Ende im Regelwirrwarr?

SID
In der DTM soll sich bis zur kommenden Saison einiges ändern
© getty

Fast noch mehr als die Überlegenheit von BMW-Pilot Marco Wittmann zog sich die Dauerdiskussion über das umstrittene Reglement durch die abgelaufene DTM-Saison. Veranstalter, Hersteller und Partner wollen daraus für 2015 die richtigen Schlüsse ziehen.

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Eine Safety-Car-Phase, eine schwarze Flagge, neun Verwarnungen, vier Untersuchungen, eine Durchfahrtstrafe, eine nachträgliche 30-Sekunden-Strafe, dazu sage und schreibe 25 gestrichene Zeiten im Qualifying - der zehnte und letzte Lauf der DTM-Saison 2014 in Hockenheim hat nicht nur auf, sondern auch abseits der Strecke für viel Wirbel gesorgt.

Dabei war das Rennen nur ein Abbild der gesamten Saison, in der die vermeintlich willkürliche Auslegung des durchaus komplizierten Regelwerks durch wechselnde Kommissare ein Dauerthema war. Die Macher der Rennserie signalisieren nun, verstanden zu haben. "Die Rennen müssen am Lenkrad entschieden werden und nicht am Computer und schon gar nicht am grünen Tisch", sagt Hans Werner Aufrecht, Vorsitzender des DTM-Rechteinhabers- und -vermarkters ITR.

"Viel Arbeit vor uns"

Der 75 Jahre alte Unternehmer präzisiert: "In diesem Winter liegt viel Arbeit vor uns. Wir haben auch feststellen müssen, dass die Fans vor allem in der ersten Saisonhälfte nicht zu 100 Prozent mit uns zufrieden waren." Ihre Wünsche müssten "wieder mehr in den Fokus unserer Aktivitäten rücken".

Auch die Fahrer haben mit ihrer Kritik im Umfeld der zehn Saisonrennen nicht gespart. Die Ex-Meister Mike Rockenfeller ("extrem frustrierend") und Gary Paffett ("zu viele komplizierte Regeln") oder Audi-Rookie Nico Müller ("es muss etwas passieren") sind nur drei Vertreter, die sich unverblümt zu Wort meldeten.

Dass Handlungsbedarf besteht, lässt sich schwarz auf weiß ablesen: Die DTM ist von der Popularität vergangener Jahre deutlich entfernt. Lag der TV-Marktanteil zu Glanzzeiten bei 15 Prozent, lockt die ARD bei den Rennen nur noch rund jeden zehnten Zuschauer vor den Fernseher. Am Sonntag waren es bei freilich bestem Herbstwetter insgesamt nur 970.000 TV-Konsumenten.

Options sollen wegfallen

Gespräche zwischen ITR, ARD, dem Deutschen Motor Sport Bund (DMSB) und den Herstellern Audi, BMW und Mercedes laufen seit vielen Monaten. Innerhalb dieses Konstrukts werden seit der Gründung der DTM Drivers Association (DTMDA) im August auch die Interessen der Fahrer stärker einbezogen.

Auch wenn ein Beschluss noch aussteht, herrscht über eine erste Maßnahme Konsens: Die weichere Reifenmischung ("Option") soll 2015 wegfallen, ein einziger Reifentyp soll für mehr Transparenz sorgen. Aufrecht: "Wir hatten in dieser Saison praktisch zwei Rennhälften." Er wolle aber, dass auch ein Fernsehzuschauer, der sich "ein paar Minuten zu spät einschaltet, sofort weiß, wer um den Sieg mitkämpft".

Einfachere Regeln gefordert

Aufrecht weist aber auch darauf hin, dass weitere Maßnahmen folgen müssen: "Die Rennleitung setzt nur das Regelwerk um, das wir gemeinsam geschaffen haben". Der nächste Schritt bestehe "mit aller Entschiedenheit" darin, das Reglement zu vereinfachen.

Dass die zurückgehende Popularität der Rennserie im Zusammenhang mit dem Fehlen zugkräftiger Namen steht, weisen die Beteiligten dagegen von sich. "Wir haben mit Marco Wittmann einen Champion, der dieser Saison seinen Stempel aufgedrückt hat. Von ihm werden wir noch viel Positives hören." Der Ex-Meister und DTMDA-Vorsitzende Manuel Reuter glaubt ebenfalls an das Produkt DTM: "Wir haben Top-Hersteller, wir haben Top-Fahrer und an sich auch ein attraktives Paket. Wir müssen nur die Zutaten etwas anders mixen."

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