Paukenschlag vor der Heim-EM: Bob Hanning plant eine Handball-Revolution

SID
hanning-1200
© getty

Deutschlands Handball-Talente bekommen unter anderem laut Bundestrainer Alfred Gislason zu wenig Spielzeit in der Bundesliga. Bob Hanning will das mit einem "Team Deutschland" ändern.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Paukenschlag kurz vor der Heim-EM: Top-Funktionär Bob Hanning plant mit einem "Team Deutschland" eine kleine Handball-Revolution.

Der Geschäftsführer der Füchse Berlin will die deutsche Nachwuchsförderung neu aufstellen - der derzeit noch von ihm trainierte Zweitliga-Tabellenführer VfL Potsdam soll dabei als eine Art Bundesliga-Farmteam für die DHB-Auswahl dienen.

"Wir können mit unserem 'Team Deutschland' den mittel- bis langfristigen Erfolg der Nationalmannschaft nicht garantieren, wir können ihn aber ein gutes Stück wahrscheinlicher machen", sagte Hanning am Donnerstag.

Sein Plan ist es, ab der kommenden Saison die größten Talente Deutschlands in Potsdam zusammenzuziehen und mit diesen in der Bundesliga um den Klassenerhalt zu kämpfen.

Handball: Bob Hanning will ein Angebot schaffen

Die Idee befeuert in der Branche eine Diskussion, die bereits seit längerer Zeit schwelt. Bundestrainer Alfred Gislason, der sich mit der Nationalmannschaft auf die am 10. Januar beginnende EM in Deutschland vorbereitet, hatte zuletzt die geringe Spielzeit von Nachwuchsspielern bei den Profiteams bemängelt und sich eine Regelung gewünscht. Die Liga sieht das aber kritisch.

"Man sagt immer, dass die Deutschen einfach besser werden müssten, um sich durchzusetzen. Aber wenn in der Hälfte der Bundesligavereine mehr als zehn Nicht-Einheimische im 16er-Kader stehen, ist das problematisch", hatte Gislason der Rheinischen Post gesagt.

Hanning will mit seinem "einmaligen Projekt" nun ein "Angebot" schaffen, um dieser Tatsache entgegenzuwirken.

Bob Hanning
© getty

HBL-Boss Frank Bohmann: "Halte ich für problematisch"

Das stößt nicht überall auf Begeisterung. "Es ist ganz sicher nicht im Sinne des Wettbewerbs, seine besten Talente an einen direkten Konkurrenten abzugeben", sagte Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball Bundesliga (HBL), dem SID: "Konzentration ist prinzipiell nicht schlecht, aus den besten Nachwuchsspielern aber ein Team zu formen, das zudem im Wettbewerb zu anderen Wirtschaftsunternehmen steht, halte ich für problematisch. Bei anderen Bundesligisten wird schließlich auch sehr gute Arbeit geleistet."

Anders als etwa in der Basketball Bundesliga (BBL) und der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gibt es in der HBL keine sogenannte Ausländerquote, um den Einsatz nicht-deutscher Spieler zu reglementieren.

Dies soll nach Hannings Idee weiter so bleiben, aber: "Ich möchte einfach beweisen, dass es in der ersten Liga mit deutschen Talenten geht. Ich hätte darauf Riesenbock, und der ganze Handball müsste Bock haben, dass diese Mannschaft sich als wettbewerbsfähig erweist", sagte der ehemalige DHB-Vizepräsident.

Andreas Michelmann will sich "mit den Plänen auseinandersetzen"

Den Trainer für das Projekt, so Hannings Vorstellung, soll der Deutsche Handballbund (DHB) stellen. Der 55-Jährige hatte im vergangenen November angekündigt, sein Traineramt in Potsdam am Saisonende niederzulegen.

DHB-Präsident Andreas Michelmann bezeichnete Hannings Vorstoß als "spannendes Thema", mit diesem könne man sich so kurz vor der Heim-EM aber nicht beschäftigen.

"Nach dem Turnier werden wir uns aber ganz sicher mit den Plänen auseinandersetzen", sagte Michelmann dem SID.

Auch für Bohmann ist es der "völlig falsche Zeitpunkt, dieses Thema zu diskutieren", sagte der HBL-Boss: "Man sollte die volle Aufmerksamkeit der deutschen Mannschaft und der Heim-EM schenken."

Artikel und Videos zum Thema