Während der Olympischen Spiele in Tokio war die Sprinterin nach eigenen Angaben von ihrem Trainer und dem stellvertretenden Leiter des nationalen Trainingszentrums unter Druck gesetzt worden. Timanowskaja sollte in die Heimat fliegen, nachdem sie ihre Trainer öffentlich kritisiert hatte. Aus Angst vor Konsequenzen im autoritären Belarus wandte sie sich an die Polizei und fand schließlich Hilfe bei der polnischen Botschaft.
In Warschau wohnt sie mit ihrem Mann zusammen, der im Auto Hals über Kopf aus Belarus floh. Beide führen laut Timanowskaja "kein normales Leben mehr". Sie seien an einem "extra gesicherten Ort mit sechs Bodyguards. Wir können nicht ausgehen, etwa in die Stadt". Derzeit bestehe der Alltag vor allem aus Terminen bei Behörden oder ihrer Ärztin.
Bereut hat sie ihren Schritt bislang nicht. "Ich denke, dass es der richtige Weg war. Vielleicht war ich an einigen Punkten zu emotional", so Timanowskaja. Eine Rückkehr nach Belarus sei grundsätzlich vorstellbar. "Allein schon, um meine Familie zu sehen. Aber es wird sehr schwer zurückzukommen, sollte ich die polnische Staatsbürgerschaft erhalten."
Vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) wünscht sich Timanowskaja lebenslange Sperren gegen den belarussischen Leichtathletik-Cheftrainer Juri Moissewitsch und Trainingszentrum-Leiter Artur Schumak. "IOC-Sprecher James MacLeod sagte mir, dass es einen Fragenkatalog geben würde, den ich beantworten soll. Bisher haben wir nichts bekommen."