"Das Leben muss weitergehen"

SID
Luis Salom verunglückte mit dem Motorrad
© getty

Es war ein kurzer Moment der Stille, als der Motorradzirkus dem tödlich verunglückten Luis Salom die Ehre erwies. Auf Höhe der Ziellinie, vor der vollbesetzten Haupttribüne des Circuit de Catalunya, hielten Fahrer und Teams bei einer Schweigeminute inne, es flossen Tränen, dann heulten wieder die Motoren. Nicht zuletzt, weil es wohl im Sinne des am Freitag bei einem Trainingssturz zu Tode gekommenen Spaniers Salom gewesen wäre.

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"Das Leben muss weitergehen, es hilft nichts", sagte Stefan Bradl bei Eurosport 2. Der MotoGP-Pilot aus Zahling stand hinter der Entscheidung, den Großen Preis von Katalonien trotz der Tragödie wie geplant durchzuführen. "Er hätte auf jeden Fall gewollt, dass es hier weitergeht. Das ist absolut sicher", sagte Bradl.

Salom (24) war am Freitag im Moto2-Training folgenschwer gestürzt. Warum, weiß nach wie vor niemand. "Wir haben keine Erklärung für den Unfall", sagte etwa Carmelo Ezpeleta, Chef des WM-Vermarkters Dorna: "Irgendetwas ist passiert, wir wissen nicht genau, was."

Auch Sicherheitschef Franco Uncini, früherer 500er-Weltmeister aus Italien, konnte nichts zu den Ursachen sagen. Sehr wohl aber zu den Gründen für die tödlichen Verletzungen: "Der Airfence (Luftkissen zur Streckenbegrenzung, d.Red.) hat funktioniert. Luis hat das Motorrad getroffen, das war wohl das große Problem. Es war ein fataler Unfall."

"Alles wird unwichtig"

Einfach zur Tagesordnung wollte die Rennleitung nicht übergehen. "Wenn es einmal passiert, kann es wieder passieren", erklärte Ezpeleta. Deshalb wurde das Layout der Strecke geändert. Das Feld fuhr durch eine Schikane, die sonst beim Formel-1-Rennen auf dem Kurs benutzt wird. Die Kurve, in der Salom stürzte, fiel durch die Maßnahme weg.

"Man kann niemandem die Schuld geben", betonte Bradl. Aus dem Kopf bekam er das Drama um Salom nicht. "Es ist für uns Fahrer gar nicht so einfach, weil man es verdrängen und seinem Job nachgehen muss", meinte der 26-Jährige. "Alles wird unwichtig und gerät in den Hintergrund. Tragisch, was da passiert ist."

Nach der Gedenkminute, bei der die Mitglieder von Saloms SAG-Rennstall schwarze T-Shirts mit der Aufschrift "Always in our Hearts" (Immer in unseren Herzen) trugen und sich um eine seiner himmelblauen Maschinen versammelten, gingen die Rennen ohne größere Zwischenfälle über die Bühne.

Bradl wurde Zwölfter

Titelverteidiger Johann Zarco aus Frankreich gewann den Moto2-Lauf und ließ das Hinterrad seiner Maschine auf der Ehrenrunde an der Unglücksstelle durchdrehen. Viele Fahrer würdigten Salom, erster Toter in der WM seit dem Italiener Marco Simoncelli (2011), mit "#Mexicano39"-Stickern. Bei den Siegerehrungen fiel der Jubel verhalten aus, auf die üblichen Sektduschen wurde verzichtet. Alle Piloten trugen auf dem Podium die Salom-Jerseys.

Deutsche standen erneut nicht auf dem Treppchen. Jonas Folger betrieb in der Moto2 nach dem enttäuschenden Qualifying (12.) Schadensbegrenzung und wurde Siebter, sein Mitbewohner Marcel Schrötter (beide Tordera/Spanien) kam auf Platz zehn. Sandro Cortese (Berkheim) schied früh nach einem Defekt am Kühler aus.

Bradl (Aprilia) wurde in der Königsklasse beim Sieg des wie entfesselt fahrenden italienischen Superstars Valentino Rossi (Yamaha) guter Zwölfter und holte vier WM-Punkte. Der angeschlagene Philipp Öttl (Ainring) ging beim Comeback in der Moto3 nach vierwöchiger Zwangspause wegen einer Verletzung am Handgelenk als 17. leer aus, zeigte sich aber zufrieden: "Es waren viele Runden."