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NBA - Der Blockbuster-Trade der Dallas Mavericks für Kyrie Irving in der Analyse: Der Pakt mit dem Teufel

Von Robert Arndt
LeBron James hätte eine Reunion in Los Angeles mit Kyrie Irving begrüßt.
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Die Dallas Mavericks haben Kyrie Irving via Trade von den Brooklyn Nets akquiriert. Es macht die Texaner auf kurze Sicht besser, dennoch birgt der Move ein enormes Risiko, ähnlich wie einst mit Kristaps Porzingis. Der Trade in der Analyse.

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Es war beinahe klar, dass nur ein verzweifeltes Team einen Trade für Kyrie Irving wagen würde. Die Dallas Mavericks sind so eines, weswegen Dallas eines der ersten Teams war, welches mit Irving in Verbindung gebracht wurde. Nun ist es tatsächlich passiert und die Texaner stachen dabei unter anderem die Los Angeles Lakers und Phoenix Suns aus.

Für Irving opferten die Mavs Spencer Dinwiddie, Dorian Finney-Smith sowie einen Erstrundenpick, während man schlechte Verträge wie die von Davis Bertans oder Tim Hardaway Jr. nicht abstoßen konnte.

Was bedeutet das nun für Dallas, die Nets und all die anderen Irving-Interessenten - auch im Hinblick auf die Deadline am Donnerstag?

Der Trade in der Übersicht

Mavericks erhaltenNets erhalten
Kyrie IrvingSpencer Dinwiddie
Markieff MorrisDorian Finney-Smith
-Erstrundenpick 2029
-Zweitrundenpicks 2027 und 2029

 

Kyrie Irving forderte einen Trade von den Brooklyn Nets.
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Kyrie Irving: Der Trade aus der Sicht der Dallas Mavericks

Nun, in einer Sache dürften sich alle einig sein. Die Mavs haben in diesem Deal den besten Spieler und damit den ersehnten Co-Star an der Seite von Luka Doncic bekommen. Irving ist ein klares Upgrade zu Dinwiddie und hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er auch neben balldominanten Stars wie LeBron James und Kevin Durant funktionieren kann.

Irving dürfte gleichzeitig der Stabilisator der Second Unit werden und die Offense der Mavs am Laufen halten. Dinwiddie spielte zwar eine solide Saison, doch als alleiniger Chef hatte der ehemalige und neue Nets-Spieler seine Limitationen. Es ist kein Zufall, dass Dallas ohne Doncic kein einziges Spiel gewinnen konnte (0-7). So brach die Offense ohne Doncic regelmäßig ein. Mit Irving sollte dies besser werden. Laut Cleaning the Glass betrug das Offensiv-Rating der Nets 116,7 Zähler pro 100 Ballbesitze, wenn Kyrie auf dem Feld stand und Durant nicht - das ist ein guter Wert.

Der Kader der Dallas Mavericks

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Luka DoncicKyrie IrvingTim Hardaway Jr.Christian WoodDwight Powell
Frank NtilikinaJosh GreenReggie BullockMarkieff MorrisMaxi Kleber
McKinley Wirght IV (TW)Jaden HardyTheo PinsonDavis BertansJaVale McGee
Kyrie Irving und Luka Doncic spielen nun Seite an Seite bei den Dallas Mavericks.
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Andererseits darf die Frage gestellt werden, ob das wirklich die große Baustelle der Mavs war. Dallas ist nur noch ein unterdurchschnittliches Defensiv-Team (Platz 22), umso mehr schmerzt der Abgang von Dorian Finney-Smith. Sollte Maxi Kleber bald zurückkehren und annähernd seine Form wiedererlangen, dürfte es hier zumindest Verbesserungen geben. Man wird dennoch abhängiger von Reggie Bullock, der stets seine Höhen und Tiefen hat. Sieht man es positiv, kann man darauf verweisen, dass mit Josh Green ein hoffnungsvoller Youngster gehalten wurde. Das ist ein wichtiger Aspekt.

Die schlechten Verträge wie die von Davis Bertans oder Tim Hardaway Jr. konnten jedoch auch nicht abgestoßen werden. Womöglich kommt das noch, Gerüchten zufolge sind die Mavs noch nicht fertig und bis Donnerstag könnte ein weiterer Deal folgen. Im Idealfall verschifft man noch THJ für einen echten Flügelspieler oder einen weiteren Guard.

Erst dann lässt sich abschätzen, ob Dallas wirklich zum Kreis der ernsthaften Contender gezählt werden kann. Der Westen ist zwar offen wie lange nicht, doch bleiben auch mit Irving klare Schwächen in diesem Team, die wir gerade angesprochen haben. Mit Irving haben die Mavs aber immerhin einen weiteren Unterschiedsspieler, der bereits bewiesen hat, dass er in den Playoffs ein großes Problem für gegnerische Verteidigungen sein kann. An der Seite von Doncic sollte die Offense brummen.

Dorian Finney-Smith war der beste Flügelverteidiger der Dallas Mavericks.
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Das ist die kurzfristige Sicht der Dinge, die den Deal vertretbar machen lässt. Blickt man dagegen über den Tellerrand hinaus, entstehen mehr Fragen. Das beginnt schon mit Irvings Vertragssituation. Kyrie wird Free Agent und forderte einen Trade, weil Brooklyn nicht gewillt war, den vollen Maximalvertrag über vier Jahre und knapp 200 Millionen Dollar anzubieten. Nach all dem Drama um den Guard in den knapp vier Spielzeiten ist das nachvollziehbar.

Stand jetzt könnte Irving umgehend um zwei Jahre und 40 Millionen jährlich verlängern, das wird laut Tim MacMahon (ESPN) aber nicht passieren. Stattdessen wollen beide Parteien auf den Sommer warten, auch wenn Irving "ekstatisch" über den Trade sein soll.

Kyrie Irving will einen neuen Maximalvertrag im Sommer.
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Der Knackpunkt für Dallas wird aber sein, wie die Konditionen über diese Saison hinaus aussehen werden. Irving wird in knapp zwei Monaten 31 Jahre alt, es wäre für die Mavs vorteilhaft, wenn Irving nicht die vollen vier Jahre bekommt. Denn auch abseits seiner kleinen und größeren Skandale kämpfte Uncle Drew immer wieder mit Verletzungen und hat seit 2019 sogar weniger Spiele absolviert als ein gewisser Kristaps Porzingis.

Es ist nach dem Trade für den Letten also ein weiterer riskanter Deal, auch wenn Dallas für die Zukunft nur einen Erstrundenpick abtrat. Es bleibt trotzdem ein Pakt mit dem Teufel. Doncic steht vor seinen besten Jahren und die Mavs stellen ihm eine tickende Zeitbombe an die Seite. Das kann funktionieren, doch die Vergangenheit hat gezeigt, dass das Gegenteil das wahrscheinlichere Szenario ist.

Spencer Dinwiddie spielte bereits zwischen 2016 und 2021 für die Brooklyn Nets.
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Kyrie Irving: Der Trade aus der Sicht der Brooklyn Nets

Die Nets waren in keiner schlechten Situation mit Irving und das zeigt auch den Gegenwert, welchen die Nets für einen Spieler bekommen haben, der mit ziemlicher Sicherheit im Sommer für lau gegangen wäre. Dinwiddie ist ein solider Ersatz, der weniger kostet und deutlich verlässlicher als Irving ist, mit Finney-Smith erhalten die Nets einen weiteren defensivstarken Forward, der auch auf der Center-Position aushelfen kann.

Es ist ein Move, der Brooklyn weiter im erweiterten Contender-Kreis halten sollte, wenn Durant von seiner Innenbandverletzung zurückkehrt. Der Superstar wird nun mehr Last tragen müssen, gleichzeitig haben die Nets nun etwas mehr Defense zur Verfügung, insbesondere gegen die besten Forwards im Osten wie Giannis Antetokounmpo oder Jayson Tatum.

Der Kader der Brooklyn Nets

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Ben SimmonsSpencer DinwiddieRoyce O'NealeKevin DurantNic Claxton
Edmond SumnerSeth CurryJoe HarrisDorian Finney-SmithDay'Ron Sharpe
Patty MillsCam ThomasYuta WatanabeT.J. Warren
--Kessler Edwards--
Kevin Durant fehlt den Brooklyn Nets derzeit verletzt.
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Der Trade hilft auch für die Zukunft, weil man zwei Verträge, die über mehrere Jahre laufen, erhalten hat. Wäre Irving gegangen, hätte man diesen nicht adäquat ersetzen können, da man als Team über dem Cap agiert. Gleichzeitig sind die Deals für Dinwiddie und Finney-Smith recht teamfreundlich und sollten wieder tradebar sein, wenn für Brooklyn der Worst Case eintritt.

Das ist natürlich eine weitere Trade-Forderung von Durant. Das ist bislang nicht passiert, aber gemäß Chris Haynes (Bleacher Report) positionieren sich die ersten Teams bereits für diesen Fall, vor allem die Phoenix Suns. Diese wollten bereits im Sommer Durant in die Wüste locken, konnten mit den Nets aber keinen Deal einfädeln.

Trotzdem scheint es so, als ob Durant sein Schicksal nicht mehr an das von Kyrie knüpfen will, entsprechend wahrscheinlich erscheint es, dass Durant zumindest bis Saisonende im Big Apple verweilen wird. So schlecht stehen die Nets schließlich auch nicht da. Mit Irving ist der größte Unruheherd nun weg, es kann sich wieder auf das Sportliche konzentriert werden.

Die Brooklyn Nets wollen weiter ein Contender sein.
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Brooklyn will weiter ein Contender sein, das zeigen auch die möglichen Deals, welche GM Sean Marks ablehnte. So boten die Lakers laut Shams Charania Russell Westbrook sowie die beiden bekannten Erstrundenpicks, während Phoenix ein Paket aus Chris Paul, Jae Crowder und einem First Rounder präsentierte.

Die Nets wählten stattdessen das Mavs-Angebot mit zwei mehr als ordentlichen Verträgen, weswegen man weitere Trades nicht ausschließen sollte. Der Blick auf das Depth Chart genügt, um festzustellen, dass Brooklyn nach einem Jahr ohne echte Flügelspieler nun plötzlich zu viele davon (gibt es das?) hat. Durch die Trades von James Harden und Irving konnte auch die Pick-Schatulle wieder etwas aufgefüllt werden. Gerade der Mavs-Pick 2029 ist interessant, schließlich ist dieser so weit in der Zukunft, dass bis dahin Doncic die Mavs bereits verlassen haben könnte.

Zusammen mit dem Sixers-Pick 2027 oder 2028 plus dem einen oder anderen Flügelspieler lässt sich ein solides Paket schnüren, um womöglich noch einen echten Point Guard an Land zu ziehen. Hier wäre Fred VanVleet ein interessanter Name, sollten die Raptors tatsächlich in einen Rebuild steuern. Auch Mike Conley, der vermutlich günstiger wäre, sollte man auf dem Radar haben.

LeBron James hätte eine Reunion in Los Angeles mit Kyrie Irving begrüßt.
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Kyrie Irving: Der Trade aus Sicht der Lakers

Wir kommen an dieser Stelle nicht um den Umstand herum, dass die Lakers hier ein großer Verlierer sind. Man kann von Irving halten, was man möchte, doch Los Angeles war eigentlich noch verzweifelter auf der Suche nach einem Star als Dallas und schaute dennoch in die Röhre.

Es wäre nur zu passend gewesen, wenn ihnen Irving in den Schoß gefallen wäre und das hätte die Lakers, wenn man dem Bericht von Charania trauen kann, wieder in den Kreis der Titelanwärter gebracht. Laut Marc Stein waren die Lakers auch die bevorzugte Destination von Irving, allerdings wollten die Nets, vor allem Besitzer Joe Tsai, nach all dem Drama diesen Wunsch nicht erfüllen.

Natürlich bleibt noch Zeit, mal wieder einen Hasen aus dem Hut zu zaubern, doch ein Spieler vom Format Irvings, der in dieser Saison wieder einer der 20 besten Akteure ist, wird ein Fiebertraum bleiben.

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