"Er hat das deutsche Profi-Boxen wieder nach oben gebracht": Trauer um Trainer-Ikone Manfred Wolke

SID
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An der Seite von Henry Maske hat Manfred Wolke seine größten Erfolge gefeiert. Nun ist der legendäre Box-Trainer im Alter von 81 Jahren verstorben.

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Die schmerzhafte Nachricht, dass sein Mentor Manfred Wolke für immer gegangen war, erwischte Henry Maske wie ein heimtückischer Leberhaken.

"Der Tod meines Trainers", sagte der frühere Box-Weltmeister der Bild-Zeitung, "hat mich natürlich sehr hart getroffen." Wie unter anderem die Welt und der Radiosender 91,7 Oderwelle am Montag berichteten, verstarb Wolke bereits am vergangenen Mittwoch im Alter von 81 Jahren.

Während Wolke ein unschätzbares Vermächtnis hinterlässt, trägt der deutsche Boxsport Trauer. Allen voran Maske, schließlich waren sein und Wolkes Schicksal über viele Jahre eng miteinander verwoben.

"Am 24. Januar habe ich Manfred Wolke noch einmal besuchen können. Er war zu diesem Zeitpunkt in einer körperlich sehr guten Verfassung. Nur diese Demenz... Jetzt ist er gegangen und auch erlöst", sagte Maske, den Wolke zum Superstar gemacht hatte.

Trainer Manfred Wolke (li.) gibt in der Ringpause seinem Schützling Axel Schulz (re.) Anweisungen.
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Manfred Wolke: DDR-Fahnenträger bei Olympia in München

Der Potsdamer war aber auch selbst ein höchst erfolgreicher Faustkämpfer, holte 1968 bei Olympia in Mexiko-Stadt Gold im Weltergewicht. Vier Jahre später bei den Sommerspielen trug er die Fahne der DDR ins Münchner Olympiastadion, seinen Erfolg konnte er aber nicht wiederholen. Der breiten Masse ist Wolke aber als Trainer in Erinnerung, an der Seite von Maske.

Erst formte er aus dem jungen Amateur einen Olympiasieger (1988) und Weltmeister (1989), dann wechselte das Duo gemeinsam ins Profifach und feierte nach der Wende glanzvolle Erfolge.

"Viele haben uns gewarnt, dass Henry bei den Profis nicht mithalten kann", erinnerte sich Wolke einmal, "dass wir nach ein paar Wochen auf der Straße liegen würden."

...übernimmt der Boxer Manfred Wolke diese Aufgabe für die DDR
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Ulli Wegner über Manfred Wolke: "Das ist sein Verdienst"

Es kam anders. Zehnmal verteidigte Maske seinen WM-Titel im Halbschwergewicht, bis zu 18 Millionen Zuschauer lockte das Duo bei RTL vor die Fernseher - Quoten, die heutzutage undenkbar sind.

"Manfred hat das deutsche Profi-Boxen wieder nach oben gebracht. Das ist sein Verdienst", sagte Trainerikone Ulli Wegner der Bild. Auf dem Weg dorthin setzte Wolke jedoch auf seine ganz eigenen Mittel.

"Manfred Wolke war der Philosoph unter den Trainern, der Feingeist. Er konnte seinen Boxern mit viel Sachverstand glaubhaft machen, was sie zu tun haben und was nicht", sagte Maske vor Jahren im SID-Interview.

Neben ihm betreute Wolke auch Axel Schulz. Fast hätte er aus dem heutigen TV-Experten den ersten Schwergewichtsweltmeister aus Deutschland seit Max Schmeling geformt, doch Schulz unterlag am 5. November 1994 in Las Vegas Altmeister George Foreman in einem legendären Fight unverdient nach Punkten.

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Manfred Wolke: Zu DDR-Zeiten zwangsversetzt

Doch Wolke konnte auch anecken. Zu DDR-Zeiten wurde der besessene Trainer in den Jugendbereich zwangsversetzt, ehe ihn Maske zurückholte. Als Promoter Wilfried Sauerland 2009 die langjährige Zusammenarbeit mit Wolkes Außenstelle in Frankfurt/Oder aufkündigte, grollte der Coach und kündigte einen Alleingang an, zumal er kurz zuvor erst eine neue Boxhalle an der Oder hatte bauen lassen. Die Jahre des Top-Trainers Manfred Wolke jedoch waren gezählt. Neue Talente geschweige denn Kandidaten für einen WM-Kampf konnte der Altmeister nicht mehr herausbringen. Es wurde ruhig um den Coach.

2007 hatte Wolke noch einen großen Auftritt. Maske feierte nach elf Jahren ein Comeback gegen den US-Amerikaner Virgil Hill, der ihm als Profi die einzige Niederlage beigebracht hatte. Zunächst setzte Maske auf US-Starcoach Teddy Atlas, doch als Wolke frei wurde, schwenkte Maske um und feierte mit seinem langjährigen Trainer in der Ecke eine umjubelte Rückkehr für einen Kampf. Es ist nur eine von vielen Erinnerungen an Manfred Wolke, die für immer bleiben werden.

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