Harutyunyans enttäuscht - Baraou holt Bronze

SID
Artem Harutyunyan hat eine Medaille bei der Heim-WM verpasst
© getty

Artem Harutyunyan lächelte nach seinem geplatzten Goldtraum noch tapfer, doch Trainer Michael Timm war den Tränen nahe: Das Aus im Viertelfinale für den Lokalmatador bei den Weltmeisterschaften der Amateurboxer in Hamburg war für den erfahrenen Coach schlicht ein Skandal.

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Die Punktrichter werteten den Kampf am Ende in einer 3:2-Entscheidung für Harutyunyans Gegner Ikboljon Choldarow aus Usbekistan.

Und so gehörte die Show am Ende des Tages Shootingstar Abass Baraou. Der Europameister aus Oberhausen holte für das deutsche Team bei der Heim-WM die erste und einzige Medaille - der 22 Jahre alte Weltergewichtler gewann sein spektakuläres Viertelfinale gegen Tuvshinbat Byamba (Mongolei) einstimmig nach Punkten und hat damit Bronze sicher. Baraou kämpft nun gegen Roniel Iglesias (Kuba) um den Einzug ins Finale am Samstag.

"Ich wollte die Medaille für unsere Jungs, damit die etwas haben, an dem sie sich hochziehen können", sagte Baraou, "es war hart an der Grenze, aber ich denke, da geht im nächsten Kampf noch was." Er sei noch nicht "am Ende meiner Ziele".

Baraou holt erste Medaille für Deutschland

Dank Baraou hat der Deutsche Boxsport-Verband (DBV) bei der Heim-WM zumindest sein Minimalziel erreicht, das mit "ein bis drei Medaillen" formuliert worden war. Die anderen vier deutschen Faustkämpfer waren am Dienstag im Viertelfinale gescheitert.

Niederlagen kassierten Salah Ibrahim (Münster) im Halbfliegengewicht und Bantamgewichtler Omar El-Hag (Berlin). Für Leichtgewichtler Murat Yildirim war gegen den Olympiadritten und Titelverteidiger Lazaro Alvarez Endstation, Ibrahim Bazuev (Köln/Halbschwergewicht) verpasste gegen den Olympiasieger und dreimaligen Weltmeister Julio La Cruz (beide Kuba) eine Sensation.

"Ich bin geschockt. Das geht nicht, das geht einfach nicht", sagte Timm mit feuchten Augen: "Ich weiß nicht, was die Punktrichter da gesehen haben. Artem wollte hier zu Hause Weltmeister werden, das hat man ihm verbaut." Und: "So ein Urteil musste ich noch nie hinnehmen." Harutyunyan war die größte deutsche Titel-Hoffnung.

Gold war das erklärte Ziel von Harutyunyan, doch die WM hatte für den Olympiadritten von Rio aus Hamburg nur eine bittere Enttäuschung parat. "Er hat sehr, sehr unsauber geboxt und mich zweimal mit dem Kopf erwischt", klagte der 27-Jährige hinterher. Und tatsächlich waren Choldarow vom Ringrichter auch zwei Punkte aberkannt worden - und dennoch reichte es für Harutyunyan nicht zum Sieg.

Harutyunyan: "Ich habe geglänzt"

Er war einfach auch einen Tick zu passiv, in der zweiten Runde wurde er zudem vom Ringrichter nach einem Niederschlag angezählt. Dennoch meinte Harutyunyan: "Ich hatte gedacht, dass ich gewonnen habe." Seine Niederlage war aber auch durchaus vertretbar.

Harutyunyan sollte als Gesicht der WM der strahlende Titel-Held werden. "Ich habe geglänzt wie eine Goldmedaille, die Halle hat nach meinem Kampf gejubelt", sagte er nach seinem Aus: "Ich habe keine Medaille um den Hals hängen, aber ich habe geglänzt."

Ibrahim verlor ebenfalls gegen einen Kubaner, Joahnys Argigalos ließ ihm keine keine Chance. "Meine Beine wurden nach der ersten Runde ganz schlapp, danach hat er mich öfters getroffen", sagte Ibrahim, der vor dem Kampf wenig essen konnte, um das Gewichtslimit von 49 Kilo einzuhalten. Auch El-Hag war gegen Kairat Jeralijew (Kasachstan) technisch deutlich unterlegen.

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