Flashback im Bad-Boys-Style

Das DHB-Team hat gegen Kroatien den Gruppensieg perfekt gemacht
© getty

Das DHB-Team hat bei der WM in Frankreich mit dem 28:21-Sieg gegen Kroatien den Gruppensieg perfekt gemacht. Aufgrund der unbändigen Leidenschaft fühlt sich manch einer nach Polen zurückerinnert. Die Nachrücker fügen sich unterschiedlich ein, im Achtelfinale gegen Katar (Sonntag, 18 Uhr im LIVETICKER) ist noch eine Rechnung offen.

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Die Abwehr packte im Bad-Boys-Style zu, dahinter vernagelte Torhüter Andreas Wolff seine Kiste: Man konnte es drehen und wenden, wie man wollte, der Auftritt des DHB-Teams beim ersten WM-Sieg gegen Kroatien überhaupt rief unweigerlich Träume an die Tage in Polen im vergangenen Januar hervor.

"Das ist bei mir auch nicht ausgeblieben", räumte DHB-Vizepräsident Bob Hanning ein: "Vor allem in der ersten Halbzeit habe ich mich nach Polen zurückerinnert. Das hat richtig viel Freude gemacht, mit wie viel Leidenschaft die Jungs zu Werke gegangen sind."

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Das Ende des Märchens des letzten Jahres ist bekannt: Das DHB-Team sicherte sich nach einer tollen Vor- und Hauptrunde in Breslau schließlich in Krakau den EM-Titel. "Man muss die Kirche im Dorf lassen", holte Holger Glandorf alle Träumer auf den Boden der Tatsachen zurück. Selbstredend hatte er damit Recht.

"Das war ein großes Statement"

Fakt ist: Die deutsche Auswahl hat ein fettes Ausrufezeichen gesetzt. Nach dem starken Auftakt gegen Ungarn, den beiden besseren Trainingseinheiten gegen Chile und Saudi-Arabien sowie dem teilweise verschlafenen Spiel gegen Weißrussland war das wichtig

"Das war ein großes Statement. Diesen Sieg wird jeder andere Gegner vernommen haben", sagte Wolff, der 16 Paraden und 44 Prozent abgewehrter Bälle verbuchte und sich damit von seinem mehr oder weniger gebrauchten Tag gegen Weißrussland eindrucksvoll zurückmeldete.

Seine Vorderleute machten es ihm aber auch relativ leicht. Die Kroaten erzielten in der ersten Halbzeit 12 Minuten lang kein Tor, wurden stets, sobald sie auch nur in der Nähe des deutschen Gehäuses auftauchten, vor allem von Patrick Wiencek und Finn Lemke unsanft in Empfang genommen.

"Gegen Ungarn haben wir schon gut gedeckt. Aber diesmal war es in der Abwehr von allen eine sehr starke Leistung. Jeder hat sich reingeschmissen, egal ob er durchgespielt hat oder nur ein paar Minuten auf dem Feld war. Wenn die Jungs alles für die Mannschaft machen, dann ist das genau mein Ding", war der für gewöhnlich eher frostige Bundestrainer Dagur Sigurdsson fast schon begeistert.

Pekeler ins kalte Wasser geworfen

Richtig stark fügte sich der nachnominierte Hendrik Pekeler ein, der nicht nur in der Abwehr gewohnt aggressiv zu Werke ging, sondern auch drei Tore erzielte. Dabei war sich der 25-Jährige von den Rhein-Neckar Löwen überhaupt nicht sicher, ob er überhaupt direkt in seinem ersten Spiel zum Zug kommen würde.

"Nach rund einer Viertelstunde wurde ich ins kalte Wasser geworfen", erklärte Pekeler: "Dagur sagte nur: 'Neben Finn - mach das mal.' Ich bin dann gleich ordentlich reingekommen, wobei die Abwehr zuvor mit Wiencek und Lemke ohnehin schon sehr, sehr gut war."

Was Pekes Fitnesszustand anbelangt, gibt es allerdings immer noch kleinere Zweifel. Schließlich ist der Mann aus Itzehoe erst vor wenigen Tagen aus dem Urlaub zurückgekehrt und ohne richtiges Training nach Frankreich gereist.

"Wenn er jetzt nicht drei Tage Pause braucht, dann war das gut", kommentierte Sigurdsson mit einem Augenzwinkern.

Sigurdsson vertraut auf Glandorf

Beim zweiten Nachrücker Glandorf sieht die Sache anders aus. Der 33-Jährige von der SG Flensburg-Handewitt erhielt nur etwas mehr als sieben Minuten Einsatzzeit und es wurde deutlich, dass er noch nicht richtig drin ist im Team. Eine Tatsache, die nach gerade einmal 24 Stunden in Nordfrankreich völlig verständlich ist.

"Es war nicht so einfach, ich muss erstmal ankommen. Ich weiß, dass ich besser spielen kann", gab Glandorf, der ohne Treffer blieb, unumwunden zu. Wobei Sigurdsson dieses Thema ohnehin nicht zu hoch hängen wollte: "Bei Holger mache ich mir keinen Kopf. Er wird uns noch helfen, keine Sorge."

Insgesamt erkannte der Bundestrainer im Angriff noch Verbesserungsmöglichkeiten. "Klar haben wir auch noch ein paar Fehler gemacht", so Sigurdsson: "Aber alles in allem haben wir ein sehr gutes Spiel gemacht. Angriff, Abwehr, Torhüterleistung - alles hat größtenteils gepasst. Das war eine richtige Teamleistung. Ich bin sehr froh, dass die Mannschaft in dieser Verfassung ist."

WM-Revanche gegen Katar

Am Samstag zieht der deutsche Tross nun relativ entspannt mit dem Bus von Rouen nach Paris um. Als Gruppenzweiter wäre Montpellier das Ziel gewesen. Eine Tatsache, die nicht nur Fans und Journalisten erfreute. "Ich habe mir da überhaupt keine Gedanken gemacht. Aber ich habe mitbekommen, dass unsere Organisatoren sehr froh darüber sind", sagte Sigurdsson.

Spätestens in der französischen Hauptstadt werden dann die intensiven Vorbereitungen auf das Achtelfinale gegen Katar beginnen. "Das ist ein Gegner, den man ernst nehmen muss", erklärte Hanning. Sigurdsson pflichtete dem Vizepräsidenten bei: "Das ist ein sehr unangenehmer Gegner. Wenn die einen guten Tag erwischen, sind sie sehr schwer zu knacken."

Die Bilanz gibt dem Isländer Recht. Bei den bislang sechs Begegnungen gegen die zusammengekaufte Weltauswahl aus dem Emirat am Persischen Golf setzte es bei vier Siegen immerhin auch zwei Niederlagen.

Eine davon schmerzt noch immer ganz besonders. Auch aufgrund von kuriosen Pfiffen der Schiedsrichter setzte es im WM-Viertelfinale 2015 in Doha eine 24:26-Pleite gegen die Kataris. Das sollte Motivation genug sein, um erneut im Bad-Boys-Style aufzutreten.

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