Basketball-WM 2023: DBB-Gegner Lettland im Check: Warum das Team ohne Kristaps Porzingis so gefährlich ist

Von Robert Arndt
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Deutschland trifft im Viertelfinale des FIBA Basketball World Cup auf Lettland. Das kleine Land aus dem Baltikum muss zwar auf seinen besten Spieler verzichten, schaltete aber dennoch im Turnier schon zwei Giganten des Welt-Basketballs aus.

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Eine Feel-Good-Story gibt es eigentlich bei jedem großen Basketball-Turnier. Bei der EuroBasket 2022 waren es die Polen und Finnen, in diesem Jahr ist es Lettland, das gleich bei seiner ersten WM-Teilnahme im Viertelfinale steht - und das ohne ihren NBA-Star Kristaps Porzingis, der sich kurz vor dem Turnier mit Knieproblemen abmelden musste.

Der Big Man, der im Sommer zu den Boston Celtics getradet wurde, weilt dennoch weiter beim Team - ein Indiz dafür, dass es sich bei den Letten um einen verschworenen Haufen handelt. Anders hätte man auch nicht gleich zwei Todesgruppen überstehen können. Während Frankreich und Spanien auf dem Weg nach Hause sind, spielen die Letten weiter um ein Olympia-Ticket oder sogar eine Medaille.

Lettland - Der Star: Davis Bertans

Ohne Porzingis verbleibt ein NBA-Spieler und das ist Bertans, der in den USA nicht mehr als ein Dreierspezialist ist und in möglichen Playoff-Szenarien aufgrund seiner defensiven Defizite kaum spielbar ist. Im Prinzip ist seine Rolle bei den Letten nicht anders. Acht seiner neun Versuche pro Partie sind Dreier, knapp 38 Prozent davon gehen durch die Reuse. Wenn man jemanden am Perimeter nicht frei stehen lassen darf, dann ist es Bertans.

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Lettland - Der Shootingstar: Arturs Zagars

Mit dem Ex-Bamberger Janis Strelniks und dem Oldenburger Rihards Lomazs fehlen wichtige Guards, hier lagen auch die Sorgen der Letten. Davon spricht inzwischen niemand mehr. Vor allem Zagars hat sich in den Blickpunkt gespielt. Der 22-Jährige hat für die kommende Saison noch nicht mal einen Vertrag und spielte im Vorjahr für Nevezis in Litauen, das in der heimischen Liga gerade einmal Achter geworden ist.

Durch Verletzungen gelang bisher nicht der Sprung zu einem guten europäischen Team, bei dieser WM betreibt der Guard jede Menge Eigenwerbung. Gutes Ballhandling, ein schneller Schritt sowie stets kreative Lösungen aus dem Pick'n'Roll: Zagars ist der Motor der lettischen Offense, die aber auch ohne den 22-Jährigen funktioniert, weil mit Kristers Zoriks ein weiterer recht unbekannter Guard (er spielt für den 12. der türkischen Liga) groß aufspielt. Er war der X-Faktor beim Sieg über Spanien mit zwei eiskalten Pullup-Dreiern

Lettland - Der echte Star: Die Mannschaft

Dennoch überzeugt Lettland eher als Kollektiv. Der Ball läuft, die Sets von Coach Luca Banchi funktionieren, weil alle Bescheid wissen und schnelle Entscheidungen treffen. So erzielen sich die Letten reihenweise offene Dreier, vier Spieler versenken mindestens 40 Prozent von draußen.

Als Paradebeispiel kann das Spiel gegen Brasilien herhalten. Hier wurde Andrejs Grazulis, der mit 2,03 Meter viele Minuten als kleiner Fünfer abreißt, mit 24 Punkten zum Spieler des Spiels gewählt. Doch schaut euch mal das Highlight-Video über knapp fünf Minuten dazu an. Wie schnell und uneigennützig der Ball läuft, ist eine Augenweide und sagt eigentlich alles über dieses lettische Team aus.

Man kann sogar so weit gehen, dass der Porzingis-Ausfall gar nicht so schlecht für die Letten war. Natürlich ist die individuelle Qualität des früheren Top-5-Picks im NBA Draft unbestritten, aber Porzingis ist auch nicht gerade bekannt dafür, ein guter Passgeber zu sein. Vermutlich wären die Letten defensiv deutlich besser, dafür aber im Angriff um ein Vielfaches statischer gewesen.

PG

SG

SF

PF

C

A. Zagars

A. Kurucs

R. Kurucs

Dav. Bertans

R. Smits

K. Zoriks

A. Skele

A. Strautins

A. Grazulis

K. Cavars

Dai. Bertans

A. Pasecniks

kursiv = fällt verletzt für das Turnier aus

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Kann Lettland das DBB-Team schlagen?

Wer Spanien und Frankreich schlägt, sollte auf keinen Fall unterschätzt werden. Die Letten spielen den schönsten Basketball im Turnier und können jederzeit heißlaufen. In einem Do-or-Die-Spiel darf das nicht unterschätzt werden.

Sprechen wir aber von der Qualität, sollte es jedoch keine Frage sein, wer das Feld als Sieger verlässt. Den Letten fehlt eine Antwort auf Dennis Schröder, dazu dürfte die Switching-Defense sowie die allgemeine Länge im Kader der Deutschen ein großes Problem für Lettland auf beiden Seiten des Feldes sein. Aber wie gesagt: Auch ein Sieg gegen Spanien schien utopisch, am Ende wurde der amtierende Welt- und Europameister bei gerade einmal 69 Punkten gehalten.