FC Bayern München: Der nächste Alphonso Davies? Was Adam Aznou auszeichnet - und wo Luft nach oben ist

Von Justin Kraft
FC Bayern München. Campus, FCB, U16, U18, Neuzugänge, Jamal Musiala, Bright Arrey-Mbi, Chris Richards, Taylor Booth, Steeven Ribery
© Twitter

Mit Adam Aznou hat der FC Bayern München im Sommer 2022 ein Top-Talent des FC Barcelona verpflichtet und ein Statement gesetzt. Nun war der 17-Jährige erstmals im Wintertrainingslager des FCB dabei. Über einen Spieler, der bald die ganz große Chance bekommen könnte.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

In Portugal bereitete sich der FC Bayern München auf die Rückrunde vor. Es war ein Kurztrainingslager, in dem Tuchel eigentlich dafür sorgen wollte, bekannte Probleme im Spielaufbau oder in der Tiefenverteidigung zu beheben.

Eigentlich, weil Matthijs de Ligt erstmal ausfällt und Neuzugang Eric Dier abreiste, weil er und seine Frau ein Kind erwarten. In der Defensive des Rekordmeisters brennt es.

Ist das die Chance für junge Talente? Vielleicht. Wenngleich es aktuell niemanden unter ihnen gibt, der in der Innenverteidigung sofort aushelfen kann, so gibt es durchaus den einen oder anderen Spieler am Campus, der für die Außenbahn interessant werden könnte.

Einer von ihnen ist Adam Aznou. Der 17-Jährige ist erstmals mit den Profis in einem Trainingslager, sammelte gegen den FC Basel im Testspiel vor einigen Tagen Minuten und könnte schon bald auch eine Chance in einem Pflichtspiel erhalten.

FC Bayern München. Campus, FCB, U16, U18, Neuzugänge, Jamal Musiala, Bright Arrey-Mbi, Chris Richards, Taylor Booth, Steeven Ribery
© Twitter

FC Bayern München: Adam Aznou war ein Statement-Transfer

Auf den Transfer von Aznou ist man beim FC Bayern besonders stolz. Zwar würde man das öffentlich nie so deutlich formulieren, doch einen derart talentierten Spieler vom FC Barcelona und der berühmten Akademie "La Masia" zu verpflichten, sorgte für eine breite Brust bei den damals Verantwortlichen.

Es war ein Statement-Transfer. Denn Aznou war niemand, der bei Barça nicht geschätzt wurde. Anders als jene Talente, die die katalanische Schmiede sonst verlassen, genoss der Flügelspieler hohes Ansehen in Barcelona. Gern hätte der spanische FCB sein Talent gehalten.

Doch Aznou entschied sich für München - und er hätte sich Gerüchten nach für zahlreiche andere Topklubs entscheiden können.

Warum es den Bayern möglich war, einen solchen Spieler zu holen? Das ist bis heute nicht ganz klar. Dass es dem FC Barcelona finanziell zu dieser Zeit nicht gut ging und es auch heute viele Kontroversen rund um die Zahlkraft der Blaugrana gibt, ist ein offenes Geheimnis.

Der FC Bayern wiederum entlohnt seine Talente am Campus nahezu fürstlich. Es ist davon auszugehen, dass Aznou in seiner Altersklasse einer der Topverdiener in München ist. Inwiefern das der treibende Faktor des Transfers war, bleibt allerdings offen.

aznou-1200
© getty

FC Bayern München: Der neue Alphonso Davies?

Für die Münchner ist ohnehin wichtiger, dass sie mit dem in Barcelona geborenen Marokkaner einen hochtalentierten Spieler dazugewonnen haben. Aznou ist schnell, technisch sehr begabt und offensiv immer gefährlich. In der aktuellen Saison kommt er auf drei Tore und vier Vorlagen in 1390 Minuten. Einen Treffer und drei Assists steuerte er in seinen sechs Auftritten in der Youth League bei.

Aznou ähnelt vom Profil her Alphonso Davies. Seine Stärken liegen klar im Offensivspiel. Er kann das Spiel breit machen und dort mit Eins-gegen-eins-Situationen für besondere Momente sorgen. Aber er kann auch nach innen ziehen und sich dort in engen Räumen behaupten. Der Linksfuß ist nicht ganz so endschnell wie Davies, aber dennoch schnell genug für die meisten seiner Gegenspieler.

Gerade die Risikofreudigkeit der beiden ist aber vergleichbar. Davies liebt es, sowohl in der eigenen als auch in der gegnerischen Hälfte ins Risiko zu gehen. Gerade im Aufbauspiel ist dieses Verhalten umstritten, doch oft genug gelingt es ihm damit, eine Lösung gegen strukturiert und offensiv pressende Teams zu liefern. Aznou ist hier ähnlich veranlagt, im Positiven wie im Negativen.

Interessant ist darüber hinaus, dass das breite Fähigkeitenprofil des Campus-Spielers verschiedene weitere Optionen eröffnet: Gegen Basel verteidigte er rechts, in den Jugendteams der Bayern spielte er bereits als Flügelstürmer und sogar auf der Achterposition. Aznou ist flexibel einsetzbar und könnte so vom dünnen Kader der Profis profitieren.

Eine hinlänglich bei Spielern unterschätzte Qualität sind oft die Tiefenläufe. Auch hier überzeugt er. Aznou hat eine hohe Spielintelligenz und attackiert vor allem offensiv häufig genau die richtigen Schnittstellen, um die Räume für sich oder andere zu erlaufen.

tuchel-transfers-1200-copy-001
© getty

FC Bayern München: Adam Aznou muss sich defensiv noch steigern

Aznou bringt mit dem Ball also alles mit, um perspektivisch eine Chance auf Einsätze beim FC Bayern zu haben. Sein Tempo, die Pressingresistenz und die gute Entscheidungsfindung dürften Thomas Tuchel gefallen. Gleichzeitig ist der Bayern-Trainer niemand, der junge Spieler gern ins kalte Wasser wirft.

Tuchel verlangt viel von seinen Spielern und fordert auch von den Talenten, dass sie bereits auf einem sehr hohen Niveau sind, wenn sie Spielzeit bei ihm sammeln wollen. Gerade im Defensivspiel hat Aznou noch viel Luft nach oben. So gut seine Positionierung in Ballbesitz ist, so ausbaufähig ist sein Stellungsspiel gegen den Ball.

Zu weit vom Gegenspieler weg, zu offensiv positioniert bei einem Ballverlust seines Teams, zu ungeduldig in der Tiefenverteidigung - es gibt hier einige Baustellen, um die Spieler und Klub auch wissen. Für ein Talent, das so viele Stärken in der Offensive hat und diese auch ausspielen soll, sind das keine untypischen Schwächen.

Auch Davies zählt nicht zu den besten Zweikämpfern auf seiner Position, ist aber nahezu unverschämt schnell und kann so einiges kaschieren. Für Aznou wird das nicht so einfach sein. Gleichwohl ist man beim FC Bayern guter Dinge, dass er bereit ist, diszipliniert an sich zu arbeiten.

FC Bayern Campus VIEW
© Getty Images

FC Bayern München: Timing ist am Campus entscheidend

Vielleicht wird er dann schon bald mit ersten Pflichtspielminuten belohnt. Für einen festen Platz im Team wird es sehr wahrscheinlich noch nicht reichen. Mittelfristig wird es unter anderem auf eines ankommen: Timing.

Davies scheint seit Monaten mit Real Madrid zu flirten. Ein Wechsel im kommenden Sommer könnte ein heißes Thema werden. Auch Raphaël Guerreiro wird nicht ewig in München spielen. Das öffnet die Tür für eine Backup-Rolle, wenn Aznou sich bis zum Sommer im Training und generell empfehlen kann.

Auch eine Leihe ist bei jungen Spielern häufig ein Thema. Optionen gibt es einige, um dem U17-Nationalspieler Spielzeit zu verschaffen. In Portugal hat er nun die Chance, sich nachhaltig in das Gedächtnis von Tuchel zu spielen. Wer weiß, was allein in diesem Jahr in der sich ständig verändernden Abwehrkette der Bayern passiert?

FC Bayern München: Die nächsten Spiele des FCB

DatumWettbewerbGegner
21. Januar, 15.30 UhrBundesligaSV Werder Bremen (H)
24. Januar, 20.30 UhrBundesliga1. FC Union Berlin (H)
27. Januar, 15.30 UhrBundesligaFC Augsburg (A)
3. Februar, 15.30 UhrBundesligaBorussia Mönchengladbach (H)
10. Februar, 18.30 UhrBundesligaBayer Leverkusen (A)

 

 

Artikel und Videos zum Thema