FC Girona: Mit Flop des FC Bayern München! Guardiola-Klub startet durch

Von Daniel Buse
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In Spanien mischt der FC Girona aktuell ganz oben mit. Im zweiten Jahr in LaLiga profitiert der Klub von seinen Beziehungen - und von Pep Guardiolas Bruder Pere. Ein Flop des FC Bayern München blüht zudem plötzlich auf.

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Das Engagement von Daley Blind beim FC Bayern in der vergangenen Saison taugt allerhöchstens als Fußballquiz-Material: "Welcher ehemalige Spieler von Manchester United stand 2022/23 nur insgesamt 157 Minuten für den FCB auf dem Platz?", wäre die Frage, die man korrekt beantwortet, wenn man den Niederländer nennt. Eindruck hinterließ der 33-Jährige in München sportlich nicht, einen bleibenden schon gar nicht.

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FC Girona: Formstarke Spieler glänzen mit Offensivfußball

Die 157 Minuten Einsatzzeit hat Blind in der aktuellen Saison schon locker übertroffen - denn er ist auf einmal wieder Stammspieler und nicht nur Lückenfüller, wenn anderen Stars eine Pause gegönnt wird. Stattdessen ist er selbst ein Star bei seinem neuen Klub, dem FC Girona. Und der FC Girona ist bislang die Überraschung der Saison in LaLiga: Nach sechs Spieltagen hat der kleine Klub aus Katalonien genauso viele Punkte auf dem Konto wie der große Bruder, der Tabellenführer FC Barcelona. Mit fünf Siegen und einem Unentschieden hat man den besten Start der Klub-Geschichte hingelegt und rangiert damit sogar vor dem großen Real Madrid.

Dass Daley Blind der Hauptgrund für Gironas Aufschwung ist, das als Aufsteiger in der vergangenen Saison respektabler Zehnter wurde, wäre aber stark übertrieben. Stattdessen gibt es auf dem Spielfeld viele Gründe, sprich: viele Spieler, die bei Coach Míchel aktuell gute Leistungen zeigen. Mit einem erfrischenden Offensivfußball begeistert das Team nicht nur die eigenen Fans, sondern die Liga: 16 Tore in sechs Partien sind der Liga-Bestwert zusammen mit Barça. Von der eigentlich typisch spanischen Zurückhaltung der Klubs aus dem Tabellen-Mittelfeld und den unteren Regionen, Las Palmas steht nach sechs Partien beispielsweise bei einem Torverhältnis von 2:4, ist in Girona nichts zu sehen.

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FC Girona: Aufschwung dank der City Football Group

Es gehört aber auch zur Wahrheit, dass Girona von den Top-Teams der Liga bislang noch nicht getestet wurde. Der Spielplan meinte es bislang gut mit den Katalanen, die nur das Duell beim Champions-League-Teilnehmer Real Sociedad nicht gewannen (1:1). Am Mittwoch geht es zum FC Villarreal - und am Samstag folgt dann ein echter Härtetest, wenn sich Real Madrid im Montilivi vorstellt.

Formstarke Spieler, ein offensiv denkender Trainer und ein leichtes Auftaktprogramm - all das kann man anführen, wenn es darum geht, warum Girona auf einmal in LaLiga einen Platz belegt, der ansonsten für Barça, Real oder Atlético Madrid reserviert ist. Wenn man einen kritischeren Blick auf den Klub wirft, könnte man jedoch auch die City Football Group als Hauptgrund für den Höhenflug nennen. Denn seit 2017 ist die Gesellschaft an den Katalanen beteiligt - und natürlich schwer daran interessiert, dass es beim Team sportlich bestens läuft. Dazu pumpt die City Football Group Geld aus den Vereinigten Arabischen Emiraten in den Verein, stellt Expertise bereit und bietet einen Zugriff auf den riesigen Spielerpool, aus dem sich die beteiligten Vereine wie unter anderem auch Manchester City, New York City FC, Troyes und Palermo bedienen können.

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FC Girona setzt auf zwei Ukrainer

Der ukrainische Sommer-Neuzugang Artem Dovbyk berichtete beispielsweise, dass nicht Girona, sondern zuallererst die City Group ihn haben wollte. "Schon vor zwei Jahren wollten sie mich nach der EM nach Troyes holen. Deswegen weiß ich, dass sie mich seit 2021 auf dem Schirm haben", erklärte er auf der Webseite seines Ex-Klubs Dynamo Kiew. Es wurde dann aber nicht Troyes, sondern Girona - vielleicht auch, weil mit Viktor Tsygankov ein weiterer Ukrainer in Katalonien stark aufspielte.

Eingefädelt hat den Deal ein Mann, der auch nicht zufällig seinen Posten als Vorstandsvorsitzender in Girona bekommen hat: Pere Guardiola. Der Bruder von Pep Guardiola, Trainer von City-Football-Group-Verein Manchester City, ist eigentlich Spielerberater, doch seit 2017 zu gleichen Teilen wie die City Football Group ebenfalls am FC Girona beteiligt und nun für grundlegende Klub-Entscheidungen zuständig. "Pere löst alle Probleme, die mit der Entwicklung in Girona verbunden sind", lautet die Ansicht von Neuzugang Dovbyk. "Ich finde es gut, wie sich der Verein entwickelt. Er hat tolle Aussichten", ergänzte der Ukrainer.

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FC Girona: Pere Guardiola als entscheidende Figur

Pere Guardiola hat über seinen Bruder eine Verbindung zu Manchester City - und zahlreiche Spieler ebenfalls. Blinds Kollege in der Innenverteidigung Eric Garcia kickte ebenfalls in der Vergangenheit für die Citizens und ist nun vom FC Barcelona ausgeliehen. Man City hat außerdem Mittelfeldspieler Yangel Herrera nach einer vorangegangenen Leihe im Sommer an Girona verkauft, Rechtsverteidiger Yan Couto ist vom englischen Klub ausgeliehen. Vom City-Football-Group-Verein Troyes hat der junge Brasilianer Sávio leihweise den Weg zum LaLiga-Überraschungsteam gefunden.

Was wie ein wildes und planloses Hin- und Herschieben von Spielern aussieht, bringt in Girona aktuell jedoch Erfolg - auch dank Bayerns Ex-Reservisten Daley Blind. Dass der im Sommer beim aktuellen Tabellenzweiten Spaniens gelandet ist, ist übrigens auch kein Zufall: Blind wird, genau wie Viktor Tsygankov und Pep Guardiola, schon seit Jahren von der Sports Entertainment Group seines niederländischen Landsmanns Kees Vos beraten - und an dieser Firma ist seit 2021 Pere Guardiola beteiligt.

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