Toni Kroos' Karriere begann mit einem Knall: Als seine Topleistung in Belgrad Uli Hoeneß zum Ausflippen brachte

Von Niklas Staiger
FC Bayern München, Uli Hoeneß, 2007
© getty

Toni Kroos wird bei der Europameisterschaft im Sommer seine letzten Auftritte auf der Fußballbühne feiern. Zeit, zurückzublicken auf die Anfänge des Superstars: 2007 betrat der junge Kroos mit einem Knall das Profigeschäft - sehr zum Leidwesen von Uli Hoeneß, dem deshalb der Kragen platzte.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Bereits in seinem Profidebüt in der Bundesliga gegen Energie Cottbus am 26. September 2007 glänzte der damals 17-jährige Toni Kroos mit zwei Torvorlagen und zeigte, was für ein Toptalent in ihm steckt. Zwei Pflichtspieleinsätze später, im UEFA-Cup-Gruppenspiel beim serbischen Topklub Roter Stern Belgrad, drehte Kroos per Freistoß-Vorlage für Miroslav Klose und direktem Freistoß-Treffer einen 1:2-Rückstand in den 3:2-Sieg - in gerade einmal 15 Minuten auf dem Spielfeld.

"Da muss man den Hut ziehen", urteilte Ausgleichs-Torschütze Klose danach. "Ich weiß nicht, wie ich hier bei Roter Stern mit 17 Jahren aufgetreten wäre." Der spätere Weltmeister zeigte bereits im zweiten Spiel auf internationaler Bühne all seine Klasse.

Doch einer wollte davon nichts wissen: Der damalige Sportvorstand und spätere Bayern-Präsident Uli Hoeneß. "Wie bitte?!", maulte er einen Journalisten an, der ihn fragte, ob der junge Kroos Matchwinner der Partie sei. "Wissen wie, wer heute Matchwinner war? Lúcio. Der war der beste Mann am Platz. Weltklasse, Eins mit Sternchen hat der heut' gespielt. Und nicht der Toni Kroos", polterte Hoeneß weiter.

"Lassen Sie den schön mal unten! Das ist nicht gut, wenn man die Jungen so hochjubelt", erklärte er seine Kritik an der Frage. Die Ansätze des Journalisten, dessen wichtige Scorer zu erwähnen, erstickte Hoeneß im Keim. "Ja okay, den Freistoß", meckerte er weiter, "aber den Freistoß werden wir zwei auch noch schaffen, oder?" Dann folgte der wütende Abgang.

Doch zu Ende war die Vorstellung noch nicht. Später auf der Pressekonferenz ging es weiter und aus der Kroos-Kritik wurde ein Medienschelte: "Meine Herren, Toni ist im Moment noch 17 Jahre. Er wird jetzt im Januar 18, ist noch ein ganz junger Bursche. Da macht es keinen Sinn, den jetzt hier zum Weltstar hochzujazzen. Dieselben Leute, die ihn jetzt hochschieben, die lassen ihn nachher fallen."

Trainer Ottmar Hitzfeld hatte seinem Chef offenbar nicht zugehört. Dieser lobte nach dem Sieg ganz besonders die Standardtechnik von Kroos und erklärte, wieso er anstatt diverser Stars wie etwa Bastian Schweinsteiger die zwei Freistöße trat: "Es geht hier nicht nach Alter, es geht nach Können. Er ist da der Beste." Doch dann setzte er nochmal einen drauf: "Ich hab's ja schonmal gesagt, dass er Nationalspieler wird", erklärte Hitzfeld über den 17-Jährigen.

FC Bayern München, Toni Kroos, Miroslav Klose, 2007
© getty

Hoeneß-Wunsch nach 15 Jahren Kroos geht nicht in Erfüllung

Zum Abschluss seiner Wutrede hatte Hoeneß jedoch auch noch einen Wunsch parat: "Wir hoffen, dass er noch 15 Jahre beim FC Bayern spielt. Da wird er noch so viele Spiele machen können ... Da brauchen wir jetzt nichts überstürzen."

Doch dazu kam es nicht, nach knapp der Hälfte der gewünschten 15 Jahre war Schluss. Wie heute alle wissen, wechselte Toni Kroos als Weltmeister 2014 zu Real Madrid. "Herr Hoeneß kam damals zu mir und meinte, was mein Berater fordert, ist eine Frechheit", erklärte Kroos selbst den damaligen Grund der Trennung. Laut Kroos' Kumpel Stefan Reinartz soll Hoeneß-Kollege Karl-Heinz Rummenigge noch einen draufgelegt und zu Kroos gesagt haben: "Wir zahlen dir nicht mehr als zehn Millionen Euro, denn du bist kein Weltklasse-Spieler."

Doch Toni Kroos zeigte in der Folge immer wieder, dass er eben Weltklasse ist. Nach der Weltmeisterschaft und einem Sieg in der Champions League mit dem FC Bayern ließ Kroos noch vier weitere CL-Siege mit Real Madrid folgen. Dazu vier spanische Meisterschaften und er wurde 2018 Deutschlands Fußballer des Jahres. Umstände, die auch Hoeneß zum Umdenken brachten. "Ein Verein muss manchmal harte Entscheidungen treffen - und das war eine. Vielleicht die falsche", gestand der damalige Bayern-Boss 2019 ein. Zu spät für eine Rückkehr des Münchner Jugendspielers.