Nur 38 Minuten: Die Leihe von BVB-Juwel Giovanni Reyna nach Nottingham wird zum Desaster

Von Ryan Tolmich / Patrik Eisenacher
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Der vom BVB ausgeliehene US-Star bekommt bisher nicht einmal ansatzweise die Einsatzzeiten, die er für seine Entwicklung braucht.

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Giovanni Reyna entschied sich im Winter zum Abschied vom BVB, um seine Karriere wieder anzukurbeln. Unter Trainer Edin Terzic bekam der Offensivspieler in Dortmund keine regelmäßigen Einsatzzeiten, das sollte sich durch ein Leihgeschäft ändern.

Rund einen Monat nach seinem Wechsel zu Nottingham Forest in die Premier League sieht es aber nun stark danach aus, als hätte Reyna mit seiner Entscheidung mit Zitronen gehandelt: Auch Coach Nuno Espirito Santo sieht in ihm bislang keinen Spieler für die Startformation. Statt der Bank in Dortmund drückt er nun die Bank in Nottingham.

Am Mittwoch könnte der Mittelfeldspieler nun aber eine große Chance bekommen. In der fünften Runde des FA-Cups steht ab 20.45 Uhr ein Spiel gegen Manchester United auf dem Programm - und Forest könnte rotieren. Das könnte und sollte Reyna die Chance geben, zu zeigen, warum er viel mehr Spielzeit verdient.

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Giovanni Reynas Statistiken bei Nottingham Forest

Nachdem er in der vergangenen Saison bei Borussia Dortmund noch die Rolle eines wertvollen Ergänzungsspielers bekleidet hatte, sah es so aus, als ob Reyna 2023/24 seinen Durchbruch schaffen könnte. Doch der kam nicht. Stattdessen saß er in Dortmund häufig nur auf der Bank.

In der ersten Saisonhälfte kam er in elf Spielen auf nur 271 Minuten. In Nottingham ist es sogar noch weniger.

Seit seinem Wechsel gegen Ende des Januar-Transferfensters 2024 hat Reyna nur in drei von fünf möglichen Spielen bestritten. In diesen Begegnungen kam er gerade einmal 38 Minuten zum Einsatz.

Beim 1:1-Unentschieden gegen Bournemouth stand er zwölf Minuten lang auf dem Platz, bei der 2:3-Niederlage gegen Newcastle waren es 17 Minuten. Auch beim 2:4 gegen Aston Villa reichte es nicht für die Startelf sondern nur zu neun Minuten als Joker.

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Giovanni Reynas Problem: Forest steckt im Abstiegskampf

Forest steckt in Schwierigkeiten, der Klub befindet sich im Abstiegskampf der Premier League.

Aus 26 Spielen hat Nottingham nur 24 Punkte geholt. Das bedeutet Platz 17 in der Tabelle. Konkurrent Everton hat nach dem erfolgreichen Einspruch gegen den Punktabzug (statt zehn nur sechs Zähler) Oberwasser. Luton Town liegt derzeit hinter Forest auf Platz 18 und hat vier Punkte Rückstand, aber ein Spiel mehr absolviert. Zwölf Partien bleiben Nottingham noch, bis die Entscheidung steht: Abstieg oder Klassenerhalt.

Welcher Trainer würde einem unerfahrenen Leihspieler in dieser Situation die Chance geben, sich einzufinden? Genau das ist Reynas Problem.

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Giovanni Reyna hat eine starke Konkurrenz

Als Reyna sich entschloss, zu Forest zu wechseln, war man sich einig, dass es eine Herausforderung, aber keine unlösbare Aufgabe sein würde, in die Startelf zu kommen. Im Moment ist diese Herausforderung jedoch eine zu große Hürde, die etablierten Stammspieler von Forest halten Reyna aus der Startelf heraus.

Kapitän Morgan Gibbs-White ist als offensiver Mittelfeldspieler unabkömmlich - dort würde Reyna am aber am liebsten spielen. Callum Hudson-Odoi und Anthony Elanga sind hochkarätige Flügelspieler, die von großen Vereinen (FC Chelsea und Manchester United) gekommen sind. Ihre Kombination aus Schnelligkeit und reichlich Premier-League-Erfahrung in jungen Jahren macht es schwer, sie aus dem Weg zu räumen. Im Sturm ist der Ex-Mainzer Taiwo Awoniyi oft die erste Wahl, auch Chris Wood kommt zum Zug.

Divock Origi war Champions-League-Sieger mit Liverpool - wenn Forest ein Tor braucht, wird er normalerweise als Erster eingewechselt - und nicht Reyna.

Das alles bedeutet, dass die Offensivpositionen weitgehend besetzt sind, was es für Reyna schwierig macht, sich durchzusetzen.

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Gregg Berhalter gibt sich wegen Giovanni Reyna entspannt

Auch die Fans des BVB und der US-Nationalmannschaft dürfen sich über diese negative Entwicklung ärgern. Reyna ist nach wie vor eines der größten Talente des USFußballs, seine Entwicklung ist der Schlüssel für alle Hoffnungen auf ein erfolgreiches Abschneiden bei der Heim-Weltmeisterschaft 2026 und darüber hinaus. Beim BVB will man natürlich, dass der 21-Jährige früher oder später zum Leistungsträger wird - oder ihn teuer verkaufen.

US-Nationaltrainer Gregg Berhalter ist jedoch noch nicht allzu besorgt. Er sagte in Alexi Lalas' Podcast State of the Union: "Ich denke, es ist wichtig zu erkennen, dass Gio immer noch ein junger Spieler ist, der sich immer noch selbst findet. Jeder Spieler in unserem Team hat Zeiten durchgemacht, in denen es ihm nicht so gut ging, oder in denen es nicht so gut für ihn gelaufen ist."

Der Coach fuhr fort: "Bei Gio ist das nicht anders. Wir geraten nicht in Panik. Wir wissen, dass er eine Menge Talent hat. Wir wissen, dass er das Spiel verändern kann, und wir freuen uns auf den Tag, an dem er jede Woche in der Mannschaft ist und wirklich anfängt, sich zu entwickeln und zu wachsen. Wir wissen, wie viel Qualität er hat und welch guter Spieler er ist."

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Twellman: Sevilla wäre für Reyna besser gewesen als Nottingham

Der ehemalige US-Nationalspieler und heutige TV-Experte Taylor Twellman war nie von einem Wechsel zu Forest überzeugt. Bisher waren seine Bedenken ziemlich zutreffend.

Anfang des Monats sagte er ebenfalls im Podcast State of the Union: "Ein Abstiegskampf in der Premier League passt nicht zu Gio Reyna. Es ist mir egal, wer mich davon zu überzeugen versucht - das wird nicht funktionieren."

Twellman erklärte: "Nach dem, was bei der Weltmeisterschaft passiert ist, mache ich mir Sorgen, dass Gio jetzt auf der Suche nach sich selbst ist. (...) Er ist jung genug, um noch eine unglaubliche Karriere zu machen, aber das sind die schwierigen Zeiten, in denen man als Spieler herausfindet, wer man ist und wer man sein will. Ich weiß nicht, ob er diese Antwort bei Forest bekommen wird."

Für Twellman wäre der FC Sevilla, der ebenfalls an Reyna interessiert gewesen sein soll, die bessere Wahl gewesen.