Bricht Stefan Bradl die schwarze Serie?

SID
Beim großen Preis von Italien verpasste Stefan Bradl den Sieg nur um Zentimeter
© Getty

40 Jahre ist es her, dass ein deutscher Fahrer bei einem WM-Lauf am Sachsenring triumphiert hat. Stefan Bradl hat beste Aussichten, die schwarze Serie beim Heimrennen zu beenden, doch der überlegene Moto2-Spitzenreiter hat Größeres im Sinn.

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Die Aussichten sind so gut wie nie zuvor, die schwarze Serie soll endlich beendet werden: Stefan Bradl geht auf dem Sachsenring als erster deutscher Motorrad-Pilot mit dem Selbstbewusstsein eines WM-Spitzenreiters an den Start und hat die große Chance, nach genau 40 Jahren wieder einen Heimsieg auf dem Traditionskurs zu feiern.

Die Hoffnungen der mehr als 100.000 erwarteten Fans beim Moto2-Rennen am Sonntag sind riesig, um jeden Preis will der 21-Jährige die voll besetzten Tribünen aber nicht zum Wackeln bringen.

"Es wird sicher ein Duell geben"

Mit einem Sieg würde sich Bradl als Nachfolger von Dieter Braun, der 1971 hinter dem damaligen eisernen Vorhang als bislang letzter Deutscher bei einem WM-Lauf in Sachsen triumphiert hatte, einen Eintrag in den Geschichtsbüchern sichern. Doch der Zahlinger will mehr. Komfortable 52 Punkte Vorsprung bringt Bradl zum Rennwochenende nach Hohenstein-Ernstthal mit, der Traum vom Gewinn des WM-Titels steht über allem.

Allein deshalb sieht der Trumpf im guten deutschen Blatt keinen Sinn darin, den Fokus ausschließlich auf den Sieg zu richten. Wenn es doch klappen sollte, hätte Bradl aber natürlich nichts dagegen. "Wenn ich gewinnen kann, dann will ich das auch schaffen", sagt der Kalex-Pilot vor dem neunten Saisonlauf: "Mit unserem Paket dürfte dieses Wochenende wieder einiges drin sein."

Härtester Gegner in der WM und wohl auch am Sonntag ist Marc Marquez, der den Rückstand zu Bradl zuletzt mit zwei Siegen etwas verkürzen konnte und sich in starker Form präsentiert. "Es wird sicher ein Duell geben", prophezeit Bradl mit Blick auf den Spanier: "Es kommt auf die Tagesform an."

MotoGP-Wechsel ausgeblendet

Dass rund um den Grand Prix vor allem über seinen bevorstehenden Aufstieg in die MotoGP geredet wird, ist Bradl egal. "Das stört mich nicht. Ich kann das gut ausblenden, wenn ich auf dem Motorrad sitze", sagt er. Der Wechsel in die Königsklasse ist praktisch sicher, nur das Team steht noch nicht fest. Doch die Entscheidung naht. "Die Gespäche werden weiter geführt, auch hier am Sachsenring", sagt Bradl.

Während die deutsche Nummer eins parallel zum Tagesgeschäft an der eigenen Zukunft arbeitet, will Max Neukirchner Eigenwerbung in seinem Wohnzimmer betreiben. In Stollberg, keine 20 Kilometer von der Strecke entfernt, lebt der 28-Jährige und fiebert dem Rennen entsprechend intensiv entgegen.

Dass der ehemalige Superbike-Pilot auf einer Maschine der sächsischen Motorradschmiede MZ Platz nimmt, gibt dem Grand Prix eine noch speziellere Bedeutung. Der achte Platz beim letzten Rennen im italienischen Mugello war das bislang beste Ergebnis für den Moto2-Neuling, auf dem Sachsenring soll dem Lokalmatador ein weiterer Schritt nach vorn gelingen.

Deutschland mit zwei heißen Eisen

In der Achtelliterklasse liegen aus deutscher Sicht gleich zwei heiße Eisen im Feuer. Die beiden Aprilia-Piloten Jonas Folger (Schgwindegg) und Sandro Cortese (Berkheim) dürfen durchaus Richtung Podest schielen, vielleicht sogar auf den obersten Platz.

Im WM-Klassement belegt das Duo die Plätze vier und fünf, Folger hat vor wenigen Wochen in Silverstone den ersten Grand-Prix-Sieg seiner Karriere gefeiert, Cortese in diesem Jahr immerhin zwei zweite Plätze verbucht. Als dritter deutscher Fixstarter ist Marcel Schrötter (Vilgertshofen/Mahindra) dabei.

Egal, wie das Heimspiel am Ende ausgeht, der Rahmen wird stimmen. 210.000 Eintrittskarten wurden bereits für das dreitägige Event verkauft, der Besucherrekord aus dem Jahr 2007 wackelt. 226.944 Motorsport-Fans waren damals zum Sachsenring gepilgert, und das ohne deutschen Siegfahrer. Spielt das Wetter am Renntag mit, steht einer rauschenden PS-Party nichts mehr im Wege.

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