Uns Uwe und ein Sorgenkind

Das DHB-Team hat bei der WM in Frankreich bisher alle seine drei Spiele gewonnen
© getty
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Rückraum Mitte

Simon Ernst: Durfte sich schon auf seiner angestammten Position als Spielmacher beweisen, ist aber vor allem in der Abwehr wie gegen Ungarn gesehen wichtig. Ernst übernahm hier bisher häufig für Häfner und verschaffte dem damit wichtige Pausen. Vier seiner sechs Würfe waren insgesamt drin, der Gummersbacher ist mit über 111 Minuten Einsatzzeit bislang der Dauerbrenner im DHB-Team.

Niclas Pieczkowski: Machte gegen die Saudis fünf Tore, kam aber erst in der zweiten Hälfte zum Zug, als die Partie schon gelaufen war. Verwandelte insgesamt im Turnier bislang sechs seiner sieben Würfe. Pieczkowski ist unter dem Strich aber wohl eher ein bisschen der Zeitlückenfüller.

Fazit: Einen klassischen Spielmacher von Weltklasseformat hat das DHB-Team nicht, was aber ein bekanntes Manko ist. Die Situation hat sich nach der Absage von Martin Strobel nicht verbessert. Trotzdem sind Drux und Fäth in der Lage, großartige Leistungen auf der Mitteposition auf die Platte zu zaubern.

Rückraum rechts

Kai Häfner: Häfner ist hier mehr oder weniger als Einzelkämpfer unterwegs. War entsprechend bisher in allen drei Partien ein Faktor. Häfner ist mit 15 Toren bei 20 Würfen Deutschlands zweitbester Werfer und scheint schon nah dran an der Polen-Form zu sein, wo er neben Kühn für die letzten drei EM-Spiele nachnominiert wurde. Vor allem mit seinen Würfen von jenseits der neun Meter ist Häfner unverzichtbar.

Fazit: Im rechten Rückraum ist der Europameister von 2016 mit Häfner sehr gut, dafür aber extrem dünn besetzt. Wird Holger Glandorf aber wie erwartet in den kommenden Tagen nachnominiert, löst sich dieses Problem in Luft auf.

Rechtsaußen

Patrick Groetzki: Absolvierte eine starke Vorbereitung und ist voll drin im Turnier. Gegen Ungarn ließ er noch ein paar Würfe zu viel liegen (4 von 7), war aber ansonsten gut. Gegen Chile spielte er nur wenige Minuten, doch gegen die Saudis lief er zahlreiche Tempogegenstöße in der ersten Hälfte und verwandelte fünf von sechs Versuchen. Es ist Groetzki förmlich anzumerken, wie heiß er darauf ist, nach zwei verpassten Turnieren wieder bei der Nationalmannschaft zu sein. Hat auf Rechtsaußen aktuell klar die Nase vorn.

Tobias Reichmann: Bei der EM und bei Olympia war der Kielce-Profi einer der herausragenden Spieler im Sigurdsson-Team. War vor der WM aber verletzt und schleppt noch die Nachwirkungen mit sich herum. Ihm fehlt der Rhythmus, ihm fehlt auch noch ein wenig das Zutrauen in den eigenen Körper. Gegen Ungarn kam Reichmann gar nicht zum Einsatz, gegen Chile (2 von 5) und Saudi-Arabien (2 von 6) überzeugte er nicht. Hat mit 36 Prozent die schlechteste Quote aller DHB-Akteure.

Fazit: Groetzki und Reichmann - eigentlich ein tolles Gespann auf Rechtsaußen. Allerdings ist Reichmann so ein wenig das Sorgenkind in der Mannschaft. Es ist fraglich, ob er es schafft, noch während der WM altbekannte Form zu erreichen. Umso wichtiger wird Groetzki, dessen Qualitäten unbestritten sind. Sein Manko war in den vergangenen Jahren allerdings ein wenig die Chancenverwertung in den alles entscheidenden Situationen.

Kreis

Patrick Wiencek: Ob im Mittelblock neben Lemke oder im Angriff beim Umschaltspiel oder als Wühlbüffel - Wiencek ist einer der wohl wichtigsten Spieler im deutschen Team. Hat bislang mit gut 100 Minuten nach Ernst die meiste Einsatzzeit abgespult, zeigt aber noch Schwankungen in seinem Spiel. Dies gilt vor allem für den Angriff, wo Wiencek nur fünf seiner neun Versuche versenkte und im einzigen Spiel gegen einen namhaften Gegner, also Ungarn, keine Akzente setzen konnte.

Jannik Kohlbacher: Ist mit 21 Jahren das Nesthäkchen beim DHB. Wird aber immer wertvoller, weil er mittlerweile auch in der Abwehr einsetzbar ist. Sigurdsson traut dem Wetzlarer den Sprung in die Weltklasse zu, doch daran muss noch ein wenig gearbeitet werden. Kohli war gegen Ungarn im Angriff abgemeldet, avancierte gegen Chile dann mit acht Treffern zum besten DHB-Werfer, ehe er gegen die Saudis viel zu schludrig im Abschluss agierte (3 von 8).

Fazit: Das Duo Wiencek und Kohlbacher kann sich durchaus sehen lassen, wobei die Hauptverantwortung natürlich eindeutig beim Kieler liegt. Spielt er auf einem konstant hohen Niveau, wäre das im weiteren Turnierverlauf ein echtes Pfund.

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