Basketball-WM 2023 - Kommentar zum Zoff um Dennis Schröder, Gordon Herbert und Co: Sie können sich nicht einmal selbst schlagen

Von Robert Arndt
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Zoff im ersten Viertel, verschlafene Starts: Das DBB-Team hat sich in der Zwischenrunde sowohl gegen Georgien als auch gegen Slowenien das Leben selbst schwer gemacht. Am Ende stehen zwei souveräne Kantersiege. Ein Zeichen für die enorme Qualität. Ein Kommentar.

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Es hat schon seine Gründe, warum es in der NBA aus den Auszeiten meist nur bedeutungslose Tonschnipsel ("We need to get a rebound", "We gotta execute") gibt. Huddles sagen oft viel über eine Mannschaft und deren Stimmung aus, so war es auch beim DBB gegen Slowenien, als Dennis Schröder und Daniel Theis aneinandergerieten, sodass Bundestrainer Gordon Herbert ein Machtwort sprechen musste.

Es gibt nun zwei Möglichkeiten. Eine Mannschaft kann daran zerbrechen oder aber gestärkt herausgehen. Beim DBB war es Tor zwei, ein Beweis dafür, wie gefestigt und wie stark diese Truppe ist. Nicht einmal selbst können sie sich schlagen, stattdessen wurde mit Slowenien ein Mitfavorit in 30 Minuten 89:46 (!!) weggeputzt.

Es wurde dabei auch klar, dass Herbert der starke Mann ist. Nicht vergessen: In der Causa Schröder/Kleber stand der Kanadier durchaus in der Kritik. Er kusche vor Schröder hieß es aus einigen Ecken, der diesen Machtkampf für sich entschied. Gegen Slowenien wurde dann klar, dass dies nicht der Fall ist. Er ging nicht auf Schröder ein, nachdem dieser sich aufplusterte, er begann einfach mit seinen Anweisungen. Ein Zeichen von Stärke und gutem Krisenmanagement - das zählte in der deutschen Sportwelt zuletzt nicht immer zu den großen Stärken.

DBB: Die Ergebnisse bei der Basketball-WM 2023

GegnerErgebnisPhase
Japan81:63 (S)Gruppenphase
Australien85:82 (S)Gruppenphase
Finnland101:75 (S)Gruppenphase
Georgien100:73 (S)Zwischenrunde
Slowenien100:71 (S)Zwischenrunde
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DBB: Gordon Herbert hat die Mannschaft im Griff

Nicht jeder Coach hätte sowohl Schröder als auch Theis einfach auf die Bank gesetzt, auf slowenischer Seite hätte sich deren Coach Aleksandar Sekulic das mit Luka Doncic niemals getraut. Herbert tat das und hatte recht. Schröder konnte mal runterkommen, um dann mit 24 Punkten (8/11 FG) und 10 Assists sein bestes Spiel in diesem Turnier abzuliefern.

"Jeder kann jeden anscheißen", meinte Schröder nach dem Spiel. Letztlich sollte man diese Auseinandersetzung auch nicht überbewerten. In jedem Teamsport gibt es Differenzen, Egos, andere Ansichten. Der Unterschied hier ist, dass es eben vor Kameras war - zwischen zwei Freunden, die sich seit einer halben Ewigkeit kennen.

Große Teams funktionieren so. Ohne Reibung geht es nicht. Die Bulls mit Michael Jordan funktionierten so, die Warriors mit Curry und Durant, natürlich Shaq und Kobe bei den Lakers, auch wenn diese Vergleiche natürlich massiv hinken. Es soll nur eines zeigen: Reibung ist wichtig, die Frage ist, wie man damit umgeht.

DBB: Dieses Team besteht nicht nur aus Dennis Schröder

Auch wenig später hatten Maodo Lô und Moritz Wagner eine kleine Meinungsverschiedenheit, danach wurden die Slowenen in alle Einzelteile zerlegt. Jene Slowenen, die vor zwei Tagen noch Australien überzeugend aus dem Wettbewerb gekegelt hatten.

Es war auch nicht nur Schröder, über diese fünf Spiele überzeugte Deutschland als Team, als Einheit. Genau das, was der Kapitän nach der Partie hervorhob. Das Slowenien-Spiel war dafür ein Paradebeispiel. Mit Ausnahme von David Krämer verbuchte jeder ein Field Goal, alle rieben sich defensiv auf, alle verstehen das System.

Seit der so desaströsen WM 2019 ist etwas zusammengewachsen, ein echtes Team, welches darüber hinaus tief aufgestellt und auf diesem Niveau qualitativ hochwertig zusammengesetzt ist. Schlechte Starts, Zoff auf der Bank, Deutschland stellt sich inzwischen selbst diverse Challenges und meistert diese mit Bravour.

Dennis Schröder ist der Kapitän des DBB-Teams.
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DBB: Dieses Team kann Weltmeister werden

Selbst in den Nowitzki-Jahren gab es diese Selbstverständlichkeit nicht. Auch damals musste immer wieder geknobelt werden, wie man denn jetzt noch Angola überholen könne. Heute ist dagegen die Denke, was es braucht, um die USA erst in einem Finale zu treffen (wird nicht funktionieren, danke, Litauen!). Und das ist nicht einmal Tagträumerei.

Deutschland hatte eine schwere Gruppe und diese eindrucksvoll gemeistert - fast alles ohne einen der besten zwei Spieler in Franz Wagner, noch so ein Qualitätsbeweis. Der DBB hat alles, um wirklich den ganz großen Wurf zu landen. Einen waschechten Star in Schröder, weiteres Playmaking durch Lô, F. Wagner und Bonga sowie eine flexible Defense um die überragende Big-Men-Riege.

Nun hat sich auch gezeigt, dass man Probleme innerhalb der Mannschaft während eines Spiels erfolgreich lösen kann. Niemanden, wirklich niemanden sollte es daher wundern, wenn der DBB sogar nach der Goldmedaille greift. Ja, auch das: Dieses Team kann Weltmeister werden.

Basketball-WM 2023: Die Viertelfinals in der Übersicht

DatumUhrzeitBegegnung
5. September10.45 UhrLitauen vs. Serbien
5. September14.30 UhrItalien vs. USA
6. September10.45 UhrDeutschland vs. Lettland
6. September14.30 UhrKanada vs. Slowenien