US-Patzer sichert Deutschen Bronze

SID
Alexander Kosenkow und seine deutsche Staffel gewann bei den World-Relays Bronze
© getty

Auf den letzten Metern schoss ein roter Blitz in Form von Justin Gatlin an Alexander Kosenkow vorbei, doch zwei Minuten später durfte der deutsche Oldie dem US-Skandalsprinter die lange Nase zeigen.

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"Die Bronzemedaille ist einfach der Wahnsinn, wir haben dafür so hart gekämpft", sagte der 38 Jahre alte Wattenscheider, nachdem die deutsche 4x200-m-Staffel bei den World Relays auf den Bahamas durch die Disqualifikation der Amerikaner sensationell auf Platz drei gerutscht war.

Zum Abschluss der inoffiziellen Staffel-WM lag das Quartett mit Robin Erewa (Wattenscheid), Sven Knipphals (Wolfsburg), Aleixo-Platini Menga (Leverkusen) und Schlussläufer Kosenkow in 1:22,65 Minuten hinter den ohne Superstar Usain Bolt angetretenen Jamaikanern (1:20,97) und Frankreich (1:21,49). Im Vorlauf hatte der deutsche Vierer in 1:21,46 den 45 Jahre alten deutschen Rekord geknackt. Für den DLV war es die zweite Medaille in Nassau, zuvor hatte die Frauen-Staffel Bronze über 4x200 m geholt.

"Durch Verletzungen im Vorfeld mussten wir mit fünf Leuten beide Sprint-Staffeln mit Vor- und Endlauf bestreiten. Wir sind so platt, diesen Erfolg kann man nicht hoch genug einschätzen", sagte Knipphals, der mit Mitstreitern und letzten Kraftreserven ausgelassen durch die Arena sprang.

Wenige Meter neben dem deutschen Party-Grüppchen schob Gatlin, am Vortag noch 4x100-m-Sieger gegen Bolts Jamaikaner, Frust. Nach frühem Wechselpatzer, der im Nachhinein zur Roten Karte führte, war der 33 Jahre alte mehrfache Dopingsünder mit Riesenrückstand auf die Schluss-Halbrunde gegangen. Dort sammelte der schnellste Mann des Vorjahres mit einem Irrsinnslauf Kontrahent um Kontrahent ein - und erwischte schließlich auch noch Kosenkow.

"Keine Ahnung, wie schnell ich da war. Aber ich wollte diesen Deutschen einfach noch erwischen", sagte Gatlin dem SID: "Dann schaffe ich das sogar, trotzdem gibt es keine Medaille - bitter." Immerhin: In augenblicklicher Form liegt er im Duell mit seinem Erzrivalen Bolt vorne.

Bolt wäre fit gewesen

Jamaikas Weltrekordler wollte sich am Sonntag für die Vortags-Pleite revanchieren, verzichtete auf den Vorlauf und wärmte sich für das Finale auf - verfolgte es dann aber von der Tribüne. Bolt habe sich gut gefühlt, sei nicht verletzt, teilte das jamaikanische Lager auf Nachfrage mit. Er habe keinem der Vorlauf-Starter die Goldchance wegnehmen wollen.

Die deutschen Frauen erlebten über 4x100 m eine böse Pleite - die Hoffnung auf frühzeitige Olympia-Qualifikation platzte nach zehn Sekunden. "Ärgerlich. Ich weiß nicht, was genau passiert ist", sagte Yasmin Kwadwo. Die Startläuferin aus Mannheim und Inna Weit (Paderborn) hatten den ersten Vorlauf-Wechsel vermasselt, Tatjana Pinto (Münster) und Ex-Europameisterin Verena Sailer (Mannheim) zogen tatenlos von dannen.

Volles Haus, Stars wie Bolt und Gatlin: Der Weltverband IAAF zog nach den World Relays ein positives Fazit. "Dieses Format wird sich durchsetzen", sagte Helmut Digel, scheidendes Council-Mitglied und DLV-Ehrenpräsident, dem SID: "Ich könnte mir das sehr gut in Deutschland vorstellen, ein Stadion wie Braunschweig wäre ideal."

Dass Nassau nach 2014 und 2015 auch die dritte Auflage 2017 veranstalten wird, nannte Digel "unglücklich". Den Zuschlag erhielten die Bahamas bei allen Vergaben ohne offizielle Ausschreibung, garantierten der IAAF dafür komplette Kosten-Übernahme. Für den wohlhabenden Karibikstaat kein Problem - für den DLV utopisch.

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