"Ich werde auch 2017 noch laufen"

Usain Bolt hat bei der WM in Peking drei Mal Gold gewonnen
© getty

Er ist der erfolgreichste Sprinter aller Zeiten, auch bei der WM in Peking war er nicht zu stoppen: Usain Bolt! Im Interview mit SPOX spricht der jamaikanische Blitz über seine ehrgeizigen Ziele über Rio hinaus, den ominösen Segway-Crash von China, Justin Gatlin, seine Kritiker, Marihuana, Bastian Schweinsteiger, den FC Bayern und die Dopingproblematik.

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SPOX: Usain, Sie hatten eine unfassbar erfolgreiche WM in Peking. Wie ist es, der erfolgreichste Athlet aller Zeiten bei Weltmeisterschaften zu sein?

Usain Bolt: Das fühlt sich schon gut an. Ich habe alles erreicht, was ich mir für dieses Jahr vorgenommen hatte.

SPOX: Nach dem Finale über die 200 Meter saßen Sie auf einem Klappstuhl am Rand der Laufbahn und unterhielten sich mit Ihrem größten Konkurrenten, Justin Gatlin. Worum ging es da?

Bolt: Ganz ehrlich, ich weiß es gar nicht mehr. Wir haben eigentlich nicht viel geredet.

SPOX: Und dann war da dieser ominöse Segway-Crash. Ihr Zusammenstoß mit einem chinesischen Kameramann ging um die ganze Welt.

Bolt: Zum Glück ging das gut aus. Mir ist nichts passiert.

SPOX: Sie haben den Mann noch mal getroffen.

Bolt: Ja, wir sind uns am nächsten Tag bei der Medaillenzeremonie begegnet. Er hat mir ein Geschenk überreicht und gefragt, ob alles okay ist.

SPOX: Kommen wir auf Gatlin zurück. Wie gehen Sie generell mit Konkurrenz um? Lassen Sie sich vom Druck pushen oder haben Sie Schwierigkeiten damit umzugehen?

Bolt: Es ist doch so: In jedem Rennen sind sieben oder acht Läufer, die gegen mich antreten und Ihr Bestes geben, um zu gewinnen. Ich respektiere alle meine Gegner.

SPOX: Und doch gibt es immer wieder Kritiker, die Ihnen mangelnden Respekt vor Ihren Kontrahenten vorwerfen, weil Sie bei manchen Rennen - Beispiel Berlin oder Daegu - schon vor der Ziellinie jubeln. Wie gehen Sie mit solchen Vorwürfen um?

Bolt: Glauben Sie mir, ich kenne alle Leute, gegen die ich laufe, ziemlich gut. Ich kann Ihnen sagen, dass keiner von Ihnen ein Problem damit hat, wie ich meine Siege feiere.

SPOX: Sie wirken immer unheimlich locker, selbst im Startblock noch. Wie machen Sie das? Nervosität kennen Sie nicht, oder?

Bolt: Es ist einfach unheimlich wichtig für mich, relaxed zu sein, Spaß zu haben und das Publikum zu unterhalten. Ich kann halt viel besser laufen, wenn ich locker bin.

SPOX: In Peking müssen Sie unheimlich locker gewesen sein. Wie haben Sie es geschafft, rechtzeitig zur WM auf den Punkt Ihre Topform zu haben?

Bolt: Die Sache ist die: Ich war in dieser Saison gar nicht schlecht in Form. Ich hatte einfach ein Problem mit meiner Hüfte, das mich dazu zwang, ein paar Rennen auszulassen. Meine Trainingszeiten waren aber gut und ich habe nie daran gezweifelt, dass mich mein Trainer für Peking in Wettkampfverfassung bringen würde.

SPOX: Keine Zweifel? Immerhin wurde über Wochen und Monate über Ihre Fitness spekuliert.

Bolt: Nein, überhaupt nicht. Ich habe mir keine Sorgen gemacht. Ich weiß, dass ich schnell bin, wenn ich gesund und fit bin.

SPOX: Waren es nur körperliche Beschwerden oder hatten Sie auch mentale Probleme? Haben Sie nie den Spaß am Wettkampf verloren?

Bolt: Es war ein rein physisches Problem. Ich konnte trainieren, aber es gelang mir nicht, genug Kraft in meine Schritte zu legen. Schuld daran war ein blockiertes Gelenk. Nachdem sich die Blockade gelöst hatte, konnte es losgehen.

SPOX: Sie haben jetzt schon eine unglaublich erfolgreiche Karriere hingelegt. Wie schaffen Sie es, sich immer wieder aufs Neue zu motivieren?

Bolt: Das muss ich gar nicht. Ich gewinne einfach gern. (lacht)

SPOX: Sie haben mal gesagt, Sie machen so lange weiter, bis Sie eine Legende sind. Das Ziel haben Sie längst erreicht. Zuletzt ließen Sie offen, wie es nach Rio weitergeht. Wie lange sehen wir Sie also noch auf der Bahn?

Bolt: Rio 2016 werden meine letzten Olympischen Spiele sein. Stand jetzt werde ich auch 2017 noch laufen und dann Schluss machen.

SPOX: Was haben Sie sich für die Sommerspiele in Rio vorgenommen?

Bolt: Gold über 100, 200 und 4 x 100 m.

SPOX: Das ist alles?

Bolt: Ja.

SPOX: Was ist mit Ihren Weltrekorden? Werden Sie die in Rio angreifen?

Bolt: Für mich sind die Medaillen das Wichtigste. Sie stehen über allem. Ich habe aber das Ziel, die 200 Meter unter 19 Sekunden zu laufen, bevor ich meine Karriere beende.

SPOX: Sie haben sich mal als Genussmenschen bezeichnet. Während Olympia in London 2012 sind Sie mitten in der Nacht zu McDonalds gegangen, ein andermal haben Sie die ganze Nacht gefeiert. Sind Sie heute disziplinierter? Stehen Obst und Gemüse auf Ihrem Ernährungsplan?

Bolt: Auch ich werde nicht jünger. (lacht) Ich muss natürlich besser auf mich und meinen Körper aufpassen. Dazu gehört natürlich, sich gesund zu ernähren. Ich brauche auch mehr Schlaf als früher.

SPOX: Sie haben zugegeben, als Jugendlicher Marihuana geraucht zu haben. Wie dürfen wir uns das vorstellen, wenn Usain Bolt heute in Bars und Clubs geht?

Bolt: Ganz brav. (lacht) Ich amüsiere mich. Ich tanze, treffe Leute und höre Musik.

SPOX: Sie haben Ihre Weltrekorde in Berlin aufgestellt. Haben Sie vielleicht eine spezielle Beziehung zur deutschen Hauptstadt aufgebaut?

Bolt: Das waren super Wettkämpfe und ich werde mich immer an Berlin erinnern. Am besten hat mir aber die blaue Regupol-Laufbahn gefallen. (lacht) So eine habe ich auch zuhause in Jamaika und trainiere ständig darauf.

SPOX: Sie sind bekanntermaßen Fußball-Fan und waren schon häufig in München, um sich den FC Bayern anzusehen. Ihre Lieblingsspieler sind aber Ronaldo und Messi. Was ist denn mit den Bayern-Spielern?

Bolt: Bayern hat eine tolle Mannschaft. Mit Spielern wie Müller, Robben, Ribery und Götze sind sie vor allem im Angriff immer sehr gefährlich. Mein absoluter Lieblingsklub ist aber Manchester United. Ich kenne Bastian Schweinsteiger und habe mich sehr gefreut, dass er zu United gewechselt ist.

SPOX: Die Dopingproblematik ist zuletzt wieder ein sehr heißes Thema gewesen. Glauben Sie, dass wir jemals saubere Olympische Spiele erleben werden?

Bolt: Meiner Meinung nach müssen die Verantwortlichen alles in ihrer Macht stehende dafür tun, um saubere Spiele zu haben. Vielleicht ist es dann eines Tages so weit.

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