Die Beine zitterten, die Schmerzen waren groß, doch der süße Lohn war das zweite Gold: Mit einem letzten Kraftakt hat sich Johannes Floors am Schlusstag der Para-WM der Leichtathleten in Dubai mit Weltrekord zum Doppelweltmeister gekrönt.
Der Prothesensprinter aus Leverkusen war nach seinem Triumph über die 100 m auch über die 400 m am Freitag in unglaublichen 45,78 Sekunden nicht zu schlagen und gewann für den Deutschen Behindertensportverband (DBS) die siebte Goldmedaille.
"Meine Beine zittern noch, die Lunge ist trocken, der Mund ist trocken. Es tut weh, aber man weiß, wofür", sagte Floors nach dem Zieleinlauf außer Atem. Als er dann den Lauf Revue passieren ließ, funkelten die Augen: "Bei 250 Metern dachte ich: Oh, jetzt tut es weh, jetzt heißt es beißen und kämpfen." Als er dann aber als souveräner Sieger die Ziellinie passierte, war Floors überwältigt. "Das war ein geiles Gefühl, die 5 vor dem Komma zu sehen. Die wollte ich immer schon brechen", sagte der 24-Jährige, derzeit der kompletteste Sprinter der Welt.
Johannes Floors drückt eigenen Weltrekord um eine Sekunde
Eigentlich hatte Floors in diesem Jahr verstärkt für die 100 m trainiert, doch der Coup über die Stadionrunde war Lohn für jahrelange Arbeit. "Ich habe die ganzen Jahre so viele Kilometer geschrubbt, diese Ausdauer darf man nicht vergessen. Heute war viel Wille dabei", sagte der Gewinner und meinte: "Das Gefühl ist fast unbeschreiblich. Das zu realisieren, dauert noch ein paar Tage. Das war heute aber nicht das Ende. Von der 44 träumt jeder 400-m-Läufer, die wünsche ich mir auch."
Floors verteidigte den Titel über seine Paradestrecke in 45,78 Sekunden und verbesserte seinen eigenen Weltrekord um exakt eine Sekunde. Der Rückstand des Zweitplatzierten betrug über fünf Sekunden. Insgesamt gewann Floors damit sein sechstes WM-Gold und seine achte WM-Medaille. Über die 100 m hatte Floors im Vorlauf (10,54) ebenfalls seinen eigenen Weltrekord geknackt und der Konkurrenz im anschließenden Finale auch keine Chance gelassen.
Weitsprung-Weltmeister Leon Schäfer schnappte sich ebenfalls seine zweite Medaille. Der oberschenkelamputierte Leverkusener musste sich über die 100 m in 12,34 Sekunden nur dem Dänen Daniel Wagner (12,32) hauchdünn geschlagen geben und gewann auf seiner Nebenstrecke erstmals Edelmetall. "Es ärgert mich ein bisschen, dass der Däne mich noch abgefangen hat. Aber insgesamt freue ich mich über die Ergebnisse bei dieser WM", sagte der 22-Jährige.