"Der größte Fehler in der Geschichte von United": Manchester muss 95-Millionen-Flop Antony soll schnell wie möglich loswerden

Von James Westwood / Filippo Cataldo
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Die Verantwortlichen von Manchester United haben in der Zeit nach Sir Alex Ferguson als Trainer eine ganze Reihe von Fehlentscheidungen getroffen, vor allem, wenn es um die Besetzung der Flügel geht. Spieler wie Ángel Di María, Memphis Depay und Alexis Sánchez konnten ihre hohen Ablösesummen nicht rechtfertigen, United verkaufte sie jeweils wieder mit erheblichem Verlust.

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Jadon Sancho, der 2021 für 85 Millionen Euro von Borussia Dortmund ins Old Trafford wechselte, wird nach seinem öffentlichen Zerwürfnis mit Teammanager Erik ten Hag wohl im Januar gehen. Wenn man es gut meint mit United, kann man aber zumindest konstatieren, dass der Klub entweder Spieler kaufte, die über sehr große internationale Erfahrung verfügten - oder deren Potenzial gigantisch schien.

Antony fiel jedoch in keine dieser beiden Kategorien. Der Brasilianer kam im Juli 2020 für weniger als 16 Millionen Euro Ablöse aus São Paulo zu Ajax Amsterdam und verbrachte dort zwei Jahre unter ten Hag, bevor er dem Niederländer im letzten Sommer nach Manchester folgte.

Ajax machte mit Antony, der in den Saisons 2020/21 und 2021/22 in der Eredivisie auf den eher mittelmäßigen Plätzen 19 bei den erzielten Toren (18), sieben bei den Assists (8) und 21 bei den herausgespielten Chancen (75) rangierte, einen satten Gewinn. United bekam einen Angreifer, der die 95 Millionen Euro Ablöse bisher zu keinem Zeitpunkt rechtfertigte.

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"Absolut lächerlich": United-Legende ätzt gegen Antony

Beim ersten Aufeinandertreffen der Saison zwischen United und Manchester City am Sonntag (0:3) saß Antony zunächst nur auf der Bank. Als ten Hag seine ersten drei Spieler einwechselte, schüttelte Antony jedes Mal nur den Kopf - er gehörte nicht zu den Auserwählten.

Erst in der 86. Minute kam er in die Partie, da lag United bereits 0:3 zurück. Richtig viel Lust, seiner Mannschaft zu seinem späten Comeback zu verhelfen, schien er nicht zu haben. In der Schlussphase wurde der brasilianische Nationalspieler stattdessen zweimal von Jeremy Doku im Eins-gegen-Eins-Duell geschlagen und schoss den leichtfüßigen City-Angreifer aus Frust an.

Doku wedelte daraufhin zweimal mit dem Finger in Antonys Gesicht, beide Male versuchte der United-Star wütend, Dokus Hand wegzuschieben, bevor sie von ihren Mannschaftskameraden auseinandergezogen wurden. Als sich die Wogen geglättet hatten, zeigte Schiedsrichter Paul Tierney Antony die Gelbe Karte, sehr zum Erstaunen von United-Legende Gary Neville.

"Das ist absolut lächerlich, das ist ein Platzverweis", sagte Neville, der als Kommentator für Sky Sports im Einsatz war. "Absolut lächerlich von Antony. Es ist peinlich."

Doku hatte jedoch den letzten Lacher auf seiner Seite, als er sich nach dem Schlusspfiff in den sozialen Medien über Antony lustig machte. Der Belgier postete ein Bild des Streits mit der Bildunterschrift: "Bleibt ruhig. Manchester ist blau."

Es war nicht das erste Mal, dass Antony einen Gegner unnötig attackierte, und es wird auch nicht das letzte Mal sein. Er ist ein Hitzkopf mit einer überzogenen Selbsteinschätzung, die auf dem irreführenden Status beruht, den er im Kader vom in der Kritik stehenden Ten Hag genießt. Antony würde bei keiner anderen der sechs besten Mannschaften der Premier League einigermaßen regelmäßig in der Startelf stehen. Bei United profitiert er vom seltsamen Bonus, dass er mit ten Hag bereits in Amsterdam zusammengearbeitet hat.

Zugegeben: Antony legte in Manchester einen guten Start hin und war der erste Spieler, der in seinen ersten drei Premier-League-Spielen für United je einen Treffer erzielte, doch schon bald zeigten sich die eklatanten Schwächen in seinem Spiel. Der 23-Jährige beendete seine erste Saison mit nur acht Toren, und in dieser Saison hat er in neun Spielen noch gar keinen Scorerpunkt gesammelt.

Es gibt keine eindeutigen Anzeichen für eine Verbesserung seines Spiels, da die Red Devils nur selten eine echte Gefahr über die rechte Seite ausstrahlen, wenn er in der Startelf steht. Schon jetzt ist klar, dass Antony nicht das Zeug dazu hat, bei einem Verein der Größe von United erfolgreich zu sein.

Er hat zwar noch einen bis 2027 gültigen Vertrag, aber es wäre unsinnig, seinen Wert weiter sinken zu lassen. United muss sich so schnell wie möglich von Antony trennen.

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Antony und sein einziger Trick

Antony wurde in der vergangenen Saison regelmäßig für seine Showeinlagen kritisiert. Der frühere United-Mittelfeldspieler Paul Scholes ging sogar so weit, den ehemaligen Ajax-Star als "Clown" zu bezeichnen, nachdem Antony in einem Europa-League-Spiel eine unnötige 360-Grad-Drehung vollführt hatte.

United braucht nach der Ankunft des dänischen Stürmers Rasmus Höjlund dringend einen Flügelspieler, der seinen Gegenspieler angreift und Flanken in den Strafraum schlägt, aber Antony scheint nicht in der Lage zu sein, den 20-Jährigen mit guten Vorlagen zu versorgen.

Antony kann zwar hin und wieder mit einem auffälligen Spielzug an seinem Gegenspieler vorbeiziehen, aber er lässt oft zu, dass der Verteidiger ihn wieder einfängt und bremst United in der Offensive aus. Antonys Spiel ist auf Show ausgelegt und er ist, noch schlimmer, unglaublich berechenbar.

Wenn er den Ball bekommt, weiß man, dass sein einziges Ziel ist, nach innen zu gehen. Die Verteidiger sind schnell in der Lage, Antony auszuschalten, weil ihm das Tempo fehlt, um bis zur Seitenlinie vorzudringen. Zudem ist sein rechter Fuß sehr schwach. Es tut beinahe weh, ihm dabei zuzusehen, wie er immer wieder in die gleichen Sackgassen läuft, und seine Mannschaftskameraden empfinden das wahrscheinlich genau so. Ten Hag hat sich immer für schnelles Passspiel und prägnanten Konterfußball eingesetzt, doch er sieht offenbar nicht, dass Antony seine Mannschaft daran hindert, ihr volles Potenzial auszuschöpfen.

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Anschuldigungen abseits des Platzes

United hat einen schlechten Start in die Saison 2023/24 hingelegt. Dabei war es sicherlich nicht hilfreich, dass zum Start der Saison Spekulationen über den geplanten Verkauf des Vereins durch die Familie Glazer noch nicht beendet waren und der Verein noch keine Entscheidung darüber getroffen hatte, ob Mason Greenwood wieder in den Kader der ersten Mannschaft aufgenommen werden sollte oder nicht.

Greenwood war suspendiert worden, nachdem er im Januar 2022 wegen des Verdachts auf Vergewaltigung und Körperverletzung verhaftet worden war, doch im Februar wurden alle Anschuldigungen gegen ihn aus Mangel an Beweisen fallen gelassen. Am 21. August trennte sich United von ihm, Greenwood wechselte auf Leihbasis zum FC Getafe.

Doch weniger als drei Wochen später sah sich der Verein nach weiteren beunruhigenden Anschuldigungen erneut zum Handeln gezwungen. Antony wurde vorläufig beurlaubt, nachdem seine Ex-Freundin Gabriela Cavallin mehrfach Anzeige bei der Polizei gegen ihn erstattet hatte.

Cavallin beschuldigte Antony, sie angegriffen zu haben, als sie schwanger war, und behauptete in einem schockierenden Interview mit der brasilianischen Zeitung UOL, er habe ein Glas nach ihr geworfen und gedroht, sie aus einem fahrenden Auto zu werfen. Der Fall wird von der Polizei von Greater Manchester und den Behörden in Sao Paulo untersucht. Antony bestreitet die Vorwürfe, es gilt die Unschuldsvermutung.

United holte Antony am 29. September zurück in den Kader, da der Spieler weder im Vereinigten Königreich noch in Brasilien verhaftet oder angeklagt worden war. Die polizeilichen Ermittlungen sind jedoch noch nicht abgeschlossen.

United sah sich zwischenzeitlich genötigt zu erklären, dass man schon vor Antonys Wechsel Untersuchungen durchgeführt hatte, weil der Spieler bereits zu seiner Zeit in Amsterdam von einer Frau beschuldigt worden war, gewalttätig gewesen zu sein. Die Anschuldigungen konnten nicht nachgewiesen werden.

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Antony war ein Panikkauf

Ten Hag verdient die meiste Kritik für die Verpflichtung Antonys, aber die Verantwortlichen hätten während der Verhandlungen irgendwann einen Schlussstrich ziehen müssen.

Als United-Ikone Neville in den sozialen Medien auf den Deal angesprochen wurde, versuchte er, den Glazers die Schuld in die Schuhe zu schieben.

"Der Kontext zu Antony. Wir hatten gerade gegen Brighton und Brentford verloren, und der Klub war wie üblich im reaktiven Panikmodus und sagte 'Ja' zu Casemiro und Antony", schrieb Neville damals auf X, ehemals Twitter. "Es ist alles die Schuld der Glazers für die totale Panik und den Mangel an Führung! Sie machen das schon seit 10 Jahren. CR7 [Cristiano Ronaldo] zu City und Panik. Alexis [Sanchez] zu City und Panik. Ajax konnte nicht glauben, dass wir so viel Geld geboten haben."

Die Glazers wollen nun eine Minderheitsbeteiligung am Verein an Sir Jim Ratcliffe verkaufen, der bereits jetzt die volle Kontrolle über die Fußballangelegenheiten anstrebt. Berichten zufolge hat Ratcliffe die jüngsten Transfers des Klubs bereits in Frage gestellt und hofft, dass seine 1,3 Milliarden Pfund schwere Beteiligung an United vor der Öffnung des Januar-Transferfensters zustande kommt.

Ratcliffe muss nicht nur die Politik von United in Bezug auf Neuverpflichtungen überarbeiten, sondern auch die Altlasten im Kader ausmisten - und am besten mit Antony beginnen. An potenziellen Interessenten für Antony dürfte es nicht mangeln, denn er ist trotz aller Probleme ein junger Spieler, der die besten Jahre seiner Karriere noch vor sich hat. Dennoch: United wird ihn ziemlich sicher mit großem Verlust verkaufen. Der Klub kann sich glücklich schätzen, wenn er auch nur die Hälfte der ursprünglich für Antony gezahlten Ablösesumme bekommt.

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"Der größte Fehler in der Geschichte von United"

Nach seinem kindischen Ausbruch gegen City ist es unwahrscheinlich, dass Antony demnächst in die Startelf zurückkehrt. Bruno Fernandes und Mason Mount sind beide in der Lage, bei Bedarf auf der rechten Seite zu spielen, und der United-Boss könnte sogar mit Alejandro Garnacho auf dieser Position experimentieren - oder Diogo Dalot weiter nach vorne schieben.

Ein 95-Millionen-Euro-Spieler sollte in der Lage sein, Spiele allein zu entscheiden, sei es durch einen prägnanten Pass oder ein Tor aus dem Nichts. Doch wenn United etwas Besonderes braucht, um die Abwehr zu knacken, ist Antony der letzte Spieler, auf den man sich verlassen kann.

Ten Hag muss in den nächsten drei Premier-League-Spielen gegen Fulham, Everton und Luton Town möglichst viele Punkte holen. Alle drei Mannschaften werden wahrscheinlich mit einem tiefen Block spielen, um United in die Enge zu treiben, und das Team wird kreativere Spieler wie Fernandes, Marcus Rashford und Höjlund brauchen, um erfolgreich sein - und ten Hag den Job zu retten.

Wenn Antony in der Startelf steht, wird United sofort benachteiligt sein, denn er hat nicht die Vorstellungskraft, das Tempo oder die grundlegende fußballerische Intelligenz, um sich in einem so großen Wettbewerb wie der Premier League wirklich durchzusetzen.

Bevor Antonys Wechsel nach Old Trafford bestätigt wurde, postete der populäre Ajax-Fan-Account "The European Lad" auf Twitter eine ominöse Nachricht an die United-Fans, die inzwischen über 9000 Likes erhalten hat. "Ich sage das aus objektiver Sicht: Ihr macht den größten Fehler in der Geschichte von United, wenn ihr ihn für 100 Millionen Euro verpflichtet", heißt es in dem Beitrag.

Wie sehr muss sich United jetzt wünschen, man hätte diese Warnung beherzigt. Es gab im Laufe der Jahre viele große Flops in der englischen Königsklasse, aber Antony steht schon jetzt über allen anderen.

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