Formel-3-Fahrer David Beckmann im Interview: "Dann hätte ich ein F1-Cockpit quasi sicher"

David Beckmann fährt 2017 seine zweite Formel-3-Saison
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SPOX: Ihr Geburtstag fällt auf den 27. April. Damit haben Sie 2015 das untere Alterslimit in der Formel 4 sowie ein Jahr später in der Formel 3 nur um wenige Tage verpasst und mussten jeweils die ersten Saisonläufe ausfallen lassen - ein klarer Wettbewerbsnachteil. Haben Sie sich manchmal geärgert, keine Frühgeburt gewesen zu sein?

Beckmann: (lacht) Ja, das wäre in dem Fall wohl wirklich gut gewesen. Die Rennen nur im Fernsehen verfolgen zu können, war immer blöd. Man verpasst ja nicht nur mögliche Punkte, sondern verliert auch an zusätzlicher Erfahrung. Umso mehr freue ich mich aber dafür jetzt auf mein erstes komplettes Formel-Jahr.

SPOX: Gleichzeitig bedeutete die Altersgrenze, dass Sie auch stets der Jüngste in den jeweiligen Rennserien waren. Wurden Sie von der Konkurrenz dennoch immer ernst genommen?

Beckmann: Ja, das war nie ein Problem. Meine Gegner haben mich respektiert und ich sie. Wenn ein Fahrer jünger als ich wäre - was ja eigentlich fast unmöglich ist (lacht) -, würde ich ihn auch genauso behandeln wie alle anderen. Auf der Strecke bist du Rivale, außerhalb davon Freund.

SPOX: Wie bereits erwähnt, fuhren Sie 2015 in der Formel 4 - genau wie Mick Schumacher, den Sie schon aus gemeinsamen Kartzeiten kennen. Wie kommen Sie mit ihm auf und neben der Strecke zurecht?

Beckmann: Super. Klar sind wir auf der Strecke Konkurrenten, aber außerhalb reden wir auch mal miteinander und machen zusammen Blödsinn. Nichts Wildes natürlich, nur ein paar Witze.

SPOX: Obwohl in der Formel 4 viele - Sie eingeschlossen - hochtalentierte Fahrer unterwegs waren, richtete sich die mediale Aufmerksamkeit nahezu gänzlich auf Mick Schumacher. Das könnte auch in der Formel 3 der Fall sein. Wird man da manchmal neidisch?

Beckmann: Im Gegenteil, ich sehe das für mich eher positiv. Durch Mick ist die Präsenz der Formel 3 im Allgemeinen größer und damit für Sponsoren interessanter geworden. Davon profitiere auch ich. Insofern gibt es da keinen Neid.

SPOX: Red Bull und Mercedes sind für ihre Nachwuchsprogramme bekannt. Sie fahren mit einem Motor der Stuttgarter, auf Ihrem Helm tritt Red Bull als Sponsor auf. Wenn Sie die Qual der Wahl hätten: Für welches der beiden Junior-Programme würden Sie sich entscheiden?

Beckmann: Eine sehr schwierige Frage, weil beide Teams zum Allerbesten gehören. Das ist, als ob man sich zwischen Essen und Trinken entscheiden müsste. Wenn ich aber eines Tages tatsächlich die Qual der Wahl hätte, wäre das natürlich nicht nur ein Luxusproblem, sondern würde bedeuten, dass ich alles richtig gemacht und ein Formel-1-Cockpit quasi sicher hätte. Also können sich gerne beide Teams bei mir melden. (lacht)

SPOX: Mit welchem Formel-1-Piloten würden Sie Ihren Fahrstil am ehesten vergleichen?

Beckmann: Ohne die genauen Daten zu kennen, ist das natürlich schwer zu beantworten. Und generell sehe ich mich da in keinem Vergleich, weil jeder Fahrer seine eigene Herangehensweise und Fahrstil hat. Ich bewundere sowohl den Fahrstil von Nico Rosberg wie auch den von Lewis Hamilton. Beide haben ja schließlich zum Erfolg geführt.

SPOX: Motorsport auf professionellem Niveau heißt auch schon im Jugendalter viel reisen, trainieren und testen. Gleichzeitig gehen Sie aber auch noch zur Schule. Wie bleibt da noch Zeit für Freunde und Freizeitaktivitäten?

Beckmann: Das alles unter einen Hut zu bekommen, ist in der Tat nicht einfach. Neben dem Motorsport beansprucht die elfte Klasse im Gymnasium auch viel Zeit, somit bleibt nicht viel für Freizeit oder um Freunde zu treffen. Für mich ist das aber kein großes Problem, da ich das seit meiner Kartzeit nicht anders kenne und alles gerne für den Erfolg in Kauf nehme.

SPOX: Gibt es einen Plan B, falls es am Ende doch nicht mit dem Motorsport klappt?

Beckmann: Konkret nicht, aber natürlich muss man sich dann auch dieser Situation stellen. Ich will auf jeden Fall ein gutes Abi machen und dann würde ich schauen, was mir am meisten Spaß macht. Aber ich hoffe sehr, dass mich der lange Weg bis hierher auch an mein Ziel führen wird.

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