Mercedes-Pilot Schumacher am Pranger

SID
Ralf Schumacher (r.), im Gespräch mit Mercedes-Sportchef Haug, ist sich keiner Schuld bewusst
© Getty

An das Tempo in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft muss sich BMW erst noch gewöhnen. Und das nicht nur auf der Rennstrecke. Denn den Münchnern blieb nach dem Comeback in Hockenheim nicht mal Zeit für eine genaue Analyse des ersten DTM-Rennens seit 20 Jahren.

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Keine drei Stunden nach dem Auftakt zog die Karawane auch schon weiter, schließlich steht am kommenden Sonntag auf dem Lausitzring das zweite Saisonrennen an.

Als im Fahrerlager fast alles abgebaut war, wurde immer noch heftig gestritten und diskutiert. Vor allem Mercedes-Pilot Ralf Schumacher, der einige seiner Kollegen unsanft aus dem Weg geräumt hatte, stand am Pranger. BMW-Neueinkauf Bruno Spengler beschimpfte Schumacher gar als "dummen Idioten".

Der Ärger war verständlich, denn für den Kanadier war das Rennen nach einer Kollision mit dem früheren Mercedes-Kollegen bereits nach drei Runden beendet.

Strafe gegen Schumacher zu mild?

Schumacher wurde von der Rennleitung mit einer Durchfahrtstrafe belegt und raste dennoch auf den siebten Platz nach vorne. Einigen Kollegen war diese Strafe viel zu mild, zumal damit auch nur eine Kollision geahndet wurde. Das erboste Timo Scheider, der sich ebenfalls als Schumacher-Opfer fühlte: "Dass die von Ralf Schumacher verursachte Kollision ein Rennunfall gewesen sein soll, ist ein schlechter Witz", sagte der zweimalige Meister.

Schumacher hätte gleich drei Fahrern das Rennen kaputt gemacht, erklärte Scheider. Was den Audi-Piloten zusätzlich ärgerte: "Bei mir hat er sich noch nicht mal dafür entschuldigt." Dann schob Scheider einen Satz hinterher, der wie eine Drohung klang: "Wenn einer meint, er müsse Auto-Scooter fahren, dann bin ich mal auf das nächste Rennen gespannt."

Scheiders Boss Wolfgang Ullrich wollte sich die Bilder noch mal in Ruhe anschauen. Doch auch der Audi-Sportchef musste zugeben: "Es ist gefühlt in den ersten Runden schon ein bisschen heftig zugegangen." Ullrich hatte sogar etwas Mitleid mit dem neuen Rivalen aus München: "BMW hat leider sehr unglücklich einige Autos früh verloren."

Dazu gehörte auch Titelverteidiger Martin Tomczyk, der im vergangenen Jahr noch im Audi saß. Einige Kollegen seien etwas übermotiviert zur Sache gegangen, sagte Tomczyk, der seinen ramponierten BMW M3 mit der Startnummer eins nach nur sechs Runden abstellen musste.

Vorsichtige Kritik an der Rennleitung

Norbert Haug nahm seinen Schützling Ralf Schumacher in Schutz. Das sei alles keine Absicht gewesen, sagte der Mercedes-Sportchef, der immerhin einen Doppelsieg durch die Briten Gary Paffett und Jamie Green feiern durfte. Haug versuchte dann, die verfahrene Situation mit Humor zu meistern.

In Hockenheim seien auch diejenigen, die den Lackaustausch schätzen, auf ihre Kosten gekommen, sagte der Mercedes-Sportchef. Er fügte aber sofort hinzu: "Damit das klar ist: Ich schätzte ihn nicht. Das sind Dinge, die wir alle nicht sehen wollen, die im Rennsport aber immer wieder passieren können."

Nach Meinung von BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt habe es bei der Beurteilung dieser Vorfälle möglicherweise eine Fehleinschätzung gegeben. "Aber solche Dinge passieren im Fußball doch auch", sagte Marquardt diplomatisch.

Und wie sieht es mit den Rennautos aus? Die müssen ja nun in Windeseile repariert werden. "Wir haben uns mit ein paar Ersatzteilen eingedeckt. Ich glaube dass wir es hinkriegen, am Lausitzring wieder mit sechs Autos an den Start zu gehen."

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