr?" Und auch in den Foren machten die Reitsport-Freunde ihrem Ärger luft.

Beide Reiter hatten sich auf Rang 30 bzw. zehn keine Chancen mehr aufs Erreichen des Finals ausgerechnet und waren am Freitag ausgestiegen. Ahlmann schonte sein Pferd Codex One für Calgary, wo er auf einen Schlag 800.000 Euro gewinnen kann. Das Kuriose: Mit zwei Nullrunden am Samstag hätte er den Sprung ins Finale geschafft.

Verdienstmöglichkeiten gering

"Man kann die Reiter hier nicht vorverurteilen, ohne sie richtig befragt zu haben", sagte Marcus Ehning zu aufkommender Kritik und nahm seine Kollegen in Schutz. Die Verdienstmöglichkeiten bei einer WM seien für die Reiter, die auch Unternehmer mit hohen Kosten sind, gering.

Für Platz vier im Nationenpreis erhielt jeder deutsche Reiter gerade mal 2000 Euro. Ehning, der mit Cornado am Ende Zehnter wurde: "Da würde ich mir eine würdigere Bezahlung wünschen."

Generell konnte der deutsche Verband mit dem Abschneiden bei den Weltreiterspielen zufrieden sein. In den drei olympischen Disziplinen gab es drei Gold-, drei Silber und eine Bronzemedaille. Auch der Weltverband FEI wertete die WM als Erfolg. 570.000 Menschen sahen die Wettkämpfe. "Wir hatten volle Stadion, eine tolle Atmosphäre und Top-Sport", sagte FEI-Präsidentin Prinzessin Haya.

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